Verrückte Clara, verärgerter Jauch und Stoibers verfrühter Rücktritt
Das neue Jahr begann für die ARD überhaupt nicht gut, denn überraschte gab Günther Jauch dem Senderverbund einen Korb. Als Nachfolger für Sabine Christiansen wollte der RTL-Star nicht mehr zur Verfügung stehen, weil ihn einige ARD-Obereren „journalistisch exklusiv“ haben wollten, was wohl mit einer Fortführung von «stern TV» nicht vereinbar gewesen wäre. Weiterer Streitpunkt: Die ARD wollte die Zuständigkeit seiner Show den ARD-Chefredakteuren unterstellen.
Jauch sah sich der Gefahr ausgesetzt, zum Spielball der politischen Farbenlehre innerhalb der ARD zu werden. „Was Günther Jauch mit 'politischer Farbenlehre' meint, weiß ich nicht. Redaktionelle Entscheidungen finden in meiner Koordination nicht nach Proporzdenken oder Farbenlehren statt, sondern fußen - je nach Thema und Lage - auf journalistischer Ausgewogenheit“, ließ ARD-Chefredakteur Thomas Baumann wenige Stunden später erklären. Und der damalige SWR-Intendant Peter Voß meinte lapidar: „Ohne Jauch geht es auch.“
Jauch legte persönlich nach: In den vergangenen Monaten habe er sich zunehmend umzingelt gefühlt von „Gremien voller Gremlins“, „Irrlichtern“, „Profilneurotikern“ und „Wichtigtuern“, sagte Jauch. Am Ende wäre er „nur noch hin- und hergeschubst worden als Spielball aller möglichen absurden Interessen, die ich im Zweifel nicht einmal durchschaue“. Weiter äußerte Jauch das Gefühl, dass man ihn an möglichst kurzer Leine lassen wollte. Jeder drittklassige Bedenkenträger habe ein anderes Pflöckchen in den Boden geschlagen.
Bei Sat.1 hatte man derweil ganz eigene Probleme: Um «Deutschland sucht den Superstar» aus dem Weg zu gehen, kündigte der Berliner Sender an, seine eigentlich schon für 20:15 Uhr angekündigte Sendung «Sasha – Die Show» erst 75 Minuten später zu zeigen. Das Vorhaben misslang allerdings ebenso wie die Einführung eines neuen US-Serientages am Donnerstagabend. Gleich zu Beginn des Jahres 2007 legte der Sender mit «Without a Trace» eine Bauchlandung hin. Ein Jahr hielt man durch, ehe die Serie schließlich wieder zurück zu kabel eins wanderte.
Schließlich verlor kabel eins sogar noch eine weitere US-Serie – diesmal wechselte «Cold Case» zu ProSieben, wo die Quoten allerdings meist eher verhalten waren. Auch RTL II hatte im Januar 2007 wenig Glück mit einem Import aus den Vereinigten Staaten: Gleich drei «24»-Folgen am Stück strahlte der Sender am Mittwochabend aus, doch nur selten brachte Hauptdarsteller Kiefer Sutherland den Münchenern wenigstens halbwegs gute Quoten.
Deutsche Serien waren jedoch mindestens ebenso wenig gefragt: So legte ProSieben mit «Verrückt nach Clara» eine völlige Bauchlandung hin. Produzent Nico Hofmann zeigte sich nach der Verlegung seiner Serie ins Nachtprogramm „bitter enttäuscht“. RTL hatte sich derweil mit Sicherheit mehr versprochen von «Post Mortem»: Der Start der neuen Krimi-Serie verlief mit 5,72 Millionen Zuschauern perfekt, doch im Laufe der ersten Staffel rutschte die Krimi-Serie sogar unter den Senderschnitt. Aber man durfte auch jubeln: «Deutschland sucht den Superstar» legte mit mehr als sechs Millionen Zuschauern einen fantastischen Start hin – mehr als 31 Prozent der Werberelevanten sahen den Auftakt zur vierten Runde.
Prominente Unterstützung holte sich unterdessen Tele 5: Der kleine Spielfilmsender engagierte ZDF-Star Thomas Gottschalk und strahlt inzwischen wöchentlich dessen „Film-Kolumne“ aus. Der kurzfristige Start geriet Ende Januar 2007 allerdings mit beinahe nicht messbaren Zuschauerzahlen zum Desaster.
Die „Panne des Monats“ gelang übrigens dem Bayerischen Rundfunk: Der Sender verkündete in einer nächtlichen Sondersendung bereits den Rücktritt von CSU-Chef Edmund Stoiber, der zu dieser Zeit noch um sein Amt als Ministerpräsident kämpfte. „In der Hektik der Live-Sendung wurde aus Versehen ein falsches Band eingelegt und gesendet“, hieß es von Seiten des Senders. Offenbar habe bei dem verantwortlichen Kollegen die Konzentration nachgelassen, da die Sendung zwischen 0:50 Uhr und 1:50 Uhr ausgestrahlt worden war.