«Kreis runde Sache»: Piep, piep

An drei Tagen in der Woche befasst sich unser Kolumnist Alexander Krei mit dem Sinn und Unsinn der Fernsehwelt. Thema heute: Missverständnisse.



Nanu? Schenkt man einer Umfrage Glauben, so versteht niemand mehr die gute, alte „Tagesschau“. Das darf doch nicht wahr sein. Nur die wenigsten Zuschauer wissen etwas mit dem Begriff „Bundesrat“ anzufangen. Und noch viel weniger – also irgendwie alle – haben keinen blassen Dunst, wenn von „Vorteilsabschöpfung“ die Rede ist.



Gut, im Falle der „Vorteilsabschöpfung“ soll an dieser Stelle noch einmal Gnade vor Recht ergehen, denn ohne einen Blick in den „Brockhaus“ oder die alles umfassende und stets lückenlos perfekte Wikipedia bliebe wohl so mancher ratlos auf dem heimischen Sofa zurück, ehe er entgeistert zur „Super Nanny“ zwecks Fremdwort-Entspannung schalten würde.



Dort fallen – Gott sei Dank – noch jene Wörter, die alle verstehen, vom an Analphabetismus leidenden Gossenmenschen bis hin zu Führungsfiguren der DAX30-Unternehmen. Wenn im Programm nur noch schrille Piep-Töne zu hören sind, kann man sich sicher sein: Hier wird noch anständiges Deutsch gesprochen! „[Piep] dich doch, du [piep] [piep]“ versteht wohl jeder.



Was also kann die „Tagesschau“ von den sympathischen, an den Rand unserer Gesellschaft getriebenen Familien lernen, die uns fast wöchentlich bei RTL gezeigt werden? Was benötigt wird, ist eine lebhaftere Sprache, um alle Menschen gleichermaßen zu erreichen. Man darf sich also bereits auf den Tag freuen, an dem Susanne Daubner ihr Publikum mit den Worten „Hi, ihr [piep] [piep]!“ begrüßt. Und seien Sie ehrlich: Sie würden dan auch häufiger wieder einschalten.



Die nächste Ausgabe unserer Kolumne „Kreis runde Sache“ erscheint am Montag - natürlich bei Quotenmeter.de.