Kritik an der Quotenmessung in Deutschland gibt es schon seit eh und je. Kann es denn wirklich sein, dass nur rund 5600 Haushalte abgefragt werden und daraus dann Ergebnisse für die gesamte Bundesrepublik entstehen?
Die Marktforscher und vor allem die Werbenden sagen “Ja”. Zwar kann niemand ganz genau beantworten, welche Abweichungen vom wirklichen TV-Konsum auftreten, aber immerhin läge man ja auch an Wahlabenden bei ersten Hochrechnungen nie so ganz weit daneben.
Zwei Punkte verschleiern die Ergebnisse aber in der Tat: Da wäre zum einen das Public-Viewing bei großen Sportereignissen. Während der Pay-TV-Sender Premiere die Nutzung in den Sportbars mitberechnet, würden während der Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land die Menschen, die ihre Fernseher ausgeschaltet ließen und gemeinsam mit anderen Fans die Spiele sahen, überhaupt nicht berücksichtigt. Fest steht: Hätte man diese Personen mitgezählt, wären die Reichweiten noch einmal deutlich höher ausgefallen.
Und dann kommt die Nutzung von digitalen Festplatten-Rekordern und Vidoegeräten hinzu. In den USA macht dies mittlerweile einen großen Unterschied aus. Bis zu drei Millionen Zuschauer sehen Serienepisoden in den sieben Tagen nach der Ausstrahlungen. Nielsen Media hat diesen Trend frühzeitig erkannt und rechnet diese Werte in die TV-Reichweiten mit ein. Auch in Deutschland erfreuen sich diese technischen Errungenschaften größter Beliebtheit.
Eine genaue Anzahl, wie viele Menschen in Deutschland solche Geräte besitzen, gibt es nicht. Vor allem der Absatz an DVD-Playern und auch -Rekordern hat in den Staaten stark zugenommen. 87 Prozent der Menschen besitzen dort einen DVD-Player. Vier von fünf Menschen sollen in der Lage sein, Sendungsinhalte auf DVD oder Festplatte aufzuzeichnen. In Deutschland ist diese Zahl sicherlich wesentlich geringer - hierzulande haben die Videorekorder noch klar die Nase vorne.
Und deswegen sieht sich die AGF, in der BRD für die Messung der Quoten zuständig, nicht in Eile. Erst im Jahr 2009 sollen die Zuschauer, die sich eine Sendung innerhalb von drei Tagen aufgezeichnet ansehen, mit hinzugerechnet werden. Die Sender dürfte dies überaus erfreuen: Denn sie können in keinem Fall verlieren. Nach drei Tagen erhöht sich die Zuschauerzahl in jedem Fall - oder sie bleibt konstant, was der worst case wäre.
Deswegen befürwortet RTL diese neue Messung auch, wie ein Sprecher gegenüber Quotenmeter.de verriet. Für die Berichterstattung hat dies wohl keine allzu große Bedeutung: Weil die endgültigen Zahlen dann erst nach vier Tagen vorliegen, wird den Live-Quoten wohl weiterhin die größte Bedeutung zu Gute kommen.
12.12.2007 13:00 Uhr
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Manuel Weis