Seit Montag wird in den USA gestreikt - bereits diese Woche stellen viele Serien ihre Produktion ein.
In den Vereinigten Staaten von Amerika streiken die Film- und Serienautoren weiter, da noch keine positiven Verhandlungsergebnisse vorliegen. Nun gibt es die ersten Auswirkungen auf das Fernsehjahr 2007/2008, denn einige Serien werden nicht wie geplant ausgestrahlt. So zeigt der Network ABC bereits ab Ende November 2007 sehr viele Weihnachtsspecials im Programm. Newcomer «Pushing Daisies» (Bild) weicht vorerst einigen Specials und die Freitags-Serien «Men in Trees» und «Women’s Murder Club» werden durch Filme ersetzt. Am 30. November 2007 steht zunächst die Wiederholung des Spielfilms «Der Polarexpress» auf dem Programm.
Unterdessen hat FOX den Start der neuen «24»-Staffel auf unbestimmte Zeit verschoben. Schon vor dem Streik hatte man Probleme mit der Storyline, mit der die Macher nicht zufrieden waren. Ein weiterer Tag im Leben von Jack Bauer sollte wieder an die Qualität der vorherigen Staffeln anknüpfen und ab Januar 2008 ohne Wiederholungen Woche für Woche ausgestrahlt werden.
Unterdessen unterbricht NBC die Ausstrahlung von «The Office» (Bild) nach dem 15. November 2007. Andere NBC-Serien wie «Law & Order: SVU» haben die Produktion bereits eingestellt, die ABC-Serie «Desperate Housewives» dreht am 9. November 2007 ihre letzten Szenen. Sechs andere Sitcoms, unter anderem «Two and a Half Men» und «The New Adventures of Old Christine», haben in dieser Woche die Produktion eingestellt. Zwar liegen dem US-Sender NBC viele Drehbücher von «The Office» vor, doch der Hauptdarsteller Steve Carell, der auch Autor ist, erschien nicht zum Dreh. Schreiber und Darsteller der beliebten NBC-Sitcom haben auf YouTube ein Video veröffentlicht, in dem sie ihre Situation darstellen. „Du schaust das im Internet – ein Ding, das uns keinen Dollar bezahlt“, sagte Mike Schur in diesem Video.
Seit Montagnacht haben die 12.000 Autoren der Writers Guild of America ihre Arbeit niedergelegt. Auch einige Showrunner und Produzenten unterstützen die Autoren, deshalb pausieren auch diese mit ihren Tätigkeiten. Laut E!Online werden im Fernsehjahr 2007/2008 nur acht statt sechszehn «Lost»-Folgen abgedreht und ausgestrahlt. Zwar stehen der Serie genügend fertiggestellte Drehbücher zur Verfügung, aber die ausführenden Produzenten Damon Lindelof und Carlton Cuse streiken.
Beim Marktführer CBS werden solche Aktionen nicht hingenommen, der Sender schrieb all seine Showrunner an und teilte ihnen mit, dass man rechtliche Schritte einleiten wird, falls man seinen Tätigkeiten nicht nachkommt. Als Autoren erlaubt man ihnen das Streiken, jedoch muss die Arbeit der Produzenten nahtlos weitergehen. Jedoch haben sich die 115 CBS-Showrunner zusammen geschlossen: Sollte jemand rechtlich belangt werden, würde man den Aufstand – selbst nach einer Tarifeinigung – weiter fortsetzen.
Doch die Forderungen der Autoren sind aus Sicht der Filmstudios anscheinend völlig übertrieben. Denn bislang konnte man sich nicht einigen, wie es mit der digitalen Verbreitung von Shows voran geht. Allen voran möchten die Serienschreiber von den Einnahmen profitieren, denn die Nutzung von Shows auf iPods und Handys steigt stetig an.
„Wir sind sehr besorgt, dass unsere Show nach dem Streik weiter geht“, sagte Josh Schwartz der New York Times. Der Erfinder von «O.C., California» arbeitet derzeit an «Gossip Girl» (The CW) und «Chuck» (NBC), „Wir haben Verständnis für die Writers Guild, aber (…) ich habe echte Verpflichtungen gegenüber meinen Shows“.
Die Fernsehzuschauer mögen Kontinuität und deshalb setzen die US-Sender schon seit Jahrzehnten auf 22-teilige Staffeln. Durch den Streik werden viele Serien gekürzt, manche haben dadurch nicht die Möglichkeit, sich komplett zu entfalten. In Amerika sind gute Geschichten gleich zweifach wichtig: Einerseits möchte man somit viele Zuschauer fesseln, andererseits sollen die Produktionen auch weltweit vertrieben werden.
09.11.2007 12:16 Uhr
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Fabian Riedner
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Quelle: New York Times, Variety, E!Online, Hollywood Reporter