Im Alter von 65 Jahren ist Schauspielerin Evelyn Hamann gestorben. An der Seite von Loriot hat die Hamburgerin Fernsehgeschichte geschrieben.
Die Nachricht vom Tod der Schauspielerin Evelyn Hamann hat am Montag ganz Deutschland erschüttert. Einem großen Fernsehpublikum wurde Hamann als kongeniale Partnerin von Vicco von Bühlow in den Loriot-Sketchen bekannt.
Mit unbewegter Miene und hanseatisch trockenem Humor schrieb sie Fernsehgeschichte als Fräulein Hildegard im Liebes-Clinch mit ihrem steifen Chef oder beim Date mit einem eitlen Verehrer, dem eine Nudel hartnäckig im Gesicht klebt, sowie als Frau Hoppenstedt mit dem Jodeldiplom. Einer ihrer bis heute populärsten Sketche zeigte sie als Fernsehansagerin, die die britische Krimi-Serie «Die zwei Cousinen» präsentieren möchte und dabei wegen der anspruchsvollen Artikulation des Textes fast einen Nervenzusammenbruch erleidet, aber letztlich die Contenance bewahrt.
Ihre Zusammenarbeit mit Loriot setzte Hamann in den Jahren 1988 und 1991 fort: Sie spielte die Hauptrolle in den Spielfilmen «Ödipussi» und «Pappa ante Portas». Bis heute genießen die Produktionen Kultstatus. Das gilt für die ARD-Serie «Adelheid und ihre Mörder»: Hamann spielte darin ab 1993 an der Seite von Heinz Baumann, Tilo Prückner und Gisela May die Hobbydetektivin Adelheid Möbius.
Immer wieder stellte Hamann in ihrer Karriere ihre Wandlungsfähigkeit unter Beweis – nicht nur in den Loriot-Sketchen, sondern auch im Rahmen ihrer ZDF-Reihe «Evelyn Hamanns Geschichten aus dem Leben», die zwischen 1992 und 2005 produziert wurde.
Hamann stammte aus einer Musikerfamilie. Der Vater Bernhard Hamann war Geiger, Konzertmeister des NDR-Sinfonieorchesters und Gründer des Hamann-Quartetts, die Mutter war Sängerin und Musikpädagogin, ihr verstorbener Bruder Gerhard Hamann war Professor für Violoncello an der Musikhochschule Trossingen.
NDR-Intendant Prof. Jobst Plog zum Tod der Schauspielerin: „Evelyn Hamann hat sich vor allem durch ihren Humor in das kollektive Gedächtnis der Deutschen gespielt. Sie war eine Darstellerin, die ihre Figuren mit größter Präzision und äußerst liebevoll gestaltet hat - und eine Kollegin, die trotz ihrer Bekanntheit nie viel Aufhebens um sich gemacht hat.“
Fritz Raff, ARD-Vorsitzender und SR-Intendant: „Evelyn Hamann war eine große Schauspielerin und Komödiantin. Mit Ihrem unglaublichen Talent, ihrer enormen Wandlungsfähigkeit und ihrem Humor hat sie über Jahrzehnte hinweg alle Generationen bestens unterhalten und deutsche Fernsehgeschichte geschrieben. Ihr Publikum wird sie nicht vergessen. Die ARD wird ihr ein ehrendes Angedenken bewahren.“
ARD-Programmdirektor Günter Struve: „Der Tod von Evelyn Hamann macht mich betroffen. Evelyn Hamann war eine brillante Schauspielerin. Als Partnerin von Loriot bekannt geworden, baute sie sich bald eine eigene und außergewöhnliche Karriere auf. Ihre Markenzeichen waren ihr hanseatisch-trockener Humor und ihr spröder Witz, mit dem sie in immer neuen Rollen ihr Publikum begeisterte. Die Figur der ‚Tippse’ Adelheid Möbius von ‚Mord Zwo’ war dabei sicher eine ihrer Glanzrollen, die sie unvergesslich machen.“
Die Schauspielerin erhielt während ihrer Karriere unter anderem die „Goldene Kamera“ und den Bayerischen Fernsehpreis. Für ihre Rolle in «Adelheid und ihre Mörder» (Foto oben) wurde sie zur „Ehrenkommissarin“ der bayerischen Polizei ernannt. Sie lebte bis zuletzt zurückgezogen in Hamburg. Im Alter von 65 Jahren starb sie nun in der Nacht zu Montag nach kurzer und schwerer Krankheit.
29.10.2007 12:30 Uhr
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Alexander Krei