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Die Kritiker: «Psych»

Story:
Shawn Spencer besitzt eine besondere Gabe: Da er von Kindesbeinen an von seinem Vater darauf gedrillt wurde, jedes noch so unscheinbare Detail in seiner Umgebung wahrzunehmen, ist der Sohn eines Polizisten als junger Erwachsener mit einem nahezu fotografischen Gedächtnis ausgestattet. Er nimmt Unregelmäßigkeiten und kleinste Auffälligkeiten wahr und kann mit Hilfe seines analytischen Denkvermögens in Sekundenschnelle eine Sachlage erfassen - und Mordfälle aufklären. Shawn reicht eine Berichterstattung in den Nachrichten - eine verräterische Handbewegung hier, ein falsch geknöpftes Kleidungsstück dort - und der Fall ist gelöst.

Auf diese Weise knackt Shawn auch einen bis dato ungeklärten Mord. Überzeugt, den Täter überführt zu haben, ruft Shawn bei der Polizei an und gibt dort sein persönliches Ermittlerergebnis zum Besten. Wie sich herausstellt, hat Shawn Recht. Aber wie konnte er an die Informationen gelangen? Ist er etwa ein Insider und selbst in den Mordfall verwickelt?

Die Polizei lädt Shawn zum Verhör. Weder Witz noch Charme können ihm aus der misslichen Lage helfen oder plausibel erklären, wie er den Täter ausmachen konnte. Auf halbem Wege ins Gefängnis kommt ihm die Idee: Er gibt sich als Hellseher aus, der den Mordfall 'gesehen' hat. Garniert mit ein paar listigen Tricks erscheint Shawn tatsächlich als Mann mit übersinnlichen Fähigkeiten. Auch wenn Detective Carlton Lassiter fortan zu seinem größten Kritiker wird, Shawn Spencer muss nicht ins Gefängnis.

Darsteller:
James Roday («Miss Match» ist Shawn Spencer
Corbin Bernsen («L.A. Law») ist Henry Spencer
Dulé Hill («The West Wing») ist Burton “Gus” Guster
Timothy Omundson («Jericho») ist Detective Carlton Lassiter
Maggie Lawson («Party of Five» ist Juliet O’Hara
Kirsten Nelson («Larency») ist Chief Karen Vick

Kritik:
Obwohl «Psych» nie gegen «Monk» im Programm antreten wird, im Gedächtnis der Zuschauer wird sich die neue Serie bei RTL mit dem skurrilen Detektiv messen lassen müssen. Die Ähnlichkeit beider Seriewn kommt im Übrigen nicht von ungefähr. Beide Serien laufen in den USA beim Kabelsender USA Network. Weil «Monk» dermaßen erfolgreich war, wollten die Verantwortlichen gern eine weitere Stunde in der Woche mit einer witzigen Krimi-Serie bespielen. Das verbindet beide Sendungen. Ein Mordfall und ein Löffelchen Witz sind in allen Episoden vorhanden.

Das war es dann aber schon an Gemeinsamkeiten – was ausdrücklich gewollt an. Es war schließlich niemandem daran gelegen, eine Kopie von «Monk» auf die Beine zu stellen. Die Möglichkeiten, einen Kommissar oder Ermittler witzig erscheinen zu lassen, sind allerdings begrenzt. Wohl auch deswegen gibt es nur ganz wenige Serien mit schrulligen Polizisten - «Columbo» lässt grüßen. Eben weil die beste Idee schon mit «Monk» besetzt war, mussten die Macher ausweichen – und ein Ausweichmanöver kann nie so erfolgreich sein wie der Weg geradeaus.

So kann «Psych» mit dem großen Vorbild nicht mithalten. Nett anzuschauen ist die Serie aber allemal. Sie kommt zunächst wesentlich jünger daher als «Monk», was letztlich am Alter der Hauptcharaktere liegen dürfte. Dies nutzten die Macher aber nicht aus – die Serie ist weder tempo- noch actionreicher, was allerdings nicht zwingend negativ bewertet werden muss. Das Zusammenspiel der beiden Hauptprotagonisten Shawn Spencer und Gus hat durchaus seine Reize. Die Zuschauer können sich im Verlauf der ersten Staffel sicherlich noch auf einige witzige Momente freuen. Man möchte fast sagen, dass dieses Miteinander das am deutlichste Plus der Serie ist.

Die Grundstory an sich ist ohnehin eher ungewöhnlich: Spencer ist seit frühester Kindheit darauf trainiert, Dinge detaillierter und besser wahrzunehmen als normale Menschen – wohl auch, weil er die genetischen Voraussetzungen dafür besitzt. Diese Fähigkeiten führen aber dazu, dass er einer Straftat bezichtigt wird. Um nicht in den Knast zu wandern, muss er zur Notlüge greifen, er sei Hellseher. Fortan gilt es, diese Tarnung aufrecht zu erhalten. Es entsteht ein recht witziges Katz- und Maus-Spiel zwischen ihm und den eigentlichen Ermittlern, das mit gleich zwei Fällen garniert wird. Einerseits dreht sich die Folge um eine Entführung oder ein seltsames Verschwinden, später kommt sogar noch Mord hinzu.

In jeder guten US-Krimi-Serie gibt es neben den eigentlichen Fällen eine gut ausgearbeitete Nebenhandlung. In «Psych» dreht sich diese um das schwierige Verhältnis zwischen Shawn und dessen Vater, der wohl nie wirklich stolz auf seinen Sohn war. Shawn leidet darunter, vor allem als er erfährt, dass sein Dad wieder in der Stadt ist. An manchen Stellen wirkt diese Handlung im Pilotfilm etwas fehl am Platze, dennoch bietet sie im Verlauf der Staffel sicherlich noch viel Potential, wenn man es denn geschickt ausschöpft.

Warum aber kommt «Psych» nicht an «Monk» heran? Zunächst einmal ist die gefühlte Witzdichte wesentlich geringer. Tony Shalhoub schafft es allein schon durch Mimik und Gestik oder eine winzige Bewegung (zum Beispiel das Antippen von Pfosten) ein Schmunzeln in das Gesicht der Zuschauer zu zaubern. Dies gelingt «Psych»-Hauptdarsteller James Roday nicht. Bei «Psych» muss also wirklich etwas gesprochen werden um einen Gag zum Zuschauer zu transportieren. Das macht die Sache nicht unbedingt einfacher.

Und dann kommen die Nebencharaktere hinzu, die bei «Psych» blasser wirken als bei «Monk». Sei es die Polizeichefin oder die anderen Ermittler – mit Natalie, Disher und Co. können sie nicht mithalten. Dass alles macht die neue Serie keineswegs schlecht, sie bleibt aber wohl der etwas kleinere Bruder. Das Einschalten ist dennoch zu empfehlen, denn im Großen und Ganzen weiß die neue Serie zu gefallen. Weil diese gewisse Nähe zu «Monk» besteht, muss sich RTL wohl keine sonderlich großen Sorgen um die Quoten machen.

RTL zeigt ab dem 30. Oktober 2007 immer dienstags um 22.15 Uhr die erste Staffel von «Psych».
26.10.2007 12:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/23118
Manuel Weis

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Tags

Psych

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