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US-Autorenstreik und seine Folgen

Am 01. November 2007 wollen die amerikanischen Drehbuchautoren streiken und bedrohen somit laufende Serien.

Im amerikanischen Fernsehgeschäft ist die Lage derzeit sehr angespannt, denn es kündigt sich nun ein Streik der Drehbuchautoren an. Ihre Forderung nach neuen Tarifverträgen könnte einigen Sendern einen Strich durch Rechnung machen.

Nahezu alle Autoren sind in der Writers Guild of America, die Gewerkschaft möchte am 01. November 2007 mit dem Streik beginnen. Ein Streikende wurde bislang noch nicht kommuniziert, denn bislang schalteten die Fernsehstationen und Produktionsstätten auf Stur. Dadurch könnte die Serienproduktion in Amerika bis auf wenige Ausnahmen lahm gelegt werden. Animierte Serien, deren Storys schon lange geschrieben wurden, werden die Zuschauer weiterhin mit neuen Folgen erfreuen. Auch auf Reality-Shows wie «Supernanny» und «The Bachelor» wird vermehrt gesetzt.

Sollte es zu einem langen Streik kommen, kann The CW gute Karten vorweisen. Neben den derzeitigen Shows «America’s Next Top Model» und «The Beauty and the Geek» hat man die drei Formate «Pussycat Dolls Present», die amerikanische Version von «Bauer sucht Frau» und «Crowned», eine Show über schwangere Models, in der Hinterhand.

Um die Ausgaben im Falle eines Flops gering zu halten, ordern die Fernsehanstalten immer nur wenige Episoden der großen Primetime-Serien. Im Laufe des Fernsehjahres werden meist zahlreiche weitere Drehbücher bestellt. Selbst Late-Night-Shows wie «Late Show with David Letterman» bei CBS oder «The Colbert Report» bei Comedy Central wären von einem Streik stark betroffen. Denn ohne Gag-Autoren sind die meisten Entertainer aufgeschmissen. Deshalb zeigte man beim letzten Streik zunächst monatelang Wiederholungen alter Aufzeichnungen. Nachdem man mit neuen Ausgaben gestartet war, verzichtete man zunächst auf den Eröffnungsdialog.




Ebenfalls problematisch wird es im Tagesprogramm, denn Soaps wie «The Young and the Restless», die täglich von bis zu sechs Millionen Amerikanern verfolgt werden, lassen sich nur schlecht wiederholen. Die Networks teilten der Presse unterdessen mit, dass man bei ernsthaften Problemen vermehrt auf Nachrichten und Sportübertragungen in der Daytime setzen wird.

Problematisch wird es für Drama-Serien, die die Fernsehsender mittlerweile ohne Wiederholungen ausstrahlen. Wenn die neue «Lost»-Staffel im Februar 2008 beginnt und nur die Hälfte der Scripts vorliegen, muss sich ABC entscheiden: Beginnt man mit der Ausstrahlung oder wartet man bis alle Folgen vorliegen?

Warren Littlefield, ein unabhängiger Produzent und früherer NBC-Präsident, erinnert sich an den letzten Autorenstreik von 1988 und meint, dass die Networks auch in diesem Jahr mit Specials geschickt die Programmlöcher stopfen können. So wurde damals das CBS-Nachrichtenmagazin «48 Hours» in den Streikwochen geboren. Im Hause NBC spielt man derzeit mit dem Gedanken, die britische Version von «The Office» auszustrahlen. Vielleicht werden sich die Sender bei der kommenden Arbeitsniederlegung wieder kreativ zeigen: So nahm FOX seine Polizei-Show «Cops» aus dem Lokalprogramm und steckte es in die Primetime, wo die Show heute noch erfolgreich läuft.

Ein Blick ins Jahr 1988 zeigt, wie dramatisch sich ein Autoren-Streik auswirken kann. Am 07. März 1988 stellten neuntausend Angestellte ihre Arbeit ein und fast jede Staffel einer Serie wurde um ein paar Episoden gekürzt. „Es war sehr ungewöhnlich jetzt zu stoppen“, sagte Harry Hamlin, Star von «L.A. Law», damals der "New York Times", „Eines Tages kamen wir ins Studio und es wurde gesagt: ‚Das war es Leute‘. Ich ging hinaus ohne mit der Wimper zu zucken.“

Die damalige Hit-Serie «Cheers» kam mit einem blauen Auge davon: „(…) der Streik kam gerade noch rechtzeitig“, sagte Co-Erfinder Les Charles. Obwohl man eine Folge der Episode nicht verfilmte, konnte man das Staffelfinale aufzeichnen.

In Deutschland dürfte es wohl nie zu einem Streik kommen, wie Katharina Uppenbrink vom Verband deutscher Drehbuchautoren auf den Punkt bringt: „Streiken hundert, warten hundert andere, die Aufträge ihrer Kollegen entgegenzunehmen.“. Gegenüber der Wochenzeitung "Die Zeit" sagt sie: „Viele Autoren können in Deutschland aus finanziellen Gründen nicht ans Streiken denken. Es gibt in den USA eine andere Organisationskultur: Aufgrund vertraglicher Verpflichtungen müssen so gut wie alle Autoren der Writer's Guild of America angehören. Dadurch agieren die Autoren geschlossener und haben mehr Macht. In Deutschland gibt es keine derartige Verpflichtung, nicht mal einen flächendeckenden Tarifvertrag.“

Da fast alle Drehbuchautoren Mitglied bei Writers Guild of America sind und die Networks auf gescriptete Serien setzen wollen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die neuen Tarifverträge unterschrieben sind. Solange müssen sich die Amerikaner mit Reality-Shows und Wiederholungen zufrieden geben. In Deutschland dürfte man mit Ausnahme von kürzeren Staffeln nichts bemerken.
25.10.2007 12:15 Uhr Kurz-URL: qmde.de/23099
Fabian Riedner  •  Quelle: New York Times

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Autorenstreik

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