Marco Schreyl versprach eine dramatische Show, doch ganz so schlimm wurde es dann doch nicht. Ein Kommentar zur neuen RTL-Sendung, die am Samstag Premiere feierte.
„Es wird laut, es wird spannend, es wird dramatisch.“ Mit diesen Worten begrüßte Marco Schreyl am Samstag sein Publikum zur neuen RTL-Show «Das Supertalent». Das Tolle an der Sendung: So gut wie jeder hat hier die Chance, den Titel zu ergattern und ganz nebenbei noch 100.000 Euro einzustecken.
Menschen aller Altergruppen versuchen, die Jury von ihrem Talent zu überzeugen. Da waren beispielsweise Turnerinnen, die das Haltbarkeitsdatum längst überschritten hatten und ein Bauchredner, der es nicht schaffte, den Mund beim Sprechen geschlossen zu halten. Aber auch kleine Kinder, die so süß waren, dass Jurorin Ruth Moschner einige Male mit den Tränen zu kämpfen hatte. Und wenn es ihr und ihren Kollegen, Zirkusdirektor André Sarrasani und dem unvermeidlichen Dieter Bohlen, zu bunt wurde, hatten sie ja immer noch die Möglichkeit, ein X einzulegen und damit die Darbietung zu beenden.
Und das war auch häufig nötig. Da musste ein kleines Mädchen mit einem Bein auf der Hand ihrer Mutter zu stehen versuchen oder eine ältere Dame zusammen mit ihren Hunden jodeln. Doch schnell verlor man als Zuschauer den Überblick, denn RTL rauschte im ICE-Tempo durch die Darbietungen - schließlich sollte nach 75 Minuten inklusive Werbung schon wieder Schluss sein. Durchaus auch vorteilhaft, besonders schlechten „Talenten“ – anders als bei „Deutschland sucht den Superstar“ – nur eine kleine, wenige Sekunden dauernde Plattform zu geben, doch von einigen Auftritten hätte man sich durchaus wiederum längere Sequenzen gewünscht.
Oder waren selbst die auf den ersten Blick guten Darbietungen in Wirklichkeit so grauenhaft, dass wir eigentlich froh sein konnten, den Leistungen nicht länger beiwohnen zu müssen? Ohnehin fällt auf: Die Flop-Rate der Kandidaten war ausgesprochen hoch, viel Gutes gab es dagegen nicht zu sehen. Wo waren die von Marco Schreyl im Vorfeld angekündigten tausende Kandidaten, die uns zum Staunen, Weinen und Lachen bewegen würden, wie er versprach. Gut, ein sechsjähriger Trompeter, der „Die ungarischen Tänze“ darbot, war unterhaltsam oder ein Mann, der wie Micky Maus sprach – aber sonst? Ein einziger Gemischtwarenladen mit Produkten von nebenan.
Sollen das wirklich die „Supertalente“ gewesen sein, die der Show letztlich den Namen gaben? Ein wenig enttäuscht konnte man nach dem Anschauen schon gewesen sein – erst recht, wenn man sich manche Kandidaten der internationalen Versionen zu Vergleichen heranzieht. Aber zu große Erwartungen waren ohnehin fehl am Platze: Eine Reduzierung der Show auf drei Folgen ließ nämlich schon alles andere als Gutes verheißen. Immerhin nahm sich die Show nicht zu ernst – es sei denn, Marco Schreyl hatte gerade einen seiner unnötigen Backstage-Auftritte.
Zu guter Letzt blieben dann doch noch zwei Fragen übrig: Wieso war Fremdkörper Mark Medlock zu Gast und weshalb endete die Show plötzlich, obwohl alles so aussah, als befände man sich gerade mitten im Geschehen? Lediglich ein Abspann, keine Verabschiedung und dann: „Die ultimative Chart Show“. Offenbar sind die Talente noch schneller ausgegangen als zuerst gedacht. Aber nein: Es gibt ja noch eine weitere Ausgabe. Und da wird bestimmt alles viel besser.
21.10.2007 11:33 Uhr
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Alexander Krei