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TV-Falle Telenovela: Das Ende von «Verliebt in Berlin»

Heute Abend beendet Sat.1 nach 645 Folgen das Kapitel „Telenovela“. Hinter «Verliebt in Berlin» liegt ein enttäuschendes Jahr mit vielen Rückschlägen. Quotenmeter.de blickt zurück.

Wie gerne wird man bei Sat.1 an die goldenen Zeiten von «Verliebt in Berlin» zurückdenken. Als Alexandra Neldel noch die Hauptrolle innehatte, holte die Serie fast durchgehend Marktanteile von mehr als 20 Prozent in der Zielgruppe – und das am sehr schwierigen Vorabend. Insgesamt erzielte die Telenovela nur in zwei Wochen einen niedrigeren Durchschnittswert als 20 Prozent; dazu zählt übrigens auch die Premieren-Woche.

Dass eine Telenovela hierzulande nie wieder über sieben Millionen Zuschauer anlocken würde, wie das große Finale, das Sat.1 Anfang September 2006 lautstark zelebrierte, war wohl allen Verantwortlichen des Senders klar. Natürlich gab es direkt danach die Fortsetzung – diesmal mit Tim Sander in der Hauptrolle. Auch diese Entscheidung war durchaus verständlich, etablierte sich der Name «Verliebt in Berlin» innerhalb von nur anderthalb Jahren doch zu einer wichtigen Marke für den Sender.

Zweifel gab es dennoch, wie der ehemalige Sat.1-Chef Roger Schawinski (Foto) in seinem kürzlich erschienenen Buch „Die TV-Falle“ zum Ausdruck brachte. „Heftige Wortgefechte“ habe es mit dem mächtigen Konzernbesitzer Haim Saban gegeben, der auf eine Fortsetzung pochte. „Wenn es ein Erfolg wird, wirst du sagen, dass es deine Idee gewesen ist. Wenn es nicht funktioniert, dann war ich der Schuldige“, schreibt Schawinski und fügt hinzu: „Ich antwortete nicht. Doch ich wusste bereits in jenem Moment, dass genau das Gegenteil geschehen würde – und ich irrte mich nicht.“

Dabei begann alles ganz viel versprechend: 3,30 Millionen Menschen ließen sich auf die Geschichten mit Lisa Plenskes Halbbruder Bruno ein, der Marktanteil lag in der Zielgruppe am Premieren-Tag bei tollen 21,8 Prozent und damit sogar über dem Wert, den «Verliebt in Berlin» am ersten Neldel-Tag einfuhr. Euphorie war angesagt, doch die Freude hielt nicht wirklich lange. Schon nach fünf Tagen war man bei weiterhin sehr guten 17,5 Prozent angekommen, fast eine Million Zuschauer waren zu diesem Zeitpunkt verloren gegangen.

Der erste Schock dürfte schließlich nach zwei Monaten gekommen sein, denn erstmals erzielte «Verliebt in Berlin» im Wochenschnitt nur magere 11,0 Prozent Marktanteil bei den Werberelevanten. Da tröstete es kaum, dass die zeitgleich gestartete RTL-Soap «Alles was zählt» ebenfalls weit hinter den Erwartungen ihres Senders zurückgeblieben war. Nur äußerst selten kratzte die tägliche Serie am Schnitt von RTL, doch fortan lag das Glück auf der Seite der Kölner. Zwar bewegten sich die Marktanteile auch weiterhin in einem sehr beschaulichen Rahmen, immerhin zeigte der Trend aber nach oben.




Das konnten die Kollegen von Sat.1 nicht behaupten, lagen die Marktanteile des einstigen Quoten-Hits doch am Ende des Jahres im Schnitt bei weniger als zehn Prozent, Mitte Januar musste sich «Verliebt in Berlin» sogar mit einstelligen Marktanteilen zufrieden geben. Was lag näher, als Alexandra Neldel noch einmal zurückzuholen? „Ich glaube, es ist für beide Seiten klasse“, sagte die Schauspielerin, als ihr gut dreiwöchiges Comeback beschlossene Sacher war. „Natürlich wünschen wir uns, dass ein paar alte Fans aus Neugier wieder einschalten, um zu sehen, was aus Lisa geworden ist.“

Gründe für den starken Quotenrückgang seit der Hochzeits-Folge kennt Alexandra Neldel nicht: „Vielleicht waren die Zuschauer nach dem Abgang von Lisa einfach noch nicht so schnell bereit für eine neue Geschichte und mussten sich erstmal an das Neue gewöhnen. Es gibt jetzt eine neue Liebesgeschichte, und ich denke, dass es wieder funktionieren dürfte, ganz unabhängig davon, ob ich jetzt komme oder nicht“, so Neldel weiter. In erster Linie war aber die Schauspielerin für einen kurzzeitigen Höhenflug der Telenovela verantwortlich: Als sie Mitte April wieder zu sehen war, schalteten sofort eine Million Menschen zusätzlich ein, der Marktanteil sprang in der Zielgruppe von zuletzt zehn auf knapp zwanzig Prozent.

Doch nicht mal Alexandra Neldel konnte «Verliebt in Berlin» noch retten, denn zwischenzeitlich gingen die Marktanteile sogar wieder auf schwache elf Prozent zurück. Nach ihrem endgültigen Abgang war das Ende der Telenovela dann auch praktisch besiegelt: Nur noch selten fuhr der einstige Vorabend-Hit mehr als elf Prozent Marktanteil beim jungen Publikum ein – teilweise fiel man sogar unter die Marke von neun Prozent. Heute Abend läuft nun die allerletzte Folge. Wieder gibt es eine Hochzeit. Doch viel mehr als zweieinhalb Millionen Menschen dürften diesmal kaum zu gewinnen sein. Vielleicht gibt es in einigen Jahren schon ein Wiedersehen mit den Protagonisten der Serie – in der neuen Sat.1-Reihe, die am Montag auf dem Sendeplatz um 19:15 Uhr mit dem passenden Titel „Verdammt lange her“ starten wird.
12.10.2007 09:15 Uhr Kurz-URL: qmde.de/22809
Alexander Krei

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Verliebt in Berlin

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