Nicht nur in Spanien, sondern auch auf der ganzen Welt blicken Fans der spanischenFußballliga derzeit häufig in die Röhre. Viele Spiele werden nicht im Fernsehen übertragen.
Man unterstellt den Südländern hin und wieder eine gewisse Lockerheit, was viele Dinge betrifft. Möglicherweise nehmen es so manche auch nicht ganz genau mit dem Bezahlen von Rechnungen oder anderen Dringlichkeiten. Im Fußball ist das ganz ähnlich. Hier ist Italien ein unschönes Paradebeispiel. Hoch verschuldete Vereine bekommen hier trotz dickem Minus auf dem Konto weiterhin Lizenzen, um in den Ligen spielen zu können.
Dass man bei Zahlungsrückständen aber auch mächtig in die Enge kommen kann, erlebt derzeit das spanische Medienunternehmen Mediapro. Seit mehreren Wochen ist in Spanien ein erbittert geführter Kampf um die TV-Rechte der besten Liga der Welt entbrannt. Und darum geht es: Die Firma Mediapro ist derzeit im Besitz der Ausstrahlungsrechte von acht Vereinen der Liga. Zaragoza, Racing de Santander, Athletic de Bilbao, Sevilla, Villarreal, Levante und Murcia. Der zur Mediapro gehörende Free-TV-Sender la Sexta zeigt am Samstagabend um 22.00 Uhr ein Live-Spiel der Liga.
Alle anderen Vereine spielen im Programm des großen Konkurrenten: Der Firma Audiovisual Sport, ein Tochterunternehmen von Sogecabel, die den Digitalkanal Digital Plus betreiben. Wie zu hören ist, hat Mediapro aber angeblich noch Schulden in Höhe von 58 Millionen Euro beim Konkurrenten Audiovisual Sport. Das Problem: Bei Mediapro will man davon offenbar nichts wissen und somit auch nicht zahlen.
Dass das der Gegenseite nicht gefällt, ist selbstverständlich. Und so kam es wie es kommen musste: Audiovisual Sport hat die Erlaubnis zur Ausstrahlung von Spielen vorerst eingefroren. Nicht nur einmal ist es deswegen zu Spielplanänderungen gekommen – Mediapro darf derzeit ausschließlich Spiele zeigen, in denen eben nur die acht oben genannten Mannschaften auf dem Platz stehen. Im Gegenzug verbot Mediapro dem Unternehmen Audiovisual Sport Spiele im Pay-per-View-Angebot zu zeigen, an denen eine bei Mediapro unter Vertrag stehende Mannschaft zu sehen ist.
Für die internationale Distribution des Fernsehsignals ist Mediapro verantwortlich. Diese werden jedoch oftmals nicht freigegeben – offenbar möchte das Unternehmen seinem Konkurrenten damit eins auswischen. Welche Konsequenzen arena, der derzeitige Rechteinhaber in Deutschland, der die Spiele an Premiere sublizensiert, aus dem Chaos ziehen wird, ist nicht klar. Es ist jedoch davon auszugehen, dass arena für nicht gezeigte Spiele nicht allzu gerne zahlen wird. Auf
Eine Lösung ist bislang nicht in Sicht. Beide Firmen bemühen Anwälte, die aber wohl nicht wirklich interessiert sind, das Problem zeitnah zu lösen. Welche Auswirkungen hat dies auf Deutschland? Zu sehen sind die Live-Spiele der Primera Division beim Pay-TV-Kanal Premiere – oder eben nicht. Vier Partien pro Wochenende waren eigentlich geplant, oftmals können davon aber nur zwei gezeigt werden. Verständlich, dass man in München darüber nicht glücklich ist. Dafür könne man aber nichts, sagte ein Premiere-Sprecher.
So ist es derzeit also völlig offen, wie lange das Chaos in der spanischen Liga noch anhält. Auf Quotenmeter.de-Anfrage wollte sich keine der beteiligten Firmen zu den Vorfällen äußern. Eines dürfte die Fans aber beruhigen: Spätestens in der kommenden Saison dürften die Fronten geklärt sein. Die Firma Mediapro hat sich für die Spielzeit 2008/2009 die TV-Rechte an fast allen Erst- und Zweitligavereinen Spaniens gesichert. Dafür griff man allerdings richtig tief in die Tasche. Medienberichten zufolge kosteten die Übertragungsrechte des FC Barcelona und Real Madrid allein schon jeweils eine Millarde Euro. Zum Vergleich: Die deutsche Fußball-Bundesliga strebt ab 2009 500 Millionen Euro für alle Spiele der ersten und zweiten Liga an.
09.10.2007 13:00 Uhr
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Manuel Weis