StoryJenny und ihre Kollegen Brehm und Wolfer tappen zunächst im Dunkeln. Bei dem Unfallopfer handelt es sich um Dieter Janda, einen ehemaligen Hauptkommissar im Drogendezernat. Steht hinter der Fahrerflucht womöglich ein gezielter Racheakt oder war Janda nur zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort? Bei ihren weiteren Ermittlungen stellt sich schnell heraus, dass der Wagen Nils Onkel, dem Hamburger Juristen Hein Steenberg, gehörte. Nils hatte den Wagen jedoch am Unfalltag als gestohlen gemeldet und war ja nachweislich zur Tatzeit in der Prüfung zum zweiten Staatsexamen: ein absolut wasserdichtes Alibi.
Von einem Kollegen des Nachbardezernats erhalten Jenny und ihre Kollegen den Hinweis, dass sich der gestohlene Wagen bereits auf dem Frachtschiff nach Afrika befindet. Die Spur führt zu Klaus Poschmann, einem dubiosen Hamburger Geschäftsmann, der schon seit längerem verdächtigt wird, Autoschiebereien im großen Stil zu organisieren. Als sich herausstellt, dass ausgerechnet Dieter Janda vor wenigen Jahren gegen Poschmann wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz ermittelte, glauben Brehm und Wolfer, den Fall abschließen zu können.
Aber Poschmanns Anwalt hat vorgesorgt. Er präsentiert den Ermittlern überraschend einen Entlastungszeugen: den Afrikaner Mamadou, der Unfall und Fahrerflucht gesteht. Doch kaum, dass Poschmann außer Verdacht ist, wird er erschossen aufgefunden. Jenny beschließt, Nils Steenberg noch mal zu überprüfen und beginnt, in der juristischen Fakultät zu ermitteln...
DarstellerAglaia Szyszkowitz («Liebe auf Kredit») ist Jenny Berlin
Rainer Strecker («Ludemann macht fertig») ist Volker Brehm
Hannes Hellmann («Der Seehund von Sanderoog») ist Hannes Wolfer
Victoria Trauttmansdorff («Gegenüber») ist Dr. Dunkel
Janek Rieke («Nicht als Gespenster») ist Nils Steenberg
Matthias Koeberlin («Kinder, Kinder») ist Morton Steenberg
Peter Simonischek («Jedermann») ist Wolf Seeler
Anna Schudt («Der Kriminalist») ist Dora Steenberg
Dietrich Hollinderbäumer («Vier Minuten») ist Jasper Steenberg
KritikDie Story von «Die letzte Prüfung» ist neu, frisch und gut durchdacht. Stets bleibt es spannend, auch wenn die Exposition eine Nuance zu lang ist. Dadurch verschiebt sich der „Inciting Incident“, nämlich Nils Verkehrsunfall, unnötig nach hinten. Doch das bleibt eine Ausnahme und insgesamt hat die neue Ausgabe von «Einsatz in Hamburg» einen angenehmen Rhythmus. Die Szenen sind nicht überfrachtet und doch passiert genug, um den Zuschauer bei der Stange zu halten, weil er wissen will, wie es weitergeht.
Leider ist das Ende etwas unglücklich geraten, da sich die Figur des Morton Steenberg zu schnell und auf nicht nachvollziehbare Weise wandelt. Ansonsten sind die Charaktere gut konstruiert und sie weisen einiges an Tiefe und emotionalem Handlungsspektrum auf. Ihr Agieren und ihre Motive sind meistens nachvollziehbar und in sich schlüssig. Der Protagonist Nils Steenberg macht eine eindeutige Wandlung durch, die schrittweiße erfolgt und der dramatischen Situation angepasst ist.
Konflikt ist in großen Mengen vorhanden. Die Handlung stockt nicht und wird flüssig vorangetrieben. Die Dialoge sind gut geschrieben und lenken den Plot in neue Richtungen oder lassen neues über die Charaktere erfahren; jedoch sind sie auch nicht überragend. Stellenweiße fehlt in den Dialogen das gewisse Etwas und sie sind sprachlich nicht auf höchstem Niveau. Alle Figuren haben in etwa den gleichen Sprachduktus, woran der Realismus und das Identifikationspotential gelitten hat und somit auch die Individualität eines Charakters abnimmt.
Die neue Ausgabe von «Einsatz in Hamburg» hätte dadurch gestrafft werden können, dass man den recht sinnlosen Nebenplot über Jennys Beziehung mit ihrem früheren Professor hätte weglassen können, da er zu sehr vom Plot ablenkt und über die Hauptfigur nichts Wesentliches erfahren lässt. Die Szenen zwischen den beiden gehören zu den Tiefpunkten des Films, weil der (nichtige und uninteressante) Konflikt zwischen den beiden nicht stark genug ist, um den Zuschauer gebannt auf dem Sofa zu halten. Schließlich soll «Einsatz in Hamburg» ein Krimi sein und kein Beziehungsdrama.
Der Film bricht außerdem ganz klar mit den regulären Genremerkmalen eines „Krimis“. Denn während in einem typischen Krimi der Mörder unbekannt ist und dieser (wenn überhaupt) erst am Ende enttarnt wird, ist in dieser Folge von Anfang an klar, wie sich der Unfall zugetragen hat und welche Beweggründe die Familie Steenberg hat, um die ganze Sache zu vertuschen. Es ist interessant, zu sehen, wie leicht Menschen sich täuschen lassen und so auf falsche Fährten gelockt werden. Die Spannung hat an diesem „Genrebruch“ nicht zu leiden; im Gegenteil: In jedem Moment können die Machenschaften der Familie Steenberg auffliegen.
Insgesamt ist die neue Ausgabe von «Einsatz in Hamburg» zwar gelungen; dennoch trüben einige Kritikpunkte den Krimi-Spaß.
Das ZDF zeigt «Einsatz in Hamburg: Die letzte Prüfung» am Samstag, 22. September 2007, um 20.15 Uhr.