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Sonntagsfragen an Jürgen Hörner (Teil I)

Jürgen Hörner leitet im Haus ProSieben den Bereich Programmplanung und internationale Serie/Film. Im Quotenmeter.de-Interview sprach er über die US-Flops der vergangenen Zeit, über den Einkauf von «24» und den neuen Serien-Mittwoch.

Herr Hörner, gestatten Sie zu Beginn des Gesprächs einige Fragen zum Topthema der vergangenen Tage. ProSieben wird ab 2008 die US-Serie «24» zeigen, die RTL II aufgrund schlechter Quoten abgibt. Wieso haben Sie diesen Deal gemacht?
Sie werden Verständnis dafür haben, dass ich in Bezug auf den Vertrag nicht ins Detail gehen kann. Es war aber kein Einzelkauf. Dass RTL II die Serie wegen schlechter Quoten abgibt, halte ich für ein Gerücht. Die letzte Staffel lief trotz einiger Fußballtermine über RTL II-Senderschnitt.

Wie sieht es mit den Staffeln eins bis fünf aus? Besitzt ProSieben auch daran die Rechte?
Nein.

Rechnen Sie wirklich mit überdurchschnittlichen Quoten? Betrachtet man die bisherige Performance, so muss man sagen, dass alles, was über eine Million Zuschauer hinaus geht, eine Überraschung wäre.
Wir werden in Ruhe prüfen, was wir mit dieser sehr hochwertigen Serie erreichen können.

Bislang kommunizierten Sie als Sendetermin 2008. Könnten Sie da etwas genauer werden? Starten Sie – wie bislang auch immer – im Januar, oder kann es sich nach weiter in den Sommer hinauszögern?
Sendeplatz und Starttermin stehen noch nicht fest. Wir werden die «24»-Fans aber nicht ungebührlich lange warten lassen.

Und vielleicht könnten Sie – auch wenn dieses Thema erst seit Kurzem auf Ihrem Tisch liegt – etwas über eine mögliche Programmierung sagen. Sehen Sie Kiefer Sutherland eher in der Late-Prime und eher mit Doppelfolgen?
Wie gesagt: Sendeplatz und Starttermin stehen noch nicht fest.

Lassen Sie uns nun zu anderen aktuellen Themen kommen. Dienstags zeigen Sie zukünftig anstelle von Shows US-Komödien. Eine dauerhafte Lösung?
Wir sehen das zunächst als Überbrückung. Aber schon als eine Lösung, die die kommenden Monate On Air sein wird – mindestens so lange, wie «Survivor» zu sehen ist. Wir möchten hier ein konstantes Lead-In für die Show haben.

Woran liegen die schlechten Quoten von «Survivor»? Show schlecht oder Sendeplatz schlecht?
Ich denke, dass der Sendeplatz nicht optimal war, an der Qualität der Show gibt es nichts auszusetzen.

Auch bei «Extreme Activity» mussten Sie reagieren – die Show läuft vorerst gar nicht mehr. Wann geht es hier weiter?
Wir haben «Extreme Activity» auf verschiedenen Sendeplätzen eingesetzt. Am Samstagabend lief es wirklich sehr gut, am Dienstag waren die Quoten dann in Ordnung und am Montag ging dieser Versuch schief. Wir haben jetzt noch einige Folgen produziert und die werden wir im kommenden Jahr auf einem bewährten Sendeplatz zeigen.

Es geht also erst 2008 weiter?
Ja.

Wo wir schon beim Montag sind. Sie haben im Sommer 2007 die dritte Staffel von «4400 - Die Rückkehrer» angefangen – diese aber recht schnell wieder abgesetzt. Die Quoten waren richtig mies – und das, obwohl es während der ersten und der zweiten Staffel ganz gut aussah. Haben Sie da Ursachenforschung betrieben?
Ja, wir sind aber zu keinem wirklichen Schluss gekommen. Die ersten beiden Staffeln, die wir in einem Block gezeigt haben, liefen ja wirklich gut. Man hat allerdings gemerkt, dass das Interesse zum Ende der zweiten Staffel nachgelassen hat.

Was vermutlich aber auch daran lag, dass diese Episoden gegen WM-Spiele antreten mussten.
Richtig, auch uns kam das deutsche Sommermärchen dazwischen. Problematisch war nun zu Beginn der dritten Staffel, dass diese mit mehreren – man kann sie „«Akte X»-Verschwörungs-Folgen“ nennen – versucht alle losen Fäden der Staffeln 1 und 2 wieder aufzunehmen. Leider mindert dies den Unterhaltungswert für die Gelegenheitsnutzer der Serie beträchtlich.

Mit einer weiteren Ausstrahlung in der Primetime ist aber nicht zu rechnen?!
Wir werden für den Restart eher einen Late-Prime-Sendeplatz wählen. Das letzte Wort ist aber noch nicht gesprochen.

Ein Quotenproblem hatte dann auch «Jericho». War die Serie einfach zu langweilig? Innerhalb von 14 Episoden hat das Format mehr als die Hälfte der Zuschauer eingebüßt.
Zu langweilig auf keinen Fall.. «Jericho» hat leider unter dem schlechten Lead-In von «4400» gelitten. Mit «Primeval» im Vorfeld hat die Serie durch die Bank gute Werte erreicht. Wir sind bei «Jericho» vor allem wegen der speziellen Produktionssituation in eine Pause gegangen. Nach massiven Fanprotesten in den USA und der schönen Fan-Erdnussaktion geht es bei CBS nun doch weiter. Die sieben Folgen der zweiten Staffel sind ab November 2007 bei CBS geplant. Dementsprechend wird der zweite Block mit 15 Episoden nächstes Jahr bei uns zu sehen sein. Es gibt durchaus die Möglichkeit, dass «Jericho» eine dritte Staffel erhält, mit der dann perspektivisch ab 2009 zu rechnen wäre.

Zu einem erfreulichen Thema: «Primeval»…
…ja, mit der Serie, die wir ko-produziert haben, waren wir sehr glücklich. Wir arbeiten mit Impossible Pictures schon sehr lange erfolgreich zusammen. «Dinosaurier – Im Reich der Giganten» war das erste Format, das wir gemeinsam realisiert haben. Wir sind froh, dass wir bei «Primeval» im Schnitt 15 Prozent Marktanteil hatten und werden deswegen im kommenden Jahr auch die zweite Staffel zeigen.

Planen Sie den Kauf von weiteren britischen Serien?
Sagen wir es so: Es liegen einige Konzepte auf meinem Schreibtisch.

Welcher Name da drauf steht, verraten Sie aber nicht?
Nein, zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht.

Es gibt eine aktuelle Umfrage, die besagt, dass 78 Prozent der Deutschen auf «Lost» verzichten könnten. Schlechte Vorzeichen vor dem Start der dritten Staffel?
Die Umfrage von TV Movie ist sehr spekulativ. Demnach könnten 78 Prozent der befragten Leser von TV Movie zugunsten einer DVD im klassischen Fernsehen auf «Lost» verzichten. Wenn ich Ihnen die DVD-Box schenken würde, würden Sie vermutlich auch auf die TV-Ausstrahlung verzichten. Das ist bei jeder Serie so, die sich leichter auf DVD konsumieren lässt und entsprechendes Kultpotential hat. Noch ist dieser Markt aber nicht so groß – und vor allem: Diese DVD-Boxen kosten wirklich eine ganze Stange Geld. Deswegen ist es nicht so, dass der Großteil der Zuschauer die Serien kauft und auf die Fersehausstrahlung verzichtet. Das ist nur die Alternative für absolute Fans, die jede Episode auch zwei oder drei Mal anschauen wollen, um jedes Detail und alle Feinheiten mitzubekommen.

Sind Serials denn Ihrer Meinung nach auf späteren Sendeplätzen besser aufgehoben?
Ich denke, dass man das nicht pauschal beantworten kann.

Sie werden von «Lost» - anders als ursprünglich vermeldet – Einzelfolgen zeigen. Welche Quoten erwarten Sie sich?
Betrachtet man beide Staffeln bisher, stehen wir bei knapp 13 Prozent. Und für die dritte Staffel hoffen wir, dass sie ebenso gut abschneidet.

Etwas überraschend ist es, dass Sie «Supernatural» bereits um 20.15 Uhr ausstrahlen möchten. Fallen da nicht recht viele Ausschnitte der Schere zum Opfer?
Wir müssen zum Glück so gut wie gar nichts schneiden. Unser Jugendschützer hat nur wenig zu bemängeln. Denken sie an Mystery-Serien in der Primetime zurück, «Supernatural» ist durchaus mit «Akte X» oder «Buffy – Im Bann der Dämonen» vergleichbar. Diese Art von „Mystery“ oder „Thrill“ verbietet sich also nicht um 20.00 Uhr. Wir haben uns das so von der FSF bestätigen lassen.

Sie haben Ihren neuen Serien-Mittwoch gestartet. Dort laufen nun die starken Serien wie «Desperate Housewives» und «Grey’s Anatomy». Sind Sie zufrieden?
Sie können sich vorstellen, dass wir sehr zufrieden sind, wenn schon am ersten Mittwoch jeweils fast 17 Prozent der Werberelevanten zuschauen. «Desperate Housewives» war nach «Sex and the City» der große Serienerfolg bei ProSieben – im Schnitt hatten wir mit der ersten Staffel um die achtzehn Prozent Marktanteil. Nun schließen wir mit den neuen Folgen wieder an diese Werte an und das freut uns natürlich.

Dass wir bei «Grey’s Anatomy», das mit genau 17 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen gestartet ist, an der Euphoriegrenze angekommen sind, können Sie sich vermutlich auch denken. Denken Sie daran, wie diese Serie in Deutschland gestartet ist. Am ersten Tag hatte das Format etwa sieben Prozent Marktanteil, das ist ein sehr schöner Schritt nach vorn.

Sind Sie eher froh, dass «Brothers & Sisters» mit zwölf Prozent gestartet ist oder eher enttäuscht, weil eben vier Prozentpunkte flöten gegangen sind?
Klar, wir hatten zwei sehr starke Stunden mit über 16 Prozent am Starttag, insofern wäre ich mit 14 Prozent für «Brothers & Sisters» glücklicher gewesen. Andererseits ist es eine qualitativ sehr hochwertige Serie, die aber zu Beginn inhaltlich eher dramatisch angelegt ist. Deswegen hatte ich mir vom Start weg keinen deutlich überdurchschnittlichen Marktanteil erwartet.

Finden Sie auch, dass die Serie erst gegen Mitte der ersten Staffel besser wird?
Ja, diesen Eindruck hatten wir auch. Wir diskutieren in der Redaktion, ab welcher Episode es so richtig gut wird. Die Meinungen haben sich im Bereich der Folgen vier bis sieben eingependelt, dann schlägt «Brothers & Sisters» deutlich leichtere Töne an, als noch zu Beginn.

Herr Hörner, Sie haben «Queer as Folk» noch weiter nach hinten verschoben – auf 01.15 Uhr. Bei uns sind hier daraufhin sogar wütende Proteste eingegangen. Ist es eigentlich nicht egal, ob man dieses Format nun um 00.15 Uhr oder um 01.15 Uhr zeigt?
Wir haben «Queer as Folk» vom Montag auf den Mittwoch verlegt. Am Montag bedienen wir mit unseren Mystery- und Comedy-Formaten eher ein junges Action-Publikum. «Alias», das dort nun nach Mitternacht läuft, wurde schliesslich auch sehr vermisst und hat sich jetzt gut etabliert. Deswegen ist «Queer as Folk» nun am Mittwoch, unserem Tag für hochwertige Dramaserien, bestens aufgehoben. Nur eines hat gefehlt: Das sehr bewährte Lead-In des «Quatsch Comedy Clubs». Das haben wir das nun noch nachgelegt.

Im Sommer 2007 liefen bei Ihnen «Cold Case» und «Emergency Room» - hier geht es wie geplant im kommenden Jahr weiter?
Ja, von beiden Formaten werden wir die Folgestaffel ausstrahlen. Das heißt, wir haben hier eine sehr gute Versorgung sichergestellt.

Und in der nächsten Woche: Mehr zum Thema «Nip/Tuck», «Weeds» und den in diesem Jahr in den USA startenden Serien.
16.09.2007 10:45 Uhr Kurz-URL: qmde.de/22327
Manuel Weis  •  Quelle: Quotenmeter.de Exklusiv

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Jürgen Hörner

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