Vom einstigen Hoffnungsträger entwickelte sich das Piraten-Spektakel zu einem Desaster, das schnell der Wind aus den Segeln ging.
RTL hatte für das allseits gehasste Sommerloch eine eigentlich überzeugende Lösung: Wie wäre es mit einer Abenteuer-Show, die mit einer Prise «Fluch der Karibik» und einem Schuss «Takeshis Castle» angereichert, alle bisher gesehene Outdoor-Events in den Schatten stellen sollte? Da die japanische Trash-Serie einfach Kultstatus hat und «Fluch der Karibik» noch genau so aktuell wie vor zwei Jahren, schienen gute Quoten gesichert. Ab Ende Juni 2007 kämpften wöchentlich drei Teams à 30 Personen um den heiß begehrten Schatz. Von Promi-Paten unterstützt und mit lustigen Sprüchen des Moderatoren-Duos Sonja Zietlow und Götz Otto erheitert, dürfte nichts schief gehen. Doch nach einem erfolgreichen Start fielen die Werte immer weiter ab und kamen bis zum Ende nicht aus dem Quotensumpf heraus.
3,34 Millionen Menschen schalteten am 29. Juni 2007 um 20.15 Uhr die Piraten-Show ein. Die resultierenden zwölf Prozent Marktanteil waren ja schon erfreulich, doch besonders in der Zielgruppe schien «Entern oder Kentern» gut anzukommen. Unglaubliche 21,6 Prozent Marktanteil konnten ermittelt werden. Spannend war nun, ob die 'grazile Comtessa' und der 'furchteinflößende Piratenkapitän' die Zuschauer bei sich halten konnten.
In der zweiten Woche dann das ernüchternde Ergebnis: Nahezu eine Millionen Menschen weniger verfolgten die Ausgabe. Mit einem solch starken Quotenrückgang hätte wohl niemand gerechnet. Die Initiatoren der Piraten-Show mussten der grausamen Wahrheit ins Auge blicken. Bei den Zuschauern ab drei Jahren wurden nur noch 8,8 Prozent Marktanteil erreicht, in der werberelevanten Zuschauerschaft konnte man noch gute 16,9 Prozent zu sich ziehen.
Auch in den folgenden Wochen nahmen die Reichweiten stetig ab. Am 27. Juli 2007 wurde zum ersten Mal die Zwei-Millionen-Marke unterschritten. Der Marktanteil von 7,8 Prozent war schon ein peinliches Ergebnis für den Kölner Marktführer, auch bei den 14 bis 49-Jährigen lief es alles andere als rund: 1,17 Millionen Zuseher sorgten für einen Marktanteil von weit unterdurchschnittlichen 13,6 Prozent.
Während das Wort 'Desaster' für die nächsten Folgen fast untertrieben gewesen wäre, gab es Mitte August 2007 wenigsten einen kleinen Hoffnungsschimmer. An diesem Freitagabend konnte man zum ersten Mal steigende Quoten verzeichnen, wenn auch nur im minimalen Ausmaß. 1,78 Millionen Zuschauer bedeuteten 6,7 Prozent Marktanteil. Die Stimmung konnte beim Blick auf die Reichweite der 'jungen' Zuschauer wohl auch nicht gebessert werden. 12,6 Prozent lagen zumindest meilenweit von den angepeilten 17 Prozent entfernt.
Da man auch mit den beiden letzten Shows die Quoten nicht merklich anheben konnte, kann das Fazit der kurzweiligen RTL-Produktion nicht positiv ausfallen. Durch die ersten, noch recht erfolgreichen Ausgaben konnte man sich beim Mittelwert der zehn ausgestrahlten Episoden immerhin knapp über die Zwei-Millionen-Hürde hieven. 7,7 Prozent Marktanteil bei den Zuschauern ab drei sprechen aber eine eindeutige Sprache. Auch die 14 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe liegen jenseits von Gut und Böse. RTL wird sich nun freuen, dass der Spuk endlich vorbei ist und Günther Jauch wieder auf Quotenjagd gehen darf - denn er schafft es immer noch, wahnsinnig gute Reichweiten zu erzielen, wie er am Montag erneut beweisen konnte.
05.09.2007 14:00 Uhr
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Philipp Stendebach