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Die Kritiker: «Windland»

Story
Oskar wohnt allein und zurückgezogen mit seinem todkranken Vater in einem einsamen Haus nicht weit entfernt von dem Dorf, in dem er als Forstwirt tätig ist. Vor zwanzig Jahren gab es einen Vorfall im Ort: Oskars jüngerer Bruder Theo ist mit einem minderjährigen Mädchen erwischt worden, musste dafür einige Jahre in einer Jugendhaftanstalt verbringen und kehrte nicht in sein Heimatdorf zurück.

Den Kontakt mit seinem Vater und seinem Bruder Oskar hat er komplett abgebrochen. Seitdem ging alles seinen gemächlichen Gang in dem beschaulichen Ort im Westerwald. Doch eines Tages werden die Bewohner jäh aus ihrem behaglichen Leben gerissen: Die achtjährige Tochter der Kellnerin Barbara wird entführt und kurz darauf ausgerechnet von ihr und ihrem Liebhaber Arno tot aufgefunden. Oskar fürchtet um seine neunjährige Tochter Rita, die bei seiner geschiedenen Frau Claudia und deren Lebensgefährten Arno lebt, und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Als kurz darauf sein Vater seiner Krankheit erliegt, kehrt das erste Mal nach dem „Vorfall“ sein jüngerer Bruder Theo in den Ort zurück.

Das kollektive Dorfgewissen „weiß“ natürlich sofort, wer der Mörder des kleinen Mädchens ist. Während Barbara und Oskar über ihre gemeinsame Trauer zaghaft zueinander finden, scheint sich der Verdacht gegen Theo doch als richtig zu erweisen. Oskar erwacht endlich aus seinem Dornröschenschlaf und beginnt, um die Ehre seines verlorenen Bruders und sein neues Leben zu kämpfen.

Darsteller
Joachim Król («Schneeland») ist Oskar
Michael Schenk («München») ist Theo
Anna Schudt («Der Kriminalist») ist Babs
Birge Schade («Der Tote am Strand») ist Claudia
Fiona Balzer ist Rita
Jens Harzer («Requiem») ist Arno
Fritz Roth («Liebe auf Kredit») ist Krahl
Peer Martiny («Weltverbesserungsmaßnahmen») ist Pötschke
Peter Kurth («Goodbye, Lenin!») ist Bulling
Till Firit («La Isla Bonita») ist Kallas
Martina Eitner-Acheampong («Stromberg») ist Ellie
Barbara Stoll («Besser als Schule») ist eine Kellnerin

Kritik
Die Story von «Windland» ist zwar interessant, hätte aber deutlich gestrafft werden müssen. Obwohl viel passiert, gibt es leider dennoch immer wieder Szenen, in denen auf der Stelle getreten wird und die die Handlung nicht wesentlich vorantreiben. Schlussendlich wird der Mordfall durch einen Zufall gelöst, was natürlich äußerst unbefriedigend ist. Am Ende des zweiten Aktes hätte man einen spannenderen Plot-Twist einbauen können (etwa, dass ein Beweis falsch ausgelegt wurde oder dass der vermeintliche Täter gefasst wurde, das Morden aber weiter geht,...), um das Ende aus der Geschichte heraus entstehen lassen zu können. So, wie es ist, wirkt es leider viel zu aufgesetzt. Auch die Schlussszene vermag es nicht, den Film würdig abzuschließen, da viele Konflikte offen gelassen werden.

Die von Joachim Król sehr gut verkörperte Hauptfigur ist sympathisch, individuell, driftet aber manchmal ein wenig ins Kitschige ab (vor allem in einigen eher misslungenen Dialogpassagen im zweiten Akt). Die Nebenfiguren sind leider alle sehr stereotyp geraten und sie agieren sehr undurchschaubar, was zur Folge hat, dass der Zuschauer nicht immer begreift, warum eine Figur das tut, was sie tut.

Dazu kommt noch, dass die Charaktere (bis auf die Hauptfigur) emotional sehr kalt sind, was es dem Zuschauer fast unmöglich macht, einen Zugang zu ihnen oder der Handlung zu finden. Wenn erläutert worden wäre, was die Figuren zu dem gemacht hat, was sie sind und warum sie so agieren, wäre dies nachvollziehbarer. Das ist aber leider nicht geschehen und der Zuschauer wird ins kalte Wasser geworfen und muss sich selbst zurechtfinden. Die Dialoge sind nicht wirklich emotionsgeladen oder dynamisch, sondern plätschern so dahin. Es gibt ein paar Ausreiser ins Positive (etwa Gespräche zwischen der Hauptfigur und seiner Tochter), doch meist ist das ständige Gerede eher durchschnittlich.

Die Kameraführung und Filmästhetik erinnert an Zeiten der „Nouvelle Vague“ und des „Film Noir“. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig und für «Windland» auch eher unangebracht: Denn zu Zeiten der „Nouvelle Vague“ wurde stets auf Gefühlsbetontheit geachtet, was sich in die Kameraführung dahingehend auswirkte, dass Bewegungen der Kamera die jeweiligen Emotionen der Figuren verdeutlichten. «Windland» hingegen lässt den Zuschauer weitgehend kalt, da darauf verzichtet wird, Konflikte direkt auszutragen und die Figuren stark unterkühlt sind. Deshalb wirkt dieses Stilmittel eher lächerlich als avantgarde.

Die Schauspieler spielen ganz passabel, während Joachim Król eine ausgezeichnete Leistung bringt und es schön ist, Martina Eitner-Acheampong außerhalb eines Versicherungsbüros zu sehen. Alles in Allem ist das Grundkonzept von «Windland» zwar hoch interessant. Einige Missgeschicke in der Entwicklung und Verfilmung haben aber ihre Spuren hinterlassen und machen aus dem Stoff einen unterdurchschnittlichen TV-Krimi.

Die ARD strahlt «Windland» am Mittwoch, 5. September 2007, um 20.15 Uhr aus.
02.09.2007 11:16 Uhr Kurz-URL: qmde.de/22045
Julian Miller

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Tags

Windland

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