«Kreis runde Sache»: Pavarotti mit 16

An drei Tagen in der Woche befasst sich unser Kolumnist Alexander Krei mit dem Sinn und Unsinn der Fernsehwelt. Thema heute: Eine neue Castingshow.

Kennen Sie noch „Die deutsche Stimme“? Selbst wer bei Google nach diesem Titel sucht, findet die Antwort nicht an erster Stelle. Denn „Die deutsche Stimme“ war die ZDF-Antwort auf den RTL-Straßenfeger „Deutschland sucht den Superstar“. Andrea Kiewel mimte Michelle Hunziker und ausgerechnet Ralph Siegel nahm Dieter Bohlens Platz ein. Konnte nur schief gehen – und ging es dann auch.

Noch unbekannter als die Show selbst ist deren Sieger. Eigentlich möchte man es auch gar nicht wissen, daher soll das Thema an dieser Stelle nun nicht weiter verfolgt werden. Dafür aber die kurz vor dem Wochenende bekannt gewordene Meldung, wonach das ZDF doch wieder auf den Casting-Zug aufspringen möchte. Weil die Mainzer wieder mehr „auf Kultur machen“ möchten, soll nicht „irgendwer“ gesucht werden. Natürlich geht es um die besten Opernsänger.

Wer also aussieht wie Pavarotti und singen kann wie Anna Netrebko – wahlweise auch umgekehrt – ist beim ZDF genau richtig. Einzige Voraussetzung: Die Kandidaten dürfen nicht älter als 16 sein. Genau da fängt das Problem doch an: Spätestens seit Daniel Küblböck wissen wir doch alle, wie unvorteilhaft es sein kann, wenn junge Menschen im Stimmbruch ein Millionenpublikum mit ihrem Gesang unterhalten möchten.

Und noch etwas: Weil die Sprösslinge noch so jung sind, müssen Unterstützung und Beratung her. Das ZDF spricht in diesem Zusammenhang – ohne Witz – von einem „psychologisch-diagnostischem Gespräch“, das zwischen Eltern, Kindern und Experten stattfinden soll. Die Idee ist aber nicht schlecht: Wozu mangelnde Aufmerksamkeit führen kann, darf man ab 2008 bei der fünften „DSDS“-Staffel wieder bewundern.

Die nächste Ausgabe unserer Kolumne „Kreis runde Sache“ erscheint am Mittwoch - natürlich bei Quotenmeter.de.