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Sonntagsfragen an Dieter Gruschwitz (Teil II)
Im Quotenmeter.de-Interview sprach der ZDF-Sportchef über die Renaissance des Boxsports und über die Frage, ob Sportjournalismus - wie kürzlich von WDR-Intendantin Piel gefordert - kritischer werden müsse.
Stimmen Sie Monika Piel zu, die vor einiger Zeit sagte, der Sportjournalismus müsse kritischer werden?
Sportjournalismus sollte immer kritisch sein. Es gibt aber Punkte, an denen die Grenze aktuell zu sehr verschwommen ist, zwischen dem Journalisten und dem Partner auf der anderen Seite – das gab es auch schon in der Vergangenheit. Und so etwas gibt es nicht nur im Sport. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass wir künftig wieder mehr auf eine angemessene Distanz achten müssen. Das soll aber nicht heißen, dass wir in der Vergangenheit prinzipiell unkritisch waren.
Wenn man über die beliebtesten Sportarten der Deutschen spricht, dann kommt man an Fußball und Formel 1 nicht vorbei. Aber auch Handball scheint neuerdings dazuzugehören. Waren Sie überrascht als Sie die sehr guten Zuschauerzahlen gesehen haben?
Ich war von sehr guten Quoten während der WM durchaus überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass die Handballer eine ähnliche Euphorie verbreiten, wie sie während der Fußball-WM vorherrschte. Das Ganze wurde getragen durch die sportlichen Erfolge der deutschen Mannschaft. Darüber haben wir uns sehr gefreut und wir haben ja auch gesagt, dass wir diese Mannschaft bei ihren großen Turnieren begleiten wollen. Es muss sich nun aber zeigen, ob sich diese Begeisterung auch über das Wintermärchen hinaus hält. Die letzten Erfahrungen, die wir bei den Länderspielen gegen Spanien und Portugal gemacht haben, waren, dass es wohl keine hundertprozentige Fortsetzung dieses Handball-Fiebers gibt.
Daraus resultiert wohl auch, dass die Handball-Bundesliga im Free-TV eher schlecht vertreten ist.
Das DSF zeigt einige Spiele.
Tut Ihnen das Hick-Hack um die WM-Übertragungsrechte im Vorfeld des Turniers eigentlich leid?
Was heißt Hick-Hack? ARD und ZDF haben sich sehr früh festgelegt, dass sie alle Spiele mit deutscher Beteiligung zeigen werden. Der Rechtehalter, die Agentur SportFive, hat uns diese Rechte übergeben und sich dann schwer getan, einen Abnehmer für die sonstigen Partien zu finden. Das war aber nicht mehr unsere Aufgabe.
Boxen läuft in ARD und ZDF schon seit geraumer Zeit sehr erfolgreich am Samstagabend. Nun mischen auch andere Sender wieder kräftig mit. RTL, arena und Premiere – erlebt der Boxsport derzeit eine Art Renaissance?
Der Boxsport lag nach Maske und Schulz sicherlich ein bisschen am Boden. ARD und ZDF zeigen nun schon seit einigen Jahren wieder regelmäßig Boxkämpfe – und ich glaube, dass es eine verlässliche Zuschauerschaft gibt. Man kann diese so um die drei bis viereinhalb Millionen Zuseher ansiedeln. Das ist für beide Anstalten am Samstagabend um diese Zeit eine gute Größe, die sich nach oben steigert, wenn man ganz besondere Kämpfe zeigt. Meiner Meinung nach hat dieser Sport in Deutschland durchaus eine große Grundakzeptanz, wenn man das so nennen kann.
Alle Sender haben aber eine große Aufgabe: Sie müssen dafür sorgen, dass dieser Sport seinen seriösen Ruf, den er mittlerweile aufgebaut hat, behält. Wir sind Gott sei Dank weg vom Rüpelboxen der früheren Jahrzehnte.
Sind Sie traurig, dass Sie die Klitschkos nicht mehr unter Vertrag haben?
Natürlich wäre es gut, wenn wir die Klitschkos in unserem Programm hätten – die beiden haben damals aber eine andere Entscheidung getroffen. Sie haben den Manager gewechselt – das ist im Sport insgesamt ein normaler Vorgang. Wir können aber mit den Kämpfern, die im Diensten von Universum stehen, sehr gut leben.
Zum Abschluss ein paar kurze und knappe Sonntagsfragen an Sie:
Welche Sportart mögen Sie am meisten?
Das kann ich nicht sagen. Ich sehe alle Arten von Sport gern. Ich sehe ein Basketballspiel genauso gern wie Handball oder Fußball.
Bei welcher Sportart sind Sie besonders gern im Stadion vor Ort?
Ich bin wann immer es geht bei unseren Boxübertragungen in der Halle. Auch bei Fußball-Länderspielen bin ich eigentlich im Stadion.
Ich bedanke mich für das Interview.
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• Dieter Gruschwitz
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