Blut ist bekanntlich dicker als Wasser. Aber wie weit geht ein Mann wirklich, um das Leben seines zum Tode verurteilten Bruders zu retten?Story:Michael Scofield muss handeln – aber die Zeit läuft gegen ihn. Sein älterer Bruder Lincoln Burrows sitzt im Gefängnis und wartet auf seine Hinrichtung. Er wird beschuldigt den Bruder der Vizepräsidentin ermordet zu haben. Doch Michael ist von der Unschuld Lincolns überzeugt. Er schmiedet einen atemberaubenden Plan: Zunächst überfällt er eine Bank und lässt sich schließlich in das gleiche Gefängnis sperren, in dem auch sein Bruder sitzt.
Dies geschieht nicht aus Zufall: Scofield war als Ingenieur am Umbau des Gefängnisses beteiligt und kennt sämtliche Pläne. Er kennt sie nicht nur – er hat sie sogar bei sich. Ein Ganzkörpertattoo ziert den sonst so harmlos aussehenden Burschen – ein Tattoo, auf dem sämtliche Pläne zu sehen sind. Ob sein genialer Plan aber wirklich so leicht in die Tat umzusetzen ist?
Währenddessen begibt sich auch Lincolns Ex-Freundin, die als Anwältin arbeitet, auf Spurensuche. Kann es sein, dass Lincoln wirklich unschuldig ist? Und das, obwohl während des Prozesses alles gegen ihn sprach? Schnell stellt sie fest, dass sie einen harten Gegner hat. Den Secret Service vom weißen Haus.
Darsteller:Dominic Purcell («Primeval») ist Lincoln Burrows
Wentworth Miller («Room 302») ist Michael Scofield
Robin Tunney («Zodiac») ist Veronica Donovan
Peter Stormare («Bad Boys II») ist John Abruzzi
Sarah Wayne Callies («Tarzan») ist Dr. Sara Tancredi
Amaury Nolasco («2 Fast 2 Furios») ist Sucre
Stacy Keach («Mike Hammer, Private Eye») ist Warden Pope
Wade Williams («Collateral») ist Officer Brad Bellick
Kritik:Um es vorweg zu nehmen: «Prison Break» zählt sicherlich zu den zehn besten US-Serien der vergangenen fünf Jahre. Paul T. Scheuring hat mit dem Plot eine Geschichte entwickelt, die es so in dieser Form noch nicht gab. Doch nicht nur die Story passt, beim US-Hit stimmen auch die schauspielerische Leistung, der Look und die Erzähldichte.
Da sitzt er also im Gefängnis, der Michael Scofield – und das, obwohl er eigentlich kein Verbrecher ist. Alles, was er tut, geschieht aus Liebe zu seinem Bruder Lincoln. Das merkt der Zuschauer zwar nicht, weil keiner der beiden für emotionale Gefühlsausbrüche bekannt ist, dennoch kommt dieses Gefühl füreinander herüber. Scofield hatte einen genialen Plan – rein ins Gefängnis und mit Hilfe der Krankenstation, auf der er sein eigentlich nicht vorhandenes Diabetis behandeln ließ, wieder raus. Doch schon allzu schnell muss er feststellen, dass dieser Plan nicht so einfach in die Tat umzusetzen ist.
In «Prison Break» kommt die volle Bandbreite der Charaktere zum Einsatz. Da wäre Sucre, ein Latino aus Mexiko mit großem Herzen. Draußen wartet „sein Mädchen“ auf ihn, die Frau, die er möglichst bald heiraten möchte. Herz-Schmerz fehlt also auch bei «Prison Break» nicht ganz. Die Tatsache, dass „sein Mädchen“ mit seinem Konkurrenten Hector anbandelt, macht ihn aber durchaus nervös. Da gibt es beispielsweise den sadistischen Wärter, der es schon von Anfang an auf Scofield abgesehen hat. Diese Rolle muss wohl in jedem Gefängnis-Drama vorkommen – was nicht heißen muss, dass sie deswegen schlecht ist.
Desweiteren gibt es auch John Abruzzi, ein Mafiaganove, den Michael auf seine Seite ziehen muss, um das Gelingen seines Planes sicherzustellen – aber auch das ist einfacher gesagt als getan, denn Abruzzi verfolgt einige Ziele. Jede Episode von «Prison Break» ergibt zwar ein weiteres Puzzle-Teil des Ganzen, hat aber auch seine komplett eigenen Handlungsstränge. So dreht sich in der zweiten Episode vieles über einen bevorstehenden Krieg der Häftlinge untereinander: Die Schwarzen gegen die Weißen. Eine Geschichte, die in der Folge zuvor und danach keine Rolle mehr spielt. Das führt dazu, dass auch Zuschauer, die nur gelegentlich einschalten, die Möglichkeit haben, einen Teil verstehen zu können.
Storytechnisch kann «Prison Break» in jedem Fall mit den ganz großen On-Going-Storys mithalten – denn die Serie bietet noch viel mehr als nur die Frage, wie man am leichtesten aus einem Hochsicherheitsgefängnis ausbrechen kann? Wie geht Lincolns Familie mit der bevorstehenden Hinrichtung um? Rutscht dessen Sohn ins Drogenmilieu ab? Und: Was hat der Secret Service mit dem Tod des Bruders der Vizepräsidentin zu tun – und warum haben sie ein so großes Auge auf all diejenigen, die an Lincolns Schuld zweifeln?
Gedreht wurden die Szenen im Übrigen in einem echten Gefängnis – ein gotischer Bau aus dem Jahr 1858. In Wirklichkeit hieß die Anstalt nicht „Fox River“, sondern „Joliet“. Am Set selbst arbeiteten zudem ehemalige Insassen des Gefängnisses, das auch wirklich so aussieht, wie man sich einen Knast vorstellt. Mit Gitterstäben und richtig kleinen Zellen.
Dass RTL die Ausstrahlung erst ab 22.15 Uhr ansetzt, ist durchaus verständlich. Denn so tiefgehend wie manche Szenen auch sein mögen, die Serie zeigt Gewalt und Brutalität auf sehr direktem Wege. Zwar wird nie direkt draufgehalten, dennoch kann sich der Zuschauer ein sehr gutes Bild davon machen, ob der Zustände innerhalb und außerhalb der Gefängnismauern. Einige Sequenzen werden so gar nichts sein für Menschen, die allgemein etwas zarter besaitet sind. Aber immerhin dreht sich das Format um das Leben unter Verbrechern und dass man sich da nicht mit Samthandschuhen anfasst, dürfte logisch sein.
«Prison Break» besticht zudem durch ein sehr hohes Erzähltempo, das nur dadurch aufrecht erhalten werden kann, indem immer neue Geschehnisse den eigentlichen Plan erschweren. Doch genau dies wird die Faszination der in den USA sehr erfolgreichen Serie ausmachen. Hervorzuheben ist in jedem Fall die schauspielerische Leistung Wentworth Millers, der den Hauptcharakter Michael Scofield verkörpert. Er wächst unheimlich gut in seine Rolle hinein, er spielt diese Figur nicht nur, man könnte meinen er fühlt sie sogar. Für «Prison Break» ist er Glücksfall und Idealbesetzung zugleich.
Kritik gab es im Vorfeld an den Übersetzungen der Episodentitel, die in der Tat nicht immer zwingend glücklich gewählt sind. Die zweite Folge „Lügt Lincoln?“ zu nennen, darf man in der Tat als Fehlentscheidung bezeichnen, dennoch wäre eine wörtliche Übersetzung des Originaltitels („Allen“) nicht möglich gewesen, da so die Zweideutigkeit, die man damit im englischsprachigen Raum erreicht hat, nicht herübergekommen wäre. Ansonsten hat die Synchronfirma gute Arbeit geleistet – angenehm ist es auch, dass man die in «Prison Break» vorkommenden Stimmen nicht in jeder zweiten US-Serie zu hören bekommt.
Wer On-Going-Storys wie «Lost» und «24» mag, wird «Prison Break» lieben. Aber auch diejenigen, die sich mit dieser Erzählart bisher nicht anfreunden konnten, sollten unbedingt einen Blick auf die neue RTL-Serie werfen. Es lohnt sich allemal.
RTL zeigt die erste Staffel der US-Serie «Prison Break» (22 Folgen), ab Donnerstag, 21. Juni 2007, um 22.15 Uhr in Doppelfolgen.