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Deutschlands Fernseh-Sender verfallen der Superstar-Manie
In der zweiten Jahreshälfte werden vermutlich alle großen Fernsehstationen einen TV-Talentwettbewerb im Programm haben, der dem Superstar-Format zumindest stark ähnelt. Und das, obwohl sich schon oft gezeigt hat, dass Trittbrettfahrer leicht auf der Nase landen.
"RTL hat in den letzten zehn Jahren die entscheidenden Trends in der Unterhaltung gesetzt", sagt Unterhaltungschef Tom Sänger und verweist dabei auf die Welle von Quizshows nach dem Erfolg von Günther Jauchs "Wer wird Millionär?". "Es überrascht nicht, dass andere versuchen RTL zu kopieren. Aber die Vergangenheit zeigt: Der Zuschauer weiß zwischen Original und Kopie zu unterscheiden." Im Herbst will RTL die zweite Staffel des Musikwettbewerbs auflegen. In der Tat haben sich viele Konkurrenten mit Quizshows blutige Nasen geholt. Besonders Sat.1 musste eine Sendung mit Milena Preradovic einstellen und andere Formate zurückfahren, das ZDF hatte mit einem Ulla-Kock-am-Brink-Quiz keinen durchschlagenden Erfolg. Trotzdem scheinen die Fernsehsationen daraus nicht gelernt zu haben. "Die Sender geraten leicht in Panik, wenn Mitstreiter erfolgreiche Produkte vorlegen"; sagt Fernsehwissenschaftler Lothar Mikos aus Potsdam. "Jeder beisst sich da in den Hintern, wenn er nicht an die wertvolle Lizenz herangekommen ist."
Auch das ZDF steht dieses Mal beim Superstar-Phänomen ganz oben an. Die Mainzelmännchen suchen im Herbst nicht nur den "größten Deutschen", sondern auch in einer siebenteiligen Staffel ab September "Die Deutsche Stimme 2003". 21 Kandidaten sollen gegeneinander antreten, um zum Schluss den besten Schlagersänger unter sich auszumachen. Die Wahl hat der Zuschauer. "Man kann das Fernsehen nicht neu erfinden", sagt ZDF-Sprecher Alexander Stock.
Der erste Sender, der nach dem Superstar-Prinzip verfährt, ist Sat.1. Bereits im Sommer startet die von Kai Pflaume moderierte Show "Star Search", die nach dem besten Sänger unter Erwachsenen, dem besten Model und dem besten Comedy-Darsteller Ausschau hält.
Die ARD ist ein gebranntes Kind: Mit dem Wettbewerb "Deutschlands Talente" zu Beginn
dieses Jahres landete das Erste einen großen Flop. Die Sendung wurde ins Nachmittagsprogramm verbannt. Was die ARD nicht daran hindert, weiter nach dem Superstar-Prinzip zu casten: Die Serie "Marienhof" sucht in verschiedenen deutschen Städten den neuen Soap-Star - mit Hilfe des Fans natürlich.
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