Er wollte unbedingt "schnuppern", aber das «heute-journal» war doch eine Nummer zu groß für Harald Schmidt. Alexander Krei über die etwas andere Sendung.
„Das ist der Job für mich“, hatte ARD-Zyniker Harald vor wenigen Wochen in seiner Late-Night-Show verkündet und damit den frei gewordenen Platz von Klaus-Peter Siegloch beim ZDF-«heute-journal» gemeint. Und er fügte hinzu: „Ich habe viel Zeit, ich bin nicht ausgelastet.“ Das mag man ihm beinahe glauben, betrachtet man sich seine Gastauftritte der vergangenen Monate: Schmidt war als Moderator bei «Report» im Einsatz, witzelte gemeinsam mit Waldemar Hartmann bei den Olympischen Spielen und präsentierte die «Bambi»-Verleihung im Ersten.
Doch damit war noch lange nicht Schluss: So lieh er einem Schwein für eine Werbekampagne seine Stimme, drehte auf dem «Traumschiff» und stand in dieser Woche auch noch als Obdachloser für eine Folge von «Unser Charly» vor der Kamera. Da stellt sich die Frage, wo er denn erst im Herbst überall zu sehen sein wird, schließlich präsentiert er dann seine ARD-Show sogar nur noch einmal pro Woche. Einen kleinen Vorgeschmack gab es am Donnerstag, weil im Ersten der «Scheibenwischer» lief.
Das ZDF hatte es doch tatsächlich möglich gemacht, Schmidt eine „Schnupper-Moderation“ beim «heute-journal» zu schenken und eigens für ihn noch einen weiteren Hocker ins Mainzer Studio stellen lassen, auf dem sonst nur wichtige Experten sitzen dürfen. Da passte es, dass Schmidt am Ende der Sendung ausgerechnet einen Film über Hochstapler und Betrüger ankündigen durfte. Doch vom zynischen Talent, das viele seiner Shows auszeichnet, war wenig zu spüren. Stattdessen erinnerte seine Moderation doch eher an den fast schon vergessenen Jürgen Fliege, als er von „Demut, Ehrlichkeit, Bescheidenheit“ sprach.
Eine Nummer zu groß war der Stuhl von Claus Kleber sicherlich, denn eines wurde schnell klar: Mit dem Teleprompter – sonst eine gern gesehene Hilfe unter Fernsehmoderatoren – kam Harald Schmidt ebenso wenig klar wie unser Bundespräsident bei feierlichen Fernsehansprachen. Auch wenn es eine Persiflage des routinierten Claus Kleber werden sollte; Schmidt moderierte seinen Beitrag steif an, einzig am Ende schien er wieder etwas aufzutauen – doch da war in Wirklichkeit alles fast schon wieder dabei. Einzig seine leicht angehobenen Augenbrauen retteten die Moderation.
Bei der Verabschiedung war Schmidt dann doch ein wenig lockerer, auch wenn ihm die Ankündigung von Maybrit Illners anschließendem Talk nicht so ganz über die Lippen gehen wollte und er kurz Hilfe suchend zu Claus Kleben schaute. Doch der sagte bis zum Abspann kein Wort mehr, brach dann aber gemeinsam mit Co-Moderatorin Gundula Gause und Schmidt in Gelächter aus. Das war dann auch schon der eigentliche Höhepunkt der Sendung. Zurück blieb der Zuschauer mit der Frage, worüber sich die drei denn nun genau amüsierten – und, welchen Sinn die Aktion letztlich hatte.
20.04.2007 10:50 Uhr
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Alexander Krei
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Quelle: Quotenmeter.de