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Sonntagsfragen an Joachim Kosack (Teil II)

Ab heute übernimmt Joachim Kosack den Posten als Sat.1-Serienchef. Mit Quotenmeter.de sprach er über die gut gestarteten, aber nun schwach laufenden Formate «Allein unter Bauern» und «GSG 9». Außerdem: Plant Sat.1 dauerhaft mit einer Telenovela am Vorabend?

Ab dem 1. April sind sie als Serienchef von Sat.1 tätig. Wer übernimmt Ihren Platz am Set von «R.I.S.»?
Georg Kempter, unser Producer und ich haben die erste Staffel als perfektes Duo gemacht. Zudem gibt es noch Christian Popp als weiteren Produzenten, der uns beiden wunderbar über die Schulter guckt. Jetzt, wo die Serie läuft und die Produktion eingespielt ist, hätte ich mich als Showrunner ohnehin ein bisschen zurückziehen müssen. Dafür hätte es in der Folge den sehr erfahrenen Georg Kempter mit einem kleinen, aber feinen Team gegeben. Und genauso machen wir es nun, wenn ich auf „die andere Seite“ wechsele. Obendrein wird Christian Popp diese Lücke schließen.

Serienchef eines Senders – das ist momentan keine wirklich dankbare Aufgabe. US-Serienchef wäre da doch viel besser…
Ich würde aber auch nicht gerne einen Fußballverein übernehmen, der drei Spieltage vor der Meisterschaft steht, bei dem eigentlich alles klar ist. Es hat doch wirklich keinen Sinn andauernd zu sagen, dass deutsche Serien keine Chance haben. Wir haben den Mut und glauben an eigene Formate. Wir arbeiten in einem sich schnell wandelnden Medium. Noch vor wenigen Jahren wollte kein Mensch US-Serien sehen. Jetzt schauen wir mal, wie es weitergeht. Eines ist dabei ganz wichtig: Man muss die Zuschauererwartungen ernst nehmen – es ist also wichtig, dass wir gewisse Dinge aus den US-Formaten lernen und dennoch etwas Eigenständiges auf die Beine stellen.

Wir wollen das Vertrauen zwischen dem Zielgruppenpublikum und der deutschen Serie wieder herstellen. Im Gesamtmarkt funktionieren solche Formate ja bestens – schauen Sie sich mal die Dienstag-Abend-Serien der ARD an. Das junge Publikum ist unser Problem. Ich lehre Serienproducing in Ludwigsburg. Meine Studenten, die alle so Mitte 20 sind, kennen nicht einmal «Edel & Starck» oder «Abschnitt 40». Wenn man denen mit einer deutschen Serie kommt, dann stöhnen sie auf. Dieser Klientel zu beweisen, dass das Vorurteile sind, das reizt mich ungemein. Ich würde mich freuen, wenn später Menschen auf ihrem 15-Jährigen Abitreffen sagen: Mensch, weißt du noch damals - «R.I.S.», das haben wir jeden Sonntag geguckt…

Zu ihrem Aufgabenbereich zählen künftig auch die Serien «Allein unter Bauern» und «GSG9». Was war denn da los? Beide Formate starteten gut und stürzten dann heftig ab.
Der erste Einschaltimpuls war bei beiden Serien super. Daran erkennt man, dass ein Grundinteresse an diesen Produktionen vorhanden ist. «Allein unter Bauern» ist nach einer Doppelfolge in der kommenden Woche ausgefallen – das ist immer schlecht für eine wöchentliche Serie, ging aber nicht anders. «GSG 9» wurde berechtigterweise von Mittwoch auf Donnerstag verschoben, die Champions League hat da Vorrang und hat auch sensationelle Quoten geholt. Jetzt läuft das Format regelmäßig mittwochs – an einem völlig neu ausgerichteten Abend. Zuvor liefen dort zweistündige Krimis, die nicht wirklich actionlastig waren.

Liegt es Ihrer Meinung nach also nur an den Sehgewohnheiten der Zuschauer?
Ich glaube, wir sollten in einem Monat noch einmal über die Zahlen reden. Der Einstieg war toll, der Einbruch war groß, es geht aber bergauf. Außerdem: Auch «CSI» hatte einen langen Weg bis zum Erfolg in Deutschland. Wir müssen jetzt einfach auch ein bisschen Geduld haben.

Aber «CSI» hat vom Piloten zur ersten Folge nicht die Hälfte seiner Zuschauer verloren.
Sie müssen bedenken, dass man Serienstarts heute bewirbt als wären es Event-Programme – im Übrigen zu Recht. Da ist es doch logisch, dass man die Auftaktquote oft nicht halten kann. Wäre «Allein unter Bauern» etwas schwächer gestartet – bei elf Prozent und wäre dann nun bei acht oder neun Prozent – dann hätten wir eine ganz andere Diskussion. Man muss die Quoten analysieren und einfach ruhig bleiben. Selbst bei «Schmetterlinge im Bauch» war die Geduld richtig.

Was inzwischen auf dem TV-Friedhof liegt.
Wissen Sie wie hart und intensiv wir da zusammen mit Sat.1 gearbeitet haben? Wir haben alles – und wirklich alles – versucht, um das Format zu retten. Aber irgendwann kommst du auch zur Einsicht und dir wird klar: Okay, hier steckt nicht genug Potenzial drin, um die Ziele zu erreichen.

Da sind wir bei den Telenovelas angekommen – die fallen künftig auch in Ihren Aufgabenbereich. Die Quoten von «Verliebt in Berlin» sahen – gerade in den vergangenen zwei, drei Wochen – überhaupt nicht gut aus. Im Schnitt lag man unter zehn Prozent. Dabei verlief die Rückkehr von Hannah doch recht erfolgreich. Sat.1 setzt nun – logischerweise – auf den Gastauftritt von Lisa Plenske. Herr Kosack, warum bleiben die Zuschauer nach dem zweiten Ausscheiden Lisas dran, wenn sie es nach dem ersten Weggang schon nicht getan haben?
Das ist eine gute Frage. In diesem Thema bin ich noch nicht ganz drin. Dass man Lisa Plenske zurückholt, ist eine hervorragende Idee, das kann das Format unheimlich pushen. Die Zuschauerzahlen werden in jedem Fall ansteigen. Ich denke, es kommt während Lisas Zeit darauf an, die Menschen wieder für «Verliebt in Berlin» zu begeistern. Wir hoffen alle, dass das gelingt.

Wie viele deutsche Serien sollte Sat.1 in Zukunft etablieren. Genügen da zwei oder drei oder wäre es von Vorteil, wenn man sieben oder acht hätte, die rotieren.
Ich würde das eher in Abenden benennen. Derzeit hat Sat.1 drei Abende für eigenproduzierte Fiction: den Montag, auf dem unsere 120-minütigen Reihen laufen, der wird auch zeitweise durch Hollywood-Filme ergänzt. Obendrein haben wir noch den Mittwochabend und am Sonntagabend den 21.15 Uhr-Slot. Drei Abende seriell, zumindest teilweise mit Eigenproduktionen zu bestreiten, ist super. RTL hat derzeit für regelmäßige deutsche Fiction nur den Donnerstagabend um 20.15 Uhr. Wenn wir das durchhalten, drei Abende mit deutscher Fiction zu bestücken, dann wäre ich sehr glücklich.

Herr Kosack, wir machen jetzt ein kleines Spiel. Ich sage Ihnen jetzt vier Sätze, die nicht zwingend meiner persönlichen Meinung entsprechen. Sie stimmen mir zu oder lehnen diese Aussage ab.
Okay.

US-Serien werden in Deutschland bald ihren Reiz verlieren.
Nein.

«R.I.S.» kann sowohl von den Büchern als auch von Machart her mit «CSI» und Co. mithalten.
Ja.

Sat.1 sollte am Vorabend dauerhaft eine tägliche Serie / Telenovela zeigen.
Ja.

Die Umprogrammierung durch die Champions League hat «Allein unter Bauern» und «GSG 9» nicht im Geringsten geschadet.
(lacht) Nicht im Geringsten – das ist gemein. Ich sage: Es hat den Serien nicht geschadet. Alles andere wäre spekulativ. Diese „Was wäre gewesen, wenn“…-Diskussion ist unsinnig. Ich möchte aber eins sagen: Sat.1 konnte während des Champions League-Spiels rund zehn Millionen Menschen sagen, dass am kommenden Tag «GSG 9» startet. Das ist sicherlich nicht das Schlechteste.

Auch Ihnen stellen wir zum Abschluss unsere kurzen und knappen Sonntagsfragen. Welche Serie oder Show verpassen Sie im Fernsehen möglichst nie?
«Desperate Housewives».

Wo schalten Sie sofort weiter?
Bei «Familie Dr. Kleist».

Was wäre Ihre Henkersmahlzeit?
Heringsstipp mit Pellkartoffeln.

Herr Kosack, wir wünschen Ihnen alles Gute für Ihre neue Aufgabe bei Sat.1.
01.04.2007 16:17 Uhr Kurz-URL: qmde.de/19477
Manuel Weis

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Joachim Kosack

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