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Appell an die TV-Bosse: Auf eigenen Sachverstand vertrauen

Serienregisseur Klaus Kemmler spricht sich in einem Brief an Quotenmeter.de gegen das Kopieren ausländischer Formate aus.

„Am Anfang ist das Script“, dieser Meinung ist Quotenmeter.de Christos Yiannopoulos. Am Mittwoch erklärte er bei Quotenmeter.de, dass die Tatsache, dass deutsche Serien den Bach ´runter gehen, nicht an den Drehbuchautoren liege. «Post Mortem» wäre nicht das erste Beispiel dafür, „dass Regisseure gute Texte verhunzen“, so Yiannopoulos. „Die Serienflops gehen auf Kosten von unvermögenden Regisseuren oder der hiesigen Medienmanager,“ erklärte er im weiteren Verlauf.

Eine Aussage, gegen die sich Klaus Kemmler verwehrt. Kemmler ist einer der Regisseure der Sat.1-Telenovela «Verliebt in Berlin». Mit der Anfrage eine Replik zum Artikel „Am Anfang ist das Script“ zu schreiben, wandte er sich an unsere Redaktion. Er äußerte sich allerdings nicht nur zur immer wieder auftauchenden Frage, ob eher der Autor oder doch der Regisseur schuld ist, wenn ein Format mal nicht funktioniert, sondern richtete auch einen Appell an die deutschen Fernsehmacher. Einen Appell für mehr Mut und weniger Kopien.

Klaus Kemmler, Serienregisseur (unter anderem bei «Verliebt in Berlin»):
„Die Frage, wer den Film nun verhunzt hat, der Regisseur oder der Drehbuchautor, ist ebenso alt wie das Filmgeschäft selbst, und ich möchte mich in meiner Eigenschaft als Serienregisseur an dieser Diskussion nicht beteiligen, das ist mir zu albern. Natürlich gibt es fähige Drehbuchautoren wie es auch fähige Regisseure gibt.

Ich möchte nur den Kollegen Yiannopoulos darauf hinweisen, dass es reichlich naiv ist, anzunehmen, ein einzelner Regisseur wäre verantwortlich für den Look einer Serie. Dieser wird noch immer vom Producer in enger Abstimmung mit der Redaktion bestimmt, und diese sichert sich im Vorfeld der Ausstrahlung durch eine Marktforschung ab. Genau hier liegt die Crux.

Bei der Marktforschung werden einigen Vertretern der erhofften Zielgruppe einige Szenen oder Episoden vorgeführt (natürlich erhalten sie dafür eine Entlohnung) und werden dann gebeten ihre Meinung abzugeben. Die natürlich oft der Erwartungshaltung der auftraggebenden Produktionsfirma oder Senders entspricht. Da wird einigen wenigen Laien eine unglaubliche Macht verliehen, für die sie später nie die Verantwortung übernehmen müssen. Ich halte solche Instrumente für ungefähr so aussagekräftig wie eine Weinverkostung edelster Topfen an einer Currywurstbude.

Deswegen mein eindringlicher Appell an alle Fernsehredaktionen in diesem Land: Bitte vertrauen Sie wieder mehr ihrem eigenen Sachverstand oder dem Bauchgefühl. Hände weg von der vermeintlichen Sicherheit Erfolgskonzepte einfach zu kopieren. Ob nun amerikanische (da können wir finanziell eh’ nicht mithalten) oder deutsche. Mehr Mut in ihren Köpfen und Büros täte der deutschen Fernsehlandschaft sicherlich gut! In diesem Sinne uns allen ein kreatives und frohes Schaffen.“
24.03.2007 12:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/19375
Manuel Weis

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Experten

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