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Die Kritiker: «Meine Mutter tanzend»

Story
Für die dunkelhäutige Logopädin Stella geht mit dem Heiratsantrag ihres Freundes Paul ein Traum in Erfüllung. Sie selbst ist als Adoptivkind aufgewachsen und fühlt sich in dem engen familiären Zusammenhalt von Pauls gutbürgerlicher Familie zum ersten Mal geborgen. Vor der Hochzeit aber möchte sie ihre leibliche Mutter ausfindig machen. Der erste Kontakt ist ein Schock: Ihre Mutter ist weiß. Und sie sitzt im Supermarkt um die Ecke an der Kasse, trinkt in der Pause Piccolo aus der Flasche und ist ganz und gar nicht erpicht darauf, ihre Tochter kennen zu lernen. Aber Stella lässt sich von der schroffen Art dieser Beate Gruber nicht abschrecken und so beginnt für sie eine schwierige Annäherung, die ihr Leben gehörig in Unordnung bringt.

Aber auch an der schnoddrigen, vom Leben gebeutelten Beate geht diese Begegnung nicht spurlos vorüber. Nachdem sie ihren Job an der Kasse hingeworfen hat, ist es ihre Tochter, die ihr eine Stelle als Sprechstundenhilfe in ihrer Gemeinschaftspraxis verschafft und mit ihr ein paar ordentliche Klamotten kaufen geht. Aber trotz aller Versuche der Verständigung erzählt Stella ihrer Mutter nichts von ihrer bevorstehenden Hochzeit: Wie soll sie denn diese unmögliche Frau Paul und seiner Familie vorstellen? Paul wiederum, der spürt, dass Stella Geheimnisse vor ihm hat, glaubt an eine Affäre mit einem anderen und bandelt mir ihrer Kollegin, einer alten Liebe an.

Darsteller
Dennenesch Zoudé («Hinter Gittern») ist Stella Ahrens
Jutta Speidel («Donna Roma») ist Beate Gruber
Ole Puppe («Abschnitt 40») ist Paul André
Paula Paul («Barfuss») ist Ingrid Bär
Gila von Weitershausen («Ich heirate meine Frau») ist Christiane André
Oliver Bröcker («NVA») ist Wolfgang Gruber

Kritik
«Meine Mutter tanzend» fällt weniger durch Handlung und Charaktere auf, als durch den recht plumpen Einsatz von „MENTOS“- oder „ORBIT“-Kaugummis, für die der Supermarkt, in dem ein nicht geringer Anteil des Films spielt, natürlich die perfekte Bühne bietet.

Zur Handlung lässt sich nicht allzu viel sagen: Sie ist recht eintönig nach dem 08/15-Schema, das jeder Leser der Standardwerke für Drehbuchautoren von Syd Field kennt, lieblos herunter geschrieben. Die Szene mit dem Heiratsantrag (immerhin eine Schlüsselszene, die massiv in die Handlung eingreift) hätte man viel mehr auskosten können: So hätte man Stella und Paul zum Beispiel von der Familie für diese Szene isolieren können, um die Dynamik zwischen den beiden besser darzustellen. Auch wäre es sinnvoll gewesen, diese Szene ein wenig weiter nach hinten zu versetzen, da der Antrag in Minute sechs doch recht früh kommt. Der Zuschauer sollte zuerst die Gelegenheit bekommen, die Figuren richtig kennen zu lernen, bevor er mit einer solchen Aktion, auf der eigentlich die gesamte Handlung des Films basiert, konfrontiert wird.

Die Figuren sind insgesamt gut ausgearbeitet, wobei Stella und ihre leibliche Mutter hervorstechen. Die Nebencharaktere sind dagegen weniger originell entworfen und unterscheiden sich voneinander kaum. Das macht einige Szenen leider recht eintönig. Die Schauspieler leisten durchschnittliche Arbeit – nicht umwerfend, aber auch nicht so schlimm, dass man ihnen ihre Rollen nicht abnimmt.

Einen großen Minuspunkt in der dramaturgischen Ausarbeitung stellen leider die schlecht geschrieben Dialoge dar. Sie kommentieren die Handlung, anstatt dass sie durch eine dynamische Spannung einen Konflikt hervorriefen, die Handlung weiter voran trieben, oder etwas Bedeutendes über die Charaktere enthüllten. Auch die vielen Establishing Shots beginnen mit der Zeit, zu nerven. Immer bevor eine Szene beginnt, zeigt man einige Sekunden lang das Haus, die Straße oder den Supermarkt, in dem die Szene nun spielen wird. Dieses Stilmittel kann eine nette Variation sein, wenn es in einem Film drei oder vier Mal auftaucht. In «Meine Mutter tanzend» wird es aber viel zu häufig angewendet und stellt daher ein schamloses Mittel dar, Zeit tot zu schlagen.
Alles in Allem ist «Meine Mutter tanzend» daher ein unterdurchschnittlicher TV-Film, den man nicht gesehen haben muss.

Die ARD strahlt «Meine Mutter tanzend» am Mittwoch, 14. März 2007, um 20.15 Uhr aus.
12.03.2007 22:13 Uhr Kurz-URL: qmde.de/19184
Julian Miller

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Meine Mutter tanzend

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