►   zur Desktop-Version   ►

Die Kritiker: «GSG 9»

Story:



Die Jungs der GSG9 nehmen einen mutmaßlichen Islamisten fest. Andy, der Stellvertreter von Geb, wird dabei schwer verletzt. So muss sich der Neue, Frank, einer echten Bewährungsprobe unterziehen. Unglücklicherweise entgeht der Bruder des Verhafteten, Ishan Hamsa, dem Zugriff und befindet sich so auf freiem Fuß. Während sich Geb von Kommandeur Anhoff Fehler vorwerfen lassen muss, nimmt Ishan amerikanische Schwimmerinnen in einem Hotel als Geisel. Er will so die Freilassung seines Bruders erpressen. Kommt die Polizei seinen Forderungen nicht nach, werden Geiseln sterben.



Darsteller:

Marc Ben Puch («Wilhelm Tell») ist Geb Schurlau

Bülent Sharif («Blackout – Die Erinnerung ist tödlich») ist Demir Azlan

Andreas Pietschmann («4 gegen Z») ist Konny von Brendorp

Bert Böhlitz («Dresden») ist Caspar Reindl

Jorres Risse («Bianca – Wege zum Glück») ist Frank Wernitz

André Hennicke («Tod einer Freundin») ist Thomas Anhoff

Florentine Lahme («Geliebte Schwestern») ist Petra Helmholtz



Kritik:

Serienstart Nummer Zwei aus dem Regal der deutschen Formaten bei Sat.1 läuft am Donnerstagabend erstmals über die Bildschirme. Mit «GSG 9» will man bei Sat.1 den Durchbruch in Sachen deutsche Krimiware schaffen. Nach zahlreichen gescheiterten deutschen Projekten soll die Serie – so der Wunsch der Beliner – an die Erfolge vom «Bullen von Tölz» und «Allein unter Bauern» anknüpfen.



Dies könnte allerdings etwas schwieriger werden, denn in der Tat hat das Format einige nicht unerhebliche Schwächen. Ohnehin fallen unglaubliche Parallelen zur US-Serie «The Unit» auf. Produzent Wildfeuer versicherte im Quotenmeter.de-Gespräch zwar, nicht von der US-Serie abgekupfert zu haben, dennoch sind Ähnlichkeiten nicht von der Hand zu weisen.



«GSG 9» beginnt mit einem aufwändig produzierten Action-Streich – ein mutmaßlicher Islamist soll dingfest gemacht werden – für den weiteren Verlauf der Serie hat diese Sequenz aber durchaus Folgen. Auch «The Unit» startet mit actionlastigen fünf Minuten, dennoch spielt das dort Gezeigte später keine Rolle mehr. Bei «GSG 9» wird der stellvertretende Leiter der Einheit schwer verletzt, zudem entkommt der Bruder des Festgenommenen.



Danach fällt «GSG 9» (wie auch «The Unit») in ein Loch – in ein tiefes Loch. Rund zehn Minuten lang passiert eigentlich gar nichts. Während man bei «The Unit» zumindest noch erkennen kann, dass die Charaktere mühsam vorgestellt werden, geht es beim deutschen Bruder eher um Nebensächlichkeiten und den Kampf um die Nachfolge des Stellvertreters. Die Macher müssen sich hier die Frage gefallen lassen, wieso sie es zuließen, dass rund zehn Minuten lang nichts wirklich Wichtiges passiert.



Übereinstimmung Nummer 2: Auch bei «GSG 9» dürfen die Zuschauer ein vollkommen neues Teammitglied begleiten. Frank stößt neu zur Truppe hinzu, muss sich demnach erst beweisen. Dies mag ein ganz interessanter Aspekt sein, zumal auf Frank in den kommenden Folgen noch eine Menge wartet. Seine Figur bleibt zwar im Piloten noch relativ blass, gänzlich abzuschreiben ist er aber auf keinen Fall. Die Macher der Serie haben ohnehin darauf geachtet, dass sämtliche Charaktere nicht nur glaubhaft herüberkommen, sondern auch gut durchdachte Nebenstränge vorweisen können. Diese beziehen sich zumeist auf das Privatleben und sind in der Regel auch recht interessant.



Die Platzierung dieser Geschichten ist aber zum Teil zu viel des Guten – bestes Beispiel ist die Zehn-Minuten-Flaute in der Pilotsendung, in der diese Nebensächlichkeiten einen zu großen Stellenwert einnehmen. Erst nach gut einem Drittel der Folge erfahren die Mitglieder von der Geiselnahme im Hotel. Auf dem Laufenden gehalten werden Mitglieder und Zuschauer von Hans-Hermann Gockel, der im N24-Studio die Nachrichten verliest. Auch hier zeigt sich eine Parallele zu «The Unit» - die US-Serie zeigt im Piloten vermehrt Schalten zu einer Reporterin, die von den Geiselnahmen berichtet.



Ein wirklicher Spannungsbogen ist auch in der zweiten Hälfte des Piloten nicht vorhanden. Sämtliche Fallen, die eigentlich hätten Spannung erzeugen können, werden relativ schnell umgangen – alles läuft mehr oder weniger nach Plan. Das Ende ist zwar nicht vorhersehbar, es haut den Zuseher aber in keinem Fall vom Hocker. Die erste Folge von «GSG 9» ist demnach ein sehr passendes Beispiel dafür, wie man eine gute Idee deutlich beschädigen kann. Die Spannungskurve steigt zwar immer wieder leicht an, mehr als ein kleines Hügelchen entsteht aber nicht.



Es muss allerdings erwähnt werden, dass sich das Format in diesem Punkt deutlich steigert und bereits die dritte Folge diese Fehler abgestellt hat. Was sich allerdings fortsetzt, ist die Tatsache, dass die reine Ermittlungsarbeit viel zu kurz kommt. Wieso machen die Täter das? Wer sind die Täter überhaupt genau? Was muss man über sie wissen? Die Produktion erweckt den Eindruck, einzig Petra Helmholtz (Florentine Lahme) sei für diese Ermittlungen zuständig. Wie sie an gewisse Informationen herankommt, wird in der Regel aber nicht gezeigt. Die Macher haben zwar ein großes Büro gebaut, in dem auch jede Menge Statisten arbeiten, dennoch hat der Zuschauer nicht das Gefühl, als würden sie eine Menge zur Aufklärung gewisser Sachverhalte beitragen.



Vielmehr setzt die Produktion auf das Gesamtbild „Terrorist“ und die Tatsache, dass es mehr oder weniger unwichtig ist, warum er das jetzt macht. Eine Machart, die auch bei «The Unit» zu erkennen ist. Im Endeffekt mag es auch richtig sein: In der Tat ist es den Jungs der «GSG 9» egal, warum jemand etwas tut – ihr Auftrag besteht darin, die Terroristen dingfest zu machen. Die schauspielerische Leistung des Teams ist durchaus zu loben. Vor allem Hauptdarsteller Marc Ben Puch und Bülent Sharif spielen äußerst gut.



Vom Look her lehnt sich die Serie an amerikanische Vorbilder an: Warme Farben und großzügige Einsatzzentralen bestimmen das Gesamtbild. Das ist nicht ganz billig und macht in der Tat etwas her. Verbunden mit den relativ schnellen Schnitten ist das Format technisch sicherlich up to date. Spannend wird sein, in wie sich weit die Verstrickungen des Privatlebens in den kommenden Folgen auch auf die tatsächliche Arbeit der GSG9er auswirken werden. Sat.1 ist ein ordentlicher Mix aus Action und Krimi gelungen, bei dem vor allem die privaten Dinge eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Ein bisschen mehr Spannung würde allerdings sehr gut tun.



Sat.1 zeigt die erste Folge von «GSG 9» am Donnerstag, den 8. März 2007 um 20.15 Uhr. Zwölf weitere Episoden folgen ab dem 14. März 2007, jeweils mittwochs um 21.15 Uhr.

06.03.2007 16:25 Uhr Kurz-URL: qmde.de/19082
Manuel Weis

Artikel teilen


Tags

GSG 9

◄   zurück zur Startseite   ◄

Qtalk-Forum » zur Desktop-Version

Impressum  |  Datenschutz und Nutzungshinweis  |  Cookie-Einstellungen  |  Newsletter