►   zur Desktop-Version   ►

Die Kritiker: «Wie küsst man einen Millionär?»

Story
Lilly, Nora und Jessica wohnen in einem kleinen Nest im Spreewald. Lilly bereitet gerade ihre Hochzeit mit Rico vor. Beim Dorf-Feuerwehrfest platzt die Bombe: Lilly ertappt Rico in flagranti mit der einer anderen Frau. Aus Rache klauen die drei die Feuerwehrkasse und ergreifen die Flucht. Während ihres "Kriegsrats" lernen sie den charmanten Millionär Alexander kennen, der sie über eine Charity-Veranstaltung in Berlin informiert. Nun heißt es: Auf nach Berlin!

Denn über eins sind sie sich einig: "Nie wieder einen Loser!" In ihren aufreizenden Feuerwehrball-Outfits kommen sie in der Hauptstadt an, aber von der ersehnten Glamourwelt ist zunächst nur wenig zu spüren. Der erste Mann, den die drei kennen lernen, ist ein Rikschafahrer: Giovanni, genannt Jo, ist zwar ein außergewöhnlich charmanter, witziger und kundiger Fremdenführer, der Lilly sehr gefällt, aber das würde sie vor den anderen nie zugeben, denn schließlich haben sich die drei geschworen, nie wieder auf einen armen Schlucker hereinzufallen.

Ihre ersten Gehversuche in der neuen, großen Welt scheitern kläglich: Beim Cocktailtrinken im Nobel-Hotel - alle drei aufgebrezelt bis zum Anschlag - werden sie vom Geschäftsführer des Hauses verwiesen. Bei der Charity-Veranstaltung können sie zwar ordentlich schlemmen, und Nora lernt den netten und wohlhabenden Autoliebhaber Wolfen kennen, doch der vermeintlich kostenlose Spaß schlägt für die Mädchen mit 400 Euro zu Buche, und damit ist das Budget für die komplette Reise so gut wie aufgebraucht. Zum Glück taucht Alexander rechtzeitig wieder auf, um den dreien aus der Patsche zu helfen.

Darsteller
Mina Tander («Tornado») ist Lilly
Anita Matija («Geküsst wird vor Gericht») ist Nora
Cordelia Wege («Verrückt nach Clara») ist Jessica
Luca Zamperoni («im Auftrag des Vatikan») ist Jo
Kai Scheve («Das Geheimnis im Moor») ist Alexander Latour
Timo Dierkes («Störtebecker») ist Ferdinand Wolfen
Robert Schupp («München») ist Harry
Roswitha Dost («Liebe ist die beste Medizin») ist Gabi
Florian Panzner («Unterwegs») ist Rico

Kritik
Die Sat.1-Produktion nach einem Drehbuch von Andrea Sixt und Andreas Bradler ist alles andere als ausgezeichnet. «Wie küsst man einen Millionär?» beginnt, wie der Zuschauer es erwartet, und endet, wie man es erwartet. Spätestens nach dem Auftreten von Luca Zamperoni ist das Ende vorhersehbar, auch wenn es dadurch noch ein paar Wendungen gibt.

Die ersten fünfzig Minuten des Filmes führen sich Lilly, Nora und Jessica wie 13-jährige Mädchen auf, die in der Stadt unterwegs sind. Laut, frech und kreischend. Dass das den Zuschauer verschreckt und nach einer gewissen Weile nervt, kann sich der Regisseur Zoltan Spirandelli denken. Beispielsweise dinieren die drei Damen in einem Restaurant, doch das Benehmen ist auf unterstem Niveau. Dieselbe Situation taucht in der Lobby eines Berliner Nobelhotels auf.

In der Mitte des Films soll die Handlung gestreckt werden – und das mit aller Gewalt. So tanzen die Hauptdarstellerinnen ganze drei Minuten zu einem Lied in einem Hotel, das sieht extrem peinlich aus und ist aus technischer Sicht auf unterstem Niveau. Denn als die Kamera im Fahrstuhl steht und die Protagonistinnen hinein laufen, sieht man, wie die Türe des Fahrstuhles sich ein wenig schließt und dann wieder öffnet. Neue Szene: Einige Sekunden später werfen sie ein Gegenstand hinter ihren Rücken, dort steht ein Objekt, welches zu wackeln beginnt. Die gesamte Musikszene ist völlig an den Haaren herbeigezogen und nicht besonders originell.

Außerdem endet der Film an der Stelle, an der eine spannende Geschichte entstehen könnte. Wie kriegen Lilly und Jo die Fernbeziehung beziehungsweise den Umzug nach Italien hin? Kann die Dame bei der Weinernte helfen und wird sie ihrem Vater gefallen? Stattdessen setzt der Film auf billige Dialoge und schlecht gezeichnete Figuren. Millionär Alexander Latour grabscht Lilly beim ersten Kuss an die Brust, das gefällt der von Mina Tander verkörperten Figur natürlich nicht.

Die Drehbuchautoren wissen nicht so wirklich, was sie mit ihren Charakteren machen sollen, wenn sie am Tisch sitzen. Der gesamte Film kommt rauchfrei aus, allerdings kriegt Ferdinant Wolfens Frau einen Glimmstängel in die Hand dedrückt und Alexander Latour nach dem Essen in seinem Privathaus.

Die schauspielerische Leitung befindet sich bei «Wie küsst man einen Millionär?» auf niedrigem bis mäßigem Niveau. Die Hauptdarsteller können Lilly (Mina Tander) und Jo (Luca Zamperoni) überzeugen, eher schlecht spielt Kai Scheve als Alexander. Die in einem Berliner Cafe arbeitende Kellnerin hat zwar nur einen kurzen Auftritt, spielt aber völlig miserabel. Der gesamte Dialog wirkt künstlich und auswendig gelernt.

Insgesamt lässt sich zum großen Sat.1-Film sagen, dass er langweilig, vorsehbar und kitschig ist. Wer ihn sieht, vergeudet seine Zeit.

Sat.1 zeigt «Wie küsst man einen Millionär?» am Dienstag, 27. Februar 2007, um 20.15 Uhr.
26.02.2007 14:12 Uhr Kurz-URL: qmde.de/18961
Fabian Riedner

Artikel teilen


Tags

Wie küsst man einen

◄   zurück zur Startseite   ◄
Werbung

Qtalk-Forum » zur Desktop-Version

Impressum  |  Datenschutz und Nutzungshinweis  |  Cookie-Einstellungen  |  Newsletter