StoryDer erfolgreiche, selbstbewusste Chirurg Professor Harry Seidel wehrt sich gegen die zunehmende Kommerzialisierung des Krankenhaus-Betriebes. Während sein Widersacher, der neue Verwaltungsdirektor Manfred Zach, die Meinung vertritt, es könne künftig keine Medizin mehr geben ohne Berücksichtigung ökonomischer Rahmenbedingungen, ist Harry Seidel überzeugt, dass gute Medizin und wirtschaftliche Überlegungen sich gegenseitig ausschließen. Unbestritten ist seine fachliche Kompetenz, aber viele - allen voran Zach - unterstellen ihm Kälte und Egoismus. Mitarbeitern, die Patienten - und auch sich selbst - mit dem Hinweis auf ein Jenseits und eine unsterbliche Seele zu trösten versuchen, erklärt er zynisch, er sei Naturwissenschaftler, er habe schon 20.000 Körper aufgeschnitten, so etwas wie eine Seele habe er aber nie gefunden.
Durch sein arrogant-schroffes Verhalten hat Harry Seidel häufig Kollegen und Mitarbeiter vor den Kopf gestoßen. Zach nimmt den Kampf mit dem "verbohrten Halbgott in Weiß" auf. Lydia, Harrys Ehefrau, die nebenbei in einem Fotostudio arbeitet, versucht die Bewerbung ihres Mannes um die Position des ärztlichen Direktors zu unterstützen. Zugleich wird sie von ihrem Fotografen-Kollegen Jim umworben. Und denkt über eine Trennung von Harry nach. Die Ehe ist erkaltet, Tochter Eva in einem schwierigen Alter.
Ein beinahe tödlicher Autounfall bringt das Leben von Harry und sein Weltbild ziemlich durcheinander. Nach dieser Erfahrung nahe am Tod begleitet ihn nämlich plötzlich sein alter, vor 20 Jahren gestorbener Freund Fritz als Geist, den nur er allein wahrnimmt…
DarstellerUlrich Tukur («Das Leben der Anderen») ist Prof. Dr. Harry Seidel
Veronica Ferres («Neger, Neger, Schornsteinfeger») ist Lydia Seidel
Anna Hausburg («Alles über Anna») ist Eva Seidel
Maximilian Brückner («Wer früher stirbt, ist länger tot») ist Fritz Kessler
Uwe Bohm («Mätressen») ist Manfred Zach
Dorka Gryllus («Zeit der Wünsche») ist Cora Sanders
Ministerpräsident Christian Wulff ist er selbst
Kritik«Mein alter Freund Fritz» – wer beim Lesen des Titels an eine langweilige Komödie denkt, liegt denkbar falsch. Schließlich handelt es sich um das neueste Projekt von Regisseur Dieter Wedel, eine hohe Qualität darf man daher bereits im Vorhinein erwarten. Und tatsächlich: Auch diesmal gelang Wedel erneut ein toller Film, der immer wieder zu überraschen weiß.
Der Film ist nicht nur eine „Komödie“, wie das ZDF im Vorfeld ankündigte. Vielmehr geht es in «Mein alter Freund Fritz» auch um das hiesige Gesundsheitswesen, das an vielen Stellen deutlich im Argen liegt – was Dieter Wedel stets anzusprechen versucht. Während des 90-Minüters wird deutlich, dass in vielen Krankenhäusern der Kommerz überwiegt und die Patienten dabei häufig nur noch eine Art „Ware“ darstellen. Wedel verbindet diese ernsten Elemente dann jedoch mit den Themen Familie, Liebe, Freundschaft und Tod auf spielerische Weise.
Noch dazu ist es Wedel gelungen, eine Geistergeschichte zu erzählen, die keineswegs an den Haaren herbeigezogen wirkt. Im Gegenteil: Das „Erscheinen“ von Fritz Kessler, einem alten Freund des Arztes Harry Seidel, ist unterhaltsam umgesetzt worden und bringt die Zuschauer immer wieder aufs Neue zum Lachen durch wenig vorhersehbare Momente.
Positiv sind die vielen unverbrauchten Gesichter, die während des Films zu sehen sind. Die hochkarätigen Schauspielgrößen wie Veronica Ferres und Ulrich Tukur stehlen ihnen darüber hinaus nicht die Schau – auch in diesem Bereich wirkt der Film sehr harmonisch. Star des Films ist allerdings «Tatort»-Kommissar Maximilian Brückner, der die Rolle des toten Fritz Kessler häufig augenzwinkernd spielt und somit dafür sorgt, dass der Film durchweg spritzig daherkommt. Einzige Schwäche von «Mein alter Freund Fritz» ist der Anfang: Eine gute viertel Stunde muss man durchhalten, bis die eigentliche Handlung beginnt – aber: das Warten lohnt sich.
Zu den Highlights des Films gehören von diesem Moment an die zahlreichen überraschenden Momente, so beispielsweise die Auftritte von Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff und Regisseur Dieter Wedel, der wenige Sekunden lang als Arzt zu sehen ist. Fazit: Qualitätsfernsehen, das es nicht zu verpassen gilt.
Das ZDF zeigt «Mein alter Freund Fritz» am Montag, den 26. Februar 2007, um 20.15 Uhr in der Reihe „Fernsehfilm der Woche“.