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„«Post Mortem» hat eine zweite Chance verdient“

SWR3-Moderator Michael Reufsteck ist neuer Experte bei Quotenmeter.de. Er schreibt diesmal über die Quoten von «Post Mortem» und einige Fehler der Serie.

Über 5,7 Millionen Menschen sahen die Premiere von «Post Mortem» bei RTL. Doch schon wenige Wochen nach dem Start schalteten viele Menschen nicht mehr ein. Derzeit liegt die Krimiserie bei rund 3,7 Millionen Zuschauern, in der Zielgruppe konnte zuletzt ein Marktanteil von 15,8 Prozent gemessen werden.

Quotenmeter.de-Experte Michael Reufsteck über «Post Mortem»:
Foto: SWR"Die Abwärtsbewegung der «Post Mortem»-Quoten sieht auf den ersten Blick bedenklich aus. Was uns die vergangenen Jahre gelehrt haben, ist aber, dass das Publikum bei dieser Art Serie im Lauf der Zeit eher wächst als schwindet. Sämtliche «CSI»s, «Navy CIS», «Criminal Intent», «Without A Trace» und wie sie alle heißen, fingen fast ausnahmslos mit durchschnittlichen Quoten an, bevor sie allmählich ihr Publikum fanden und sich zu Erfolgen entwickelten. Das klingt zunächst nach einem abwegigen Argument, wenn wir von einer Serie sprechen, die im Lauf von fünf Folgen zwei Millionen Zuschauer verloren hat. Der Unterschied zu «Post Mortem» ist jedoch, dass keiner dieser Serienstarts mit einer besonderen Erwartungshaltung verbunden war.

Es handelte sich um Lizenzware, die Hauptdarsteller waren hierzulande kaum bekannt, und der Werbeaufwand zum Start hielt sich doch arg in Grenzen. Um «Post Mortem» als erste deutsche Produktion dieser Art, mit einem großen Star in der Hauptrolle, wurde ein enormer Hype entfacht, und der in solchen Fällen klassische Neugiereffekt trat ein, dass viele Zuschauer, die sich vielleicht eigentlich gar nicht für dieses Genre interessieren, ein- oder zweimalig einschalteten und sich dann verabschiedeten. In den vergangenen zwei Wochen waren die Quoten bereits relativ konstant, und im Prinzip ist das nun der Grundstock, auf den «Post Mortem» aufbauen könnte. Das Problem ist jetzt lediglich, dass schon nur noch vier Folgen der ersten Staffel übrig sind, bevor auf dem Sendeplatz wieder Autos explodieren, und diese Zeit kaum für einen kontinuierlichen Publikumsausbau ausreicht.

US-Serien haben mit ihren 22 bis 24 Folgen pro Staffel viel länger die Zeit, die Zuschauer an sich zu gewöhnen. Man muss natürlich auch erwähnen, dass RTL mit den jetzigen Werten angesichts gleichzeitiger US-Krimis auf Sat.1 und RTL II nicht unzufrieden sein muss.

Die Kritik an der Kameraarbeit ist nur zum Teil berechtigt. Der Wille, ein optisch hochwertiges Produkt im Stil der US-Hochglanzkrimis zu zaubern, war wohl so stark, dass Regisseur Thomas Jauch sich etwas zu sehr mitreißen ließ und die actionreiche Bildästhetik von «24» auch dort versuchte, wo gar nicht so viel passiert wie in «24». Das wirkt dann in der Tat etwas albern. Schon allein deshalb wäre es wünschenswert, dass RTL eine zweite Staffel in Auftrag gibt. «Post Mortem» ist bemerkenswert ambitioniert, aber noch nicht 100-prozentig da, wo es sein könnte. Noch reicht die Serie nicht an die US-Vorbilder heran, aber die Ansätze sind erkennbar da, und das Team hätte die Chance verdient, aus anfänglichen Schwächen zu lernen und sich zu entwickeln."

Michael Reufsteck ist Moderator beim Radiosender SWR3, wo er unter anderem in der Sendung «Luna» das Spiel "Braunsche Röhre" - ein Fernsehquiz im Radio - präsentiert. Der in Baden-Baden lebende Journalist ist einer der Autoren des "Fernsehlexikons" (www.Fernsehlexikon.de). Zusammen mit Stefan Niggemeier hat er darin die bisher umfassendste Übersicht über die Programme des deutschsprachigen Fernsehens zusammengestellt.
17.02.2007 10:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/18843
Michael Reufsteck  •  Quelle: Quotenmeter.de

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Post Mortem

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