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Christoph Maria Herbst über «Stromberg», Einschaltquoten und Arschlöcher-Rollen

In wenigen Wochen kehrt «Stromberg» zurück. Schauspieler Christoph Maria Herbst sprach nun unter anderem über die Kult-Serie.

Einige Wochen müssen sich Fans von «Stromberg» noch gedulden, dann zeigt ProSieben neue Folgen. Unterdessen sprach Schauspieler Christoph Maria Herbst mit der "Süddeutschen Zeitung" über die Rolle des wohl schlimmsten Chefs der Welt.

"Stromberg setzt die anspruchsvollsten Dinge in die Welt, und das klingt total hehr. Aber letztlich geht es ihm doch nur um den überdachten Parkplatz. Und um das kleinkarierte Großmannssüchtige", so Herbst über den Charakter seiner Rolle. Stromberg fehlt offenbar eine funktionierende Eigenwahrnehmung: "Am deutlichsten wird das bei den Interview-Sequenzen, wenn die Schauspieler der Kamera gegenübersitzen und irgendwelche Statements zu ihrer Einstellung zum Leben und zur Arbeit abgeben. Während der Interviews sind Spielszenen zu sehen, wo du dann das diametrale Gegenteil zu dem siehst, was zum Beispiel Stromberg gerade im Interview postuliert."

Insgesamt betrachtet möchte Herbst aus Stromberg eine "vielschichte Figur" machen, wie er gegenüber der "Süddeutschen" betont. "Ich bemühe mich immer darum, einen Menschen zu spielen. Ich möchte ihn überhöhen, aber es soll doch ein Herz in ihm schlagen. Ich möchte vermeiden, ihn einfach nur lächerlich zu machen." Letztlich sei Stromberg "ein Fleisch gewordener Schrei nach Liebe", der in der dritten Staffel "in einer unglaublichen Verkrampftheit die Nähe zum anderen Geschlecht" suchen wird, verrät der Schauspieler.




Als ihm die Rolle des Stromberg vor drei Jahren angeboten wurde, habe Christoph Maria Herbst zuerst gezweifelt. "Zu dieser Zeit lief «Das Amt» mit Jochen Busse, und mit Ingolf Lück lief auch so eine Büro-Geschichte", erinnert sich Herbst. Diese Serien seien "nicht so richtig mein Humor gewesen". Der Schauspieler weiter: "Das war mir alles zu grobschlächtig, zu dick aufgetragen. Da wurde wirklich mit Tapezierrollen gearbeitet, während wir bei Stromberg versuchen, mit dem feinen Pinselstrich zu arbeiten. Ich mag eher den Humor, der so durch die Brust ins Auge geht, der nicht den direkten Weg geht und aus der Beobachtung kommt."

Einen Grund für die Beliebtheit der ProSieben-Serie hat Herbst bereits gefunden: "Ich glaube, die Menschen mögen an Stromberg, dass sie endlich wieder mal für voll genommen werden. Sie haben diese Entmündigung satt: Falsche Zähne reintun, dicke Brille aufsetzen, haha, lustig! Aber dann kommt nicht mehr viel. Und mit diesen grobschlächtigen Mitteln der Mimikry arbeiten wir eben nicht." Die Quoten seien zwar nicht wirklich toll, "aber auch nicht wirklich schlecht. Wir halten uns in der Nähe des Senderdurchschnitts auf. Aber der Sender hätte sicherlich gerne noch andere Zahlen gesehen." Trotzdem stehe ProSieben "wie ein Mann hinter diesem Stromberg". Herbst: "Bei jedem anderen Sender wäre die erste Staffel noch nicht einmal zu Ende gezeigt worden. Und die Quote ist letztlich auch viel weniger wichtig als das Verhalten der werbenden Industrie, denn letztlich machen wir Werberahmenprogramm."

Die Rolle des Bernd Stromberg hat die Auswahl neuer Rollen für Christoph Maria im Übrigen stark begrenzt. "Im Augenblick werden mir immer die Arschlöcher angeboten. Wenn ich mir die Drehbücher anschaue, die kommen: überwiegend Dummbatzen und Säcke", so der Schauspieler.
12.02.2007 11:55 Uhr Kurz-URL: qmde.de/18761
Alexander Krei  •  Quelle: Süddeutsche Zeitung

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Stromberg

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