WDR und NDR streiten sich offenbar um die Nachfolge von Christiansen. Als Kandidat gilt nun auch Soft-Talker Reinhold Beckmann.
Nach der Absage von Günther Jauch als Nachfolger für Polittalkerin Sabine Christiansen, scheint offenbar ein ARD-interner Streit ausgebrochen zu sein. Vor allem beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) ist man derzeit wohl nicht gut auf die Kollegen vom Westdeutschen Rundfunk (WDR) zu sprechen.
Der Grund: WDR-Intendant Fritz Pleitgen und dessen Nachfolgerin Monika Piel (Foto) äußerten sich im Vorfeld kritisch über den nur in Teilen erfolgten Wechsel Jauchs zur ARD. "Dem Publikum wäre schwerlich zu vermitteln gewesen, wenn Günther Jauch am Sonntag in der ARD eine politische Talk Show moderiert und uns in der Woche bei RTL mit einem journalistischen Format als Konkurrent entgegentritt", hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung am Donnerstag. Allerdings dürfte den Verantwortlichen wohl bereits im Sommer bewusst gewesen sein, dass Jauch gerade im Fall von «stern TV» journalistisch nicht exklusiv für die ARD hätte arbeiten können.
Die Verantwortung für den Talkshow-Sendeplatz am Sonntagabend liegt allerdings beim NDR, der sich in den vergangenen Monaten stets für Günther Jauch eingesetzt hatte. Daher soll es nach Informationen der "Bild"-Zeitung dort nun Widerstand gegen den bisherigen Favoriten Frank Plasberg geben, der seit 1987 ein WDR-Mann ist. Ein NDR-Sprecher wollte das jedoch weder bestätigen noch dementieren: "Zu Namen nehmen wir keine Stellung."
Der Streit geht nun offenbar so weit, dass der NDR möglicherweise sogar einen eigenen Kandidaten ins Rennen um die Nachfolge von Sabine Christiansen schicken möchte. Wie die "Bild" weiter meldet, handelt es sich dabei um Reinhold Beckmann (Foto), der bereits seit Jahren am späten Montagabend mit seiner eher emotionalen Promi-Talkshow ordentliche Einschaltquoten einfahren kann. Auf die Frage, weshalb die Gebührenzahler für rund 200 Euro pro Jahr nicht den besten Mann bekäme, sagte Programmdirektor Struve lapidar: "Weil Herr Jauch zurückgezogen hat. Sonst hätte der Gebührenzahler ihn gehabt."
Jauch selbst hat bereits am Donnerstag das System der ARD durchschaut, sagte in einem Interview mit "stern.de": "Es war wie eine Mischung aus Gesundheits- und Föderalismusreform, mit dem entsprechenden - bedauerlichen - Ergebnis." Möglicherweise kann am Sonntag Sabine Christiansen Licht ins Dunkel bringen - das Thema ihrer Sendung lautet dann nämlich passend "Neue Jobs um jeden Preis?".