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«Weisheiten»: Obacht, ARD!

Ab kommenden Montag sendet die ARD eine zweite Telenovela im Nachmittagsprogramm. Mit «Rote Rosen» will die Fernsehanstalt auf Quotenfang gehen – möglicherweise geht sie weites gehend leer aus. Manuel Weis kommentiert.

Da hat das Erste aber Glück gehabt. Sie waren es, die mit der jetzigen Erfolgsserie «Sturm der Liebe» den letzten großen Telenovela-Renner nach Deutschland gebracht haben. Marktanteile von knapp 30 Prozent, die dazu oftmals noch die höchsten des ganzen Tages sind, verlocken logischerweise dazu, die Herzschmerz-Schiene am Nachmittag auszubauen. Dank des gegebenen logischen Verstandes sollte aber zumindest ein kleines Stop-Schild vor dem inneren Auge aufleuchten. Denn «Sturm der Liebe» war die bislang vorletzte Telenovela, die zum Erfolg wurde. Nur das ZDF schaffte es nach großen Mühen «Julia» auf hohe Werte zu hieven.

Alles, was danach kam, lief nur sehr mittelmäßig und zumeist auch nicht lange. «Tessa» war einer der größten Flops des Jahres, auch die ProSieben-Telenovela «Lotta in love» verlief nicht nach Plan. Janin Reinhardt singt und liebt nun sonntags, dann wenn das eigentliche Zielpublikum noch schläft oder im extremen Fall gerade von der Party nach Hause kommt. Auch Sat.1 hätte sich den Start seiner zweiten Telenovela «Schmetterlinge im Bauch» einfacher vorgestellt. Nach über 19 Prozent Marktanteil zum Start waren die Berliner sicherlich in Feierlaune. Dass daraus nun nur noch etwa zehn Prozent geworden sind, lässt sicherlich den ein oder anderen Fernsehmacher die Augen reiben. Auch die zweite Version der Vorzeige-Telenovela «Verliebt in Berlin» sucht noch ihre Form. Mit etwa 2,5 Millionen Zuschauern in den vergangenen Wochen liegen die Werte deutlich unter denen, die eingefuhren wurden, als Alex Neldel noch nach David und/oder Rokko schmachtete. Einzig «Alles was zählt», die neue tägliche Serie des Marktführers, hat gute Chancen doch noch einigermaßen auf Schnitt zu laufen.

Am vergangenen Donnerstag holte Eisprinzessin Szewczenko erstmals über 15 Prozent Marktanteil. Dass nicht alles funktioniert, wo Telenovela drauf steht, hat die ARD schon mit «Sophie» erfahren und sie erfährt es gerade mit der erfolglosen Krimi-Telenovela «Das Geheimnis meines Vaters». Am Dienstagmorgen entscheidet sich, ob der Trend der täglichen Serien, die ursprünglich aus Südamerika kommen, wirklich vorbei ist. Und die kommenden Tage und Wochen bestimmen, ob «Rote Rosen» der vorerst letzte Neustart einer Telenovela sein wird.

Vor allem beim jungen Publikum wird es das Format schwer haben: Die Hauptperson hat ihren 40. Geburtstag schon hinter sich gelassen und stürzt sich nachdem sie ihr Ehemann verlassen hat, in eine wilde und ungewisse Zukunft. Nix für die Zielgruppe, aber vielleicht genau das richtige für die Generation 50+. Möglicherweise sind die auch die einzigen, die momentan noch nicht übersättigt sind, vom Format Telenovela. Da die ARD zunächst nur 100 Episoden bestellt hat, kann eigentlich auch gar nichts schief gehen – und bei Erfolg kann man die Serie ja verlängern. Auf 300 oder 500 Kapitel…
02.11.2006 12:25 Uhr Kurz-URL: qmde.de/17262
Manuel Weis

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Weisheiten

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