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Sonntagsfragen an Uwe Schlindwein

Das deutsche Fernsehen hat einen neuen Marktführer um 19.00 Uhr. «Das perfekte Dinner» lockt neuerdings die meisten jungen Zuschauer vor die Bildschirme. Producer Granada TV Produktion Uwe Schlindwein sprach mit Quotenmeter.de über den sensationellen Erfolg des Formates und wagte einen Ausblick auf kommende Promi-Ausgaben.

Als es vor einem halben Jahr mit «Das perfekte Dinner» losging, hätten Sie zu diesem Zeitpunkt gedacht, dass Sie im Herbst 2006 höhere Quoten holen als RTL und sogar schon Marktführer um 19 Uhr waren?
Nein, das hätten wir nicht gedacht. Wir haben natürlich an den Erfolg geglaubt, genauso wie auch der Sender VOX. Es ging ja fast ohne Werbung los und das auch noch auf einem Sendeplatz mit einer ganz anderen Zielgruppe. Die war dort «Hör' mal, wer da hämmert» gewohnt. Die zwei Probewochen lagen auch knapp unter dem Senderschnitt, aber VOX hat trotzdem an die Sendung geglaubt und 65 weitere Folgen bestellt. Das hat sich gelohnt, wie man nun sieht.

Das Konzept ist einfach erklärt: Man nehme eine Gruppe von fünf Menschen, lasse einen von ihnen kochen und die anderen vier ihn bewerten. Was begeistert die Zuschauer so dermaßen?
Wir strahlen ein Familienprogramm aus. Es ist für jeden etwas dabei: Von jung bis alt und von vom Studenten, über die Hausfrau bis zum Manager.

«Das perfekte Dinner» ist sehr positiv besetzt, wir gehen also weg von den Streit- und Schreiformaten. Die Sendung hat zudem mit dem wirklichen Leben, mit dem wirklichen Alltag zu tun. Wir bieten nicht nur Tipps zum Kochen, sondern auch Tipps zur Einrichtung von Wohnungen. Und wir haben auch ein bisschen Voyeurismus dabei. Das kennen Sie wahrscheinlich auch, wenn man nachts an Häusern vorbeigeht und in die beleuchteten Wohnzimmer schaut.

Was auch eine Rolle spielt ist die Kombination der Kandidaten: Wie kommen die miteinander aus? Was passiert mit der bunt gemischten Gruppe innerhalb der fünf Tage? Und nicht zu vergessen: Die grandiosen Texte unseres Autorenteams und die markante Off-Stimme.

Tipps und Tricks für die Menschen. Das Erfolgsrezept bei der Sendung heißt also Servicetainment? Oder ist es nicht eher wieder die heile Welt, in die die Menschen, die den ganzen Tag Sorgen und Nöte haben, eintauchen möchten?
Ne, wir zeigen ja das wahre Leben. Bei uns sieht man, wie es wirklich ist - das ist nichts gestellt. Die Protagonisten unserer Sendung sind normale Menschen - Nachbarn, wie du und ich. In deren Wohnungen können sich unsere Zuschauer etwas abschauen - um es sich vielleicht selbst anzueignen oder zu sagen: Ne, das gefällt mir mal gar nicht. So ist es auch mit unseren Kandidaten - manch einen mag man, manch einen nicht und den nächsten findet man wieder super. Das ist in etwa wie damals mit J.R., den hätte man auch nicht gerne bei sich am Tisch sitzen gehabt, aber irgendwie hat er einen doch begeistert.

Wie aber halten Sie die Spannung innerhalb der Sendung aufrecht?
Das liegt zum einen an unseren sehr guten Kandidaten. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Die Zusammenstellung ist da jeweils extrem wichtig. Wir bekommen natürlich sehr, sehr viele Bewerbungen für das Format - und achten darauf, dass wir auch außergewöhnliche Wohnungen zeigen können, außergewöhnliches Essen haben - es soll einfach kein Einheitsbrei sein, sondern Woche für Woche etwas Neues. Deswegen bleibt es spannend.

Das heißt, man muss in seiner Bewerbung schon angeben, was man dann kochen würde...
Genau. Im Übrigen ist es auch eine Voraussetzung, dass der Kandidat gut kochen kann. Das birgt auch einige Überraschungen - manchmal denkt jemand auch, dass er es kann, obwohl das in Wirklichkeit etwas anders aussieht.

Auch das kann lustig werden...
... sogar ziemlich lustig, ja. Ich erinnere mich da gerade eine Dame aus Berlin. Die sagte auch, sie kann gut kochen - das war aber dann ein Desaster mit Katzenhaaren im Essen und Asche im Cocktail. Das war für die anwesenden Gäste dann weniger lecker. So was ist aber die absolute Ausnahme.

Wie stellen Sie die Kandidaten für eine Woche zusammen?
Es müssen interessante Typen sein. Da darf auch mal ein introvertierter, ruhiger Typ dabei sein - kein Problem. Die gesunde Mischung macht's einfach. Der Zuschauer soll sich in jedem Fall mit einem Kandidaten identifizieren können.

Wie sieht ein normaler Drehtag beim «Perfekten Dinner» aus?
Der Drehtag beginnt morgens mit einer kurzen Wohnungsführung beim Gastgeber, dann wird das Interview aufgezeichnet. Für den Gastgeber ist das ja ein großer Event, den er da plant. Er muss sich genau überlegen: Was muss ich einkaufen? Getränke, Lebensmittel, Gewürze, Tischdekos und vieles mehr. Wir begleiten den Kandidaten dann zum Einkaufen...

... darf der Kandidat da hingehen, wo er möchte?
Natürlich. Wir inszenieren nichts.

Wie geht es nach dem Einkauf weiter?
Der Gastgeber macht seine Vorbereitungen, beginnt zu kochen, zieht sich um... und um 18.30 Uhr kommen dann die Gäste. Wir drehen mit zwei Kamerateams - eines davon ist immer bei den Gästen und eins immer beim Gastgeber. Bis Vorspeise, Hauptspeise und Nachspeise serviert und gegessen sind, kann schon mal einige Zeit vergehen. Es folgen die Taxifahrten mit der Bewertung. Schlussendlich folgt noch ein Abschlussinterview wenn die Gäste weg sind. Im besten Fall machen wir also um 23 Uhr Feierabend, meistens wird es aber Mitternacht.

Ein freier Abend ist bei Ihren Teammitgliedern also nicht drin?
Doch klar, denn wir arbeiten mit sechs Teams. Drei sind in einer Drehwoche unterwegs, dann haben die anderen eine Woche frei. Ein Teil des Erfolgs ist auch darin begründet, dass wir eben eine so tolle Crew - von unseren Castingleuten, über die Redaktion bis zur Produktion - beisammen haben, denen das Konzept auch wirklich viel Spaß macht. Ich habe kürzlich gehört, dass erste Mitarbeiter nun auch beginnen, private Dinner zu geben...

Was war witzigste oder kurioseste, was Sie bei den Dreharbeiten erlebt haben?
Bei einem Dinnerabend in Münster wurde das Team bei von einer Polizeikontrolle angehalten. Die Kameras sind aufgefallen und die wollten wissen, was wir hier machen. Als der Aufnahmeleiter den Polizisten erklärt hat, dass für das «Perfekte Dinner» gedreht wird, war der sofort begeistert, fragte nach bei wem was gekocht wurde und es stellte sich raus, dass er ein großer Fan der Sendung ist.

Besonders witzig war es beim Promi-Dinner, welches wir in Wien gedreht haben. Der erste Gastgeber, Bruno Eyron - der bei RTL «Balko» spielte, hat in der Küche so lange gebraucht, dass die Gäste sich dann eine Pizza bestellt haben. Die wurde dann auch wirklich geliefert. Bruno war total mit seinem Hummer beschäftigt und als dann der Pizzabote klingelte, haben die Gäste gejubelt und sich gefreut. Er dachte aber, dass sie wegen seinem Hummer jubeln, der inzwischen auch fertig war. Er war aber zu spät dran: Als er ins Wohnzimmer kam, hatten sich alle schon ein Stück von der Pizza genommen. Darauf kann sich jeder Zuschauer am 26. November freuen, das ist eine sehr lustige Promi-Sendung.

Sie haben die Promi-Runden schon angesprochen. Im Herbst wird es da ja noch weitere geben. Wen hätten Sie denn gerne als Promi-Kandidaten?
Ich muss sagen, dass wir fast alle bekommen haben, die wir haben wollten. Es ist uns wichtig, dass es Menschen sind, die Spaß daran haben. Am 15. Oktober (20.15 Uhr, VOX) beginnen wir mit unserer Münchner Runde - Giulia Siegel und Judith Adelhoch - ein Traumgespann, die beiden und dazu Horst Janson und Henry Gründler.

Neben dem «Perfekten Dinner» gibt es bald auch den «Perfekten Urlaub» - wie weit sind die Kollegen mit der Entwicklung?
Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Auf welchem Sendeplatz das allerdings ausgestrahlt wird, weiß ich noch nicht.

Das Konzept, dass einer etwas für eine Gruppe vorbereitet und anschließend bewertet wird, lässt sich allerdings auf viele Lebensbereiche ausweiten. Gibt es weitere Planungen?
Man kann es sicherlich auf viele Bereiche ausweiten. Es muss halt für den Zuschauer interessant sein. Essen ist etwas alltägliches, deswegen ist es interessant genug, eine tägliche Reihe daraus zu machen. Urlaub kennt man auch - Urlaub hätte man am liebsten jeden Tag.

Was ist an "perfekten" Dingen noch geplant?
Es gibt sicher noch andere Bereiche, das stimmt. Sie wissen, wir machen gute Entwicklungsarbeit und uns fällt immer eine ganze Menge ein. Lassen Sie sich überraschen.

Viele Shows rund um Perfektes verträgt das Fernsehen?
Es ist wichtig, dass wir spannende Leute finden, die mitmachen. Natürlich hat auch das seine Grenzen - wie alles.

Zum Abschluss stellen wir auch Ihnen kurze und knappe Sonntagsfragen:
Wenn Sie TV schauen, wo schalten Sie sofort weiter?
Bei Klingeltonwerbung, da schalte ich sofort weiter - aber sofort. Sonst schaue ich eigentlich alles.

Bei welchem Sender informieren Sie sich?
n-tv.

Welche drei Dinge würde ich auf eine einsame Insel mitnehmen?
Schwierige Frage. Ich würde auf jeden Fall ein Surfbrett mitnehmen, dann ein Radio mit vielen Batterien und ein bequemes Bett.

Welche CD darf in keinem CD Regal fehlen?
David Gray - White Ladder.

Vielen Dank für das Interview.
08.10.2006 09:34 Uhr Kurz-URL: qmde.de/16892
Manuel Weis

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Uwe Schlindwein

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