Nach dem Aus des «K1 Magazin» wollte Kabel Eins den späten Donnerstag neu erfinden. Clipshows, neue Doku-Experimente und nostalgische Wiederholungen sollten frischen Schwung bringen – doch vieles floppte.
Als Kabel Eins im Dezember 2024 endgültig das
«K1 Magazin» absetzte, war das ein tiefer Einschnitt in das Donnerstagsprofil des Senders. Zwei Jahrzehnte lang war das Format der letzte Rest eines klassischen Infotainment-Abends. Doch die Ausgaben an Burda TV haben sich quotentechnisch nicht mehr rentiert, sodass Kabel Eins 2025 einen kompletten Neustart wagte. Doch schnell zeigte sich: Was als Erneuerung gedacht war, wurde zum chaotischen Ausprobieren. Der Donnerstag wurde zur Problemzone – und der Sender testete eine Formatfarbe nach der anderen.
Die erste Idee nach dem Wegfall des «K1 Magazin» war ausgerechnet die billigste: Mit
«Crazy USA» und
«Crazy» versuchte Kabel Eins eine Clipshow, die man im Grunde schnell zusammen schneiden kann. Doch dieser Ansatz erwies sich als Trugschluss. Clipshows funktionieren bei YouTube, Instagram und TikTok – im linearen Abendprogramm jedoch kaum noch. Die Quoten blieben blass, meist deutlich unter Senderdurchschnitt, vor allem bei den 14- bis 49-Jährigen. Die Reihen liefen zwar billig und waren kalkulatorisch kaum ein Risiko, aber sie taugten nicht als Ersatz für ein einst etabliertes Magazin. Der Donnerstag war damit nicht nur nicht modernisiert – er war entkernt.
Besser schlugen sich Wiederholungen von
«Achtung Abzocke». Das Format, seit Jahren eine der verlässlicheren Marken im Kabel-Eins-Kosmos, lieferte solide Werte, oft knapp über dem Senderschnitt. Der Grund ist offensichtlich: Das Format hat ein klares Nutzwertversprechen. Abzock-Maschen, Betrüger, zweifelhafte Firmen – genau das ist eine erzählerische Klammer, die bei Kabel-Eins-Zuschauern traditionell funktioniert. Man weiß, was man bekommt.
Eine weitere Content-Schiene, die im Frühjahr 2025 ausprobiert wurde, setzte auf Factual-Reruns: Wiederholungen von
«Die größten Geheimnisse» liefen im Spätabend erstaunlich ordentlich. Das Format hat mehrere Vorteile: mysteriöse Fälle, True Crime, verborgene Orte, historische Ereignisse – das ist eine Farbe, die im linearen Fernsehen weiterhin gut funktioniert. Im Gegensatz zu Clipshows bietet dieses Format Atmosphäre und Storytelling. Die Einschaltquoten lagen zwar nicht im Spitzenbereich, aber sie hielten die Sendeplätze stabil, mit leichter Tendenz nach oben. Dass diese Reihe erfolgreicher war als sämtliche Magazine-Ersatzversuche, ist als klares Signal zu verstehen: Zuschauende wollen Geschichten – keine YouTube-Logik. Ähnlich solide schlugen sich Wiederholungen von
«Ab ins Kloster». Das Format gilt als unterschätztes Factual-Experiment: Jugendliche in einer klösterlichen Umgebung, Selbsterfahrung, Regeln, Reibungspunkte – dramaturgisch funktionierte das schon immer gut. Auch 2025 war es für Kabel Eins ein verlässlicher Füller.
Zwei Erstausstrahlungen sorgten 2025 jedoch für Ernüchterung:
«Die Büffels» und
«Die Restposten-Kings». Kabel Eins hatte gehofft, die Lücke des «K1 Magazin»-Kosmos mit neuen, leicht dokuartigen Marken zu füllen. «Die Büffels» setzte auf Familienbusiness und Wirtschaften auf Mallorca – eigentlich eine typische Kabel-Eins-Farbe. Doch die Geschichten wirkten zu inszeniert, zu glatt, und das Publikum blieb fern. Die Quoten lagen unter Erwartung und stabilisierten sich auch über mehrere Wochen nicht. «Die Restposten-Kings», ein Format über Händler, Schnäppchenmärkte und Palettenkäufe, orientierte sich klar an den Erfolgsreihen anderer Sender – doch ohne deren Charisma und ohne identitätsstiftende Figuren.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Welche Farbe funktioniert am Donnerstagabend für Kabel Eins wirklich? Die ehrlichste Antwort lautet:
«Morlock Motors». Wann immer Kabel Eins 2025 alte Folgen von Michael Manousakis auf den Donnerstag schob, waren die Quoten messbar besser. Das Format ist Kult. Es hat ein klares Markengesicht, bleibt authentisch und spricht genau die Zielgruppe an, die Kabel Eins abends braucht: Männer 30–64, dazu ein breites Publikum, das gerne beim Handwerk, Schrauben, Reparieren und Verhandeln zuschaut. Die Wiederholungen liefen nicht nur stabil, sondern lagen regelmäßig über dem Senderschnitt.
Man darf es drehen und wenden, wie man will: Während Kabel Eins mit «Crazy USA», «Crazy», neuen Doku-Experimenten und Ersatzmagazinen suchte, blieb am Ende vor allem eines bestehen: Das Archiv performt besser als viele Neustarts. «Morlock Motors» hat zwar nur ein begrenztes Folgenpolster, zeigt aber zuverlässig, welche Programmfarbe das Publikum am Donnerstag erwartet. Kabel Eins täte gut daran, 2026 weniger auf Schnellschüsse und hektische Formatexperimente zu setzen und stattdessen eine klare Factual-Strecke am Donnerstag zu definieren.
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