Heftiger Streit: WDR-Rundfunkrat kritisiert Ullrich-Veträge und fordert Konsequenzen
Das riecht nach Ärger innerhalb der ARD: In einer am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme hat der WDR-Rundfunkrat die Veträge mit Jan Ullrich (Quotenmeter.de berichtete) und die Verlängerung der Verträge von ARD-Programmdirektor Günter Struve und Sportkoordinator Hagen Boßdorf scharf kritisiert.
Mit "Bestürzung" habe man die Berichte über den ARD-Vertrag mit Jan Ullrich und vergleichbare Verträge zur Kenntnis genommen. Solche Verträge seien, auch wenn sie juristisch nicht zu beanstanden sein mögen, nicht nur Image schädigend, sondern in keinem Fall mit dem Ethos des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vereinbar und nicht mit den Programmgrundsätzen der ARD in Einklang zu bringen, hieß es in der Stellungnahme. Mit aktiven Sportlern, die Objekte der Berichterstattung sind, Verträge über Interviews abzuschließen - im Fall Ullrich noch dazu mit Prämien für sportliche Erfolge -, konterkariere die Unabhängigkeit, die für objektive und kritische Berichterstattung unerlässlich sei.
Unerwartet harte Kritik, die am Mittwoch an die Öffentlichkeit gelangte. Auch der ehemalige WDR-Intendant Friedrich Nowottny äußerte sich negativ über die Verträge: "Wenn irgendjemand zu meiner Zeit in der Konferenz so etwas vorgeschlagen hätte, dann hätte er noch in derselben Minute seine Papiere zusammensammeln können", sagte er gegenüber dem "Tagesspiegel". Nowottny weiter: "Wenn Sie es noch deutlicher haben wollen: Ich halte diese Verträge für sittenwidrig. Und sittenwidrig bedeutet, wenn ich das Strafgesetzbuch richtig interpretiere: nicht erlaubt."
Allerdings bezieht sich die Kritik des Rundfunkrats nicht nur auf die dubiosen Verträge, sondern auch auf bestimmte Personen. Mit "Unverständnis" seit die Entscheidung der Intendanten zur Kenntnis genommen worden, die Verträge mit Günter Struve (Foto) als Programmdirektor der ARD und mit Hagen Boßdorf als Sportkoordinator zu verlängern. Die Art des Zustandekommens des Vertrags zwischen der ARD und Jan Ullrich gebe zu weiteren Fragen Anlass und überschatte die "herausragenden Leistungen der ARD in der Sportberichterstattung."
Entsprechend hart sind schließlich auch die Forderungen des Rundfunkrats: Um die Glaubwürdigkeit der ARD "nicht weiter zu gefährden", werden die Verantwortlichen dazu aufgefordert, Konsequenzen zu ziehen. Bleibt abzuwarten, wie sich der Streit fortsetzt. Ein Ende scheint jedenfalls nicht absehbar zu sein.
20.09.2006 21:25 Uhr
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Alexander Krei
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Quelle: WDR