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Sonntagsfragen an Dr. Roger Schawinski
Die neue Fernsehsaison hat begonnen - die ersten Zahlen sind da. Quotenmeter.de sprach mit Sat.1-Geschäftsführer Dr. Roger Schawinski über die Quoten von «Schmetterlinge im Bauch» und «Verliebt in Berlin», neue US-Ware und die neuen deutschen Sat.1-Serien.
Herr Schawinski, schön, dass Sie Zeit für unsere Fragen haben, die zunächst einmal nach Wochentagen geordnet sind. Beginnen wir mit dem Samstag: Wie zufrieden sind Sie mit «Deal or no Deal»?
Sehr zufrieden. Bislang hatten wir – vor allem wenn die Bundesliga im Gegenprogramm lief – etwa sieben Prozent mit «Kommissar Rex». Jetzt liegen wir bei zehn bis elf Prozent auf diesem schwierigen Sendeplatz. Das ist eine 50 %ige Steigerung.
Dann können die Zuschauer wohl mit weiteren Folgen rechnen.
Ja, wir geben gerade neue Folgen in Auftrag. «Deal or no Deal» macht uns viel Freude.
Kommen wir zum Sonntag und zum ersten Flop des TV-Jahres: «Unter den Linden» startete um 19.15 Uhr und erzielte schwache Werte. Auch auf dem neuen Slot um 15 Uhr stiegen die Quoten nicht wirklich an. Was war falsch: Der Sendeplatz oder die Serie an sich?
Das Thema. Die Serie ist wunderbar produziert – mit einem hohen Production Value. In einer Sache haben wir uns aber getäuscht: Das Interesse an einer fiktionalen Serie, die ein historisches Thema behandelt, ist einfach sehr begrenzt.
Die Serie reiht sich in eine Reihe von wenig erfolgreichen Serien ein: «LiebesLeben», «Bis in die Spitzen», «Freunde für immer»… Warum haben es die deutschen Serien so schwer?
Das Problem betrifft tatsächlich nicht nur Sat.1-Serien. Alle Sender haben derzeit größere Schwierigkeiten, mit deutschen Serien ein junges Publikum zu begeistern. Nichtsdestotrotz entwickeln wir neue Themen und drehen. Ich bin sicher, dass es uns mittelfristig auch gelingen wird, mit einer deutschen Serie zu punkten.
Sie sprechen sicherlich von «Allein unter Bauern», «GSG9» und «Stadt, Land, Mord»…
…und auch von «RIS». Wir arbeiten derzeit an einigen Serien, von denen wir glauben, dass sie diese Hürde nehmen werden. Gewiss nicht alle, aber einige werden funktionieren. Große Erwartungen habe ich zum Beispiel an «GSG9» oder «RIS».
Was erwarten Sie von den genannten Formaten?
Dass wir sie etablieren können und dass sie dann länger als nur eine Saison laufen.
Der Krimisonntag auf Sat.1 läuft mehr als prächtig. Sie waren an einigen Sonntagen Marktführer in der Zielgruppe – vor dem «Tatort» und den Spielfilmen. Sind Sie ein bisschen traurig, dass es von «Criminal Minds» momentan nur eine Staffel gibt und die zweite erst am 20. September bei CBS startet?
Die zweite Staffel von «Criminal Minds» können wir bereits im Frühjahr zeigen. Es geht nach der ersten also fast übergangslos weiter. Der Sonntag ist tatsächlich ein sensationeller Erfolg. Sat.1 war am Sonntagabend nie eine Marke. Es gab bislang immer das Duell zwischen ARD, RTL und ProSieben. Jetzt spielen vier Sender mit. Wir sind alle gleich auf. Darüber sind wir sehr glücklich. Wir haben unser größtes Primetime-Problem gelöst und das am zuschauerstärksten Abend der Woche.
Große Veränderungen gab es auch in der Daytime von Sat.1: «Richter Alexander Hold» urteilt um 12 Uhr, «Lenßen & Partner» ermittelt um 16 Uhr. Wie sehen Sie die Entwicklung dieser Formate?
Das Etablieren der neuen Sendeplätze braucht etwas Zeit. Wir schwanken bei «Lenßen & Partner» zwischen elf und 18 Prozent. Aber da sind wir nicht die Einzigen, auch die Programme der Konkurrenz haben noch eine schwankende Sehbeteiligung.
«Lenßen & Partner» lief zuvor um 18 Uhr super erfolgreich und diente als gutes Lead-In für die «Sat.1 News». Seit der Verlegung von «Blitz» auf diesen Sendeplatz sind die Quoten der Nachrichten ein gutes Stück nach unten gegangen. Von vormals etwa 15 Prozent auf zwischen 12 und 13 Prozent. War die Verlegung von Ingo Lenßen also ein Fehler?
Man kann die vergangenen drei Wochen nicht als Maßstab nehmen. Es gab sehr viele Veränderungen. Der neue Sendeablauf ist für manchen Zuschauer möglicherweise noch ein wenig ungewohnt – und dann gab es den „Natascha Kampusch-Effekt“, der zwei Wochen lang die News beeinflusst hat. Ich glaube, man wird erst in drei bis vier Wochen sehen, wohin die Reise genau gehen wird. Ich bin aber sehr glücklich, dass es uns inzwischen mehrfach gelungen ist, mit «Blitz» «Explosiv» zu schlagen. Das hätten wir uns so auch nicht vorgestellt.
Sie haben von dem „Kampusch-Effekt“ gesprochen. Wieso konnte Sat.1 den nicht nutzen?
Die Boulevard-Kompetenz hat sich RTL über Jahre hinweg viel stärker erworben als Sat.1. Ein solches Thema erwarten die Zuschauer in erster Linie dort. Bei ernsten politischen Themen sind wir inzwischen auch eine wichtige Adresse für die Zuschauer. Unsere «Sat.1 News» haben sich in dieser Hinsicht in sehr kurzer Zeit eine hohe Kompetenz erarbeitet.
Gehen Sie also davon aus, dass die «Sat.1 News» wieder zu alter Stärke zurückfinden?
Ich bin überzeugt davon, dass wir wieder 13 bis 14 Prozent schaffen werden. Übrigens lagen wir am Donnerstag bei 13,5 Prozent.
«Schmetterlinge im Bauch» war mit der wichtigste Neustart für Sat.1. Sind Sie mit den Quoten momentan zufrieden?
Das war der erfolgreichste Einstart einer täglichen Serie seit einem Jahr. Wir wissen aber, dass die meisten dieser Programme trotz einer hohen Einstartquote zunächst einmal zurückfallen. Es braucht dann eine gewisse Zeit, bis sich die Quote wieder nach oben bewegt. Und in dieser Phase stecken wir momentan. «Schmetterlinge im Bauch» schwankt aktuell zwischen zehn und 16 Prozent und liegt mit 13,7 Prozent gut über dem Senderschnitt. Genau das zeigt aber das Potential der Telenovela.
Für alle Kritiker also: Sie denken nicht über eine Verschiebung auf einen späteren Sendeplatz nach?
Nein, auf keinen Fall. Die Quoten entsprechen unseren Erwartungen. Wir wissen, dass sich am Vorabend einiges verändert hat und waren sehr gespannt darauf, was RTL mit seiner Soap reißt. Im Vergleich dazu sind wir total entspannt.
Man muss aber schon noch mal genauer nachhaken: Das ZDF sagte nach dem Flop von «Tessa», dass der Markt gesättigt sei. Hatte das ZDF ein Stück weit Recht?
Das ZDF hatte vollkommen Recht. Aber nur was die ZDF-Telenovelas betrifft und nicht in Bezug auf unsere Formate.
Gut, nehmen wir als Quintessenz mit: Sat.1 produziert auch weiterhin Telenovelas.
(lacht): Natürlich! Wir sind erfolgreich. Unsere Formate liegen über dem Senderschnitt. Wir wissen, dass es schwierig ist, aber wir sehen, dass wir in diesem Umfeld offenbar einiges mehr richtig gemacht haben als einige unserer Mitbewerber.
Hätten Sie mit über sieben Millionen beim Finale von «Verliebt in Berlin» gerechnet?
Ich habe es gehofft. Das war etwas Außergewöhnliches. Kurz vor und nach der Hochzeit hatten wir in der Zielgruppe der 14- bis 29-jährigen Frauen einen Marktanteil von sage und schreibe 76 Prozent. Ich hatte im Vorfeld eher im Spaß gesagt: Diese Hochzeit ist das WM-Finale für die jungen Frauen. Genau so war es dann.
Sie dürften auch über die Quoten der Fortsetzung glücklich sein…
Ja, wir wussten, dass die erste Woche mit Tim Sander die schwierigste Woche überhaupt wird. Lisa ist weg und plötzlich ist ein neuer Plenske da. Deswegen haben wir uns entschieden, in den ersten Episoden stark auf Humor zu setzen. Der Wechsel von Lisa zu Bruno war eine der größten Herausforderungen. Bisher liegen wir in den Quoten über unseren Erwartungen. Das macht uns sehr froh.
Das heißt, dass sich der Anteil von Humor und Brunos Missgeschicken in den kommenden Wochen verringern wird?
Bruno wird immer eine schillernde Figur sein. Er ist pfiffig, originell – nur seine Art ist anders als es bei Lisa der Fall war. Während Lisa eher geradlinig war, versucht Bruno auch mit Kniffen und Tricks weiter zu kommen.
Hätten Sie den Bruno gerne als Assistenten?
Als Assistenten? (lacht) Das habe ich mir gar nicht überlegt. Ich habe keinen Assistenten.
Am Dienstagabend hat sich Sat.1 in den vergangenen Wochen schwer getan – zu stark ist wohl die Konkurrenz von RTL. Das merkt auch die neue US-Serie «Welcome, Mrs. President», die unterdurchschnittliche Quoten holt. Werden Sie dennoch alle Folgen zeigen?
Wir haben bei den Dienstags-Movies bislang nur Wiederholungen gezeigt. Erst ab Ende September werden wir in die First-Runs gehen, dafür dann aber mit einer langen Strecke. Erst dann wird es spannend.
Und wie geht es dann mit «Welcome, Mrs. President» weiter?
Es handelt sich um eine hochklassige Serie – wunderbar produziert, tolle Darsteller – und wir haben den Versuch gewagt, sie in Deutschland zu zeigen. Vielleicht müssen wir einfach noch ein bisschen warten. Wir sind sehr gespannt, wie die Quoten sein werden, wenn wir davor Filme in Erstausstrahlung zeigen und ab 24. Oktober geht dann die «Akte» auf den Dienstag, 22.15 Uhr. «Welcome, Mrs. President» läuft dann ab 23.15 Uhr.
Es steht also noch nicht fest, ob Sie alle Folgen senden werden?!
Bisher spricht nichts dagegen.
Am Mittwoch senden Sie das Format «Wie die Wilden – Deutsche im Busch». Sind Sie damit zufrieden?
Die Sendung ist toll, gerade Jüngere lieben sie. Wir werden sie deshalb relativ bald im Re-Run zeigen, dann aber auf einem - auch für Jüngere tauglichen - Sendeplatz.
Welcher Sendeplatz wäre besser?
Wahrscheinlich ein Sendeplatz am Vorabend.
Demnach dürften die Re-Runs am Wochenende laufen.
Ja, das könnte sein.
Am Donnerstag gibt es neue Folgen der «Schillerstraße» - Cordula Stratmann ist zurück. Wie wichtig ist sie für das Format?
Sie ist eine der zentralen Figuren. Die «Schillerstrasse» ist sehr gut eingestartet. Wir sind sehr froh – auch innerhalb der Sendergruppe -, dass der Donnerstagabend so tolle Quoten hat. Ich gehe davon aus, dass wir mit unserer neuen Programmierung ab 26. Oktober noch zulegen können. Dann laufen dort erst die «Schillerstrasse», 21.15 Uhr Erstausstrahlungen von «Without a Trace» und 22.15 Uhr «Navy CIS» im Re-Run.
Das sind doch mal Neuigkeiten, Herr Schawinski. Mehr davon gibt es im zweiten Teil des Gesprächs, das am kommenden Sonntag erscheint. Dann sprechen wir unter anderem über den Verlust der Champions League-Rechte und über die neue Castingshow «You can Dance».
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