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Das lange Warten oder: Die Geschichte der «Cleveren»
Am 30.04.2003 ging die fünfte Staffel der RTL-Krimiserie «Die Cleveren» zu Ende. RTL strahlte damals den zweiten Teil der Folge „Blut und Wasser“ aus. Am Ende dieser Episode entschied sich Profiler Dominik Born, gespielt von Hans-Werner Meyer, seinen Dienst zu quittieren um endlich zur Ruhe zu kommen. In den 40 Folgen der Serie hat der Ermittler eine wahre Achterbahn der Gefühle erlebt. Zunächst erfuhr er, dass seine Frau einen „Neuen“ hat, dann entzieht sie ihm das Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn: Zu viel für Vater Born – er beginnt zu trinken. Davon kann ihn auch seine damalige Partnerin Eva Glaser (Astrid M. Fünderich) nicht abhalten, in die er sich mehr und mehr verliebt. Als diese dann bei einem Einsatz erschossen wird, gibt es für Born kein Halten mehr: Er will sich umbringen und springt vor einen heranfahrenden LKW.
In der letzten Sekunde kann ihn seine neue Partnerin Isabell Becker davon abhalten. Born schließt mit dem Alkohol ab und geht zum Entzug ins Kloster. In der fünften Staffel kann der Ermittler ein einigermaßen normales Leben führen, beschließt am Ende aber doch, seinen Job nicht weiterzuführen. Soviel stand schon 2003 fest: In der sechsten Staffel wird Isabell Becker (Delia Mayer) nicht an der Seite von Dominik Born ermitteln. RTL präsentierte Esther Schweins als Nachfolgerin. Acht neue Folgen der von Kritikern hoch gelobten und von Fans heiß geliebten Serie wurden produziert, lagerten dann aber im Archiv des Marktführers. So sind mehr als drei Jahre vergangen, ehe die Krimiserie wieder über den Bildschirm flimmert. Begründung: Kein freier Sendeplatz.
Diese Politik ist nicht nur für Fans, sondern auch für die Macher frustrierend. Auch dem Hauptdarsteller, Hans-Werner Meyer, fiel das Warten schwer. Dennoch denkt der gebürtige Hamburger positiv: „Mit guten Filmen ist es wie mit guten Weinen: Sie verlieren nicht an Qualität, gewinnen eher. Insofern ist es ein guter Test…“, erzählt er Quotenmeter.de. Meyer spielte ursprünglich Theater und wollte eigentlich nie in einer Serie mitspielen. Er sehe lieber eine Figur, die sich entwickelt, als eine Marke, die immer gleich bleibe, sagte er kürzlich in einem Interview. Gerade bei Serien sei das Bedürfnis immer das Gleiche zu machen aber stark ausgeprägt. Als positives Beispiel für gute und experimentelle Serien führt der Schauspieler zum Beispiel den US-Hit «24» an. Dort habe ein Schauspieler mehr zu beißen als in manchen Kinohauptrollen.
Von den «Cleveren» sei er von Anfang an Begeistert gewesen. Er war es auch, der wollte, dass die Figur des Dominik Born sich stetig weiterentwickelt – und eben nicht der stereotype Kommissar bleibt. Auch in der sechsten Staffel wird der Profiler also vom Schicksal gebeutelt: Seinen Job nimmt er wieder auf, weil er unter den Verdacht gerät, seine ehemalige Partnerin Becker ermordet zu haben. Plötzlich wird der Psychologe vom Jäger zum Gejagten – Borns Gegnerin: Seine spätere Partnerin Rasch (Esther Schweins). „Dabei stellt er fest, dass nicht nur er mehr an dem Job hängt, als er dachte, sondern auch der Job an ihm. Also bleibt er dabei“, erklärt Hans-Werner Meyer den Inhalt der ersten Folge. „Aber dieser Entschluss wird auf mehrere harte Proben gestellt, weil er es nicht nur mit Serientätern zu tun kriegt, deren Profile zu erstellen ja seine Kernkompetenz ist, sondern auch mit pädophilien Netzwerken, einer aufgebrachten Öffentlichkeit angesichts seiner Gutachtertätigkeit für einen Kannibalen, karrieregeilen Anwälten und einer sexsüchtigen Mörderin, die ihn in seine Gewalt bekommt,“ so Meyer weiter. Hinzukomme, dass auch seine Exfrau wieder im Leben Borns auftauche, „was die Sache zwar nicht unkomplizierter, aber definitiv lebendiger macht“.
Dominik Born – der kongeniale Ermittler, der sagenhafte Verhaltensanalyst, der mit seinem eigenen Leben so viele Probleme hat. „Wenn das gerade Geschilderte keine Schicksalsschläge sind, was dann?“ sagt Hans-Werner Meyer im Quotenmeter.de-Gespräch. „Man könnte es allerdings auch Abenteuer nennen“, gibt er zu und beweist erneut sein positives Denken. Auch die sechste Staffel soll – zumindest den Ankündigungen zufolge – wieder etwas Besonderes werden. Hans-Werner Meyer fielen spontan vier Gründe ein, warum ein jeder künftig am Donnerstag um 22.15 Uhr einschalten sollte. Grund eins sei in jedem Fall seine neue Partnerin Esther Schweins, die in der Rolle von Kommissarin Kathrin Rasch zu sehen ist. Ihr Rollenprofil: Eher distanziert was Born betrifft, ungeduldig. Rasch sei eine Kommissarin, die schnell vorankommen wolle.
Grund 2: „Weil durch die Doppelfolgen die Geschichten mehr Raum haben, stattzufinden,“ so Meyer. Die ersten sechs Folgen laufen im Doppelpack – zwei Stunden lang am Stück – drei Wochen lang immer donnerstags. In der ersten Doppelfolge muss Born sich vom Verdacht, ein Mörder zu sein, lossprechen. In den Folgen drei und vier, welche am 14. September gezeigt werden, sind die Kommissare einem Kannibalen auf der Spur. Und in der letzten Doppelfolge bekommen es Born und Rasch mit einem Kinderhändlerring zu tun. Die Folgen 6x07 und 6x08 werden einzeln ausgestrahlt und hängen – zumindest vom Fall her – nicht zusammen. Die Geschichten würden dank der Doppelfolgen noch mehr unter die Haut gehen, verspricht Hans-Werner Meyer und führt dies als drittes Argument an. Und last but not least: „Weil alle Folgen ganz unterschiedlich sind und immer wieder überraschend“, so der Hauptdarsteller.
Am 5. Oktober, wenn der Abspann der achten Folge gelaufen ist, wird die Serie zu Ende sein. Davon war bisher jeder überzeugt. Drei Jahre nach Drehschluss der sechsten Staffel kann eine solche Serie nicht wieder aufleben. Es war auch unklar, ob Meyer, Schweins, das Autorenteam und viele mehr überhaupt weitermachen wollen. Gemunkelt wird, dass die Macher die Serienpolitik des Senders RTL scharf kritisierten und es vielleicht immer noch tun. In den vergangenen Tagen flammte dann neue Hoffnung für die Fans der Serie auf. In diversen Zeitungsartikeln hieß es, die Quote entscheide über eine Fortsetzung. Hans-Werner Meyer wollte sich öffentlich nicht dazu äußern, ob er für weitere Folgen zur Verfügung stehen würde – nur so viel: „Ich bin und bleibe in erster Linie Schauspieler. Deshalb entscheide ich mich immer für die interessantesten Rollen“, erklärte er.
Ist eine siebte Staffel der Serie also noch möglich? Nein, heißt es aus Köln. „Grundsätzlich ist eine Weiterführung nicht geplant“, so ein RTL-Sprecher. Sollten die Quoten aber über mehrere Folgen hinweg über den Erwartungen liegen, gibt es mehrere Planmodelle, wie die Profiler-Serie doch am Leben gehalten werden könnte. Eine entsprechende Option gebe es. Zum Beispiel sei des Möglich, «Die Cleveren» als lose Movie-Reihe weiterzuführen, so ein Sprecher.
Und so wird Hans-Werner Meyer wohl im September und Oktober zum wahrscheinlich letzten Mal auf Mördersuche gehen. Eine von vielen Fans gewünschte Wiederholung alter Folgen im Anschluss an die sechste Staffel ist im Übrigen nicht geplant. Wie sagte Meyer im Quotenmeter.de-Gespräch so schön? „Aber mit guten Filmen ist es wie mit guten Weinen…“ Dann Prost am Donnerstagabend mit den «Cleveren», ein echter zweitausenddreier…
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• Cleveren
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