Linda kehrt voller Vorfreude in ihre geliebte Heimat zurück, um sich einen lange gehegten Traum zu erfüllen: die Eröffnung eines Brautmodenladens. Doch sowohl der Start in die Selbstständigkeit als auch ihr Gefühlsleben geraten in einen Strudel der Unwägbarkeiten!
«Inga Lindström – Sag einfach ja!»
- BESETZUNG: Sophie Melbinger, Jan Hartmann, Paulina Rümmelein, Maximilian Dirr, Sabine Postel, Marion Mitterhammer, Jan Tsien Beller, Déirée Ogaj
- DREHBUCH: Christiane Sadlo
- REGIE: Jjulia Peters
- MUSIK: Andy Groll
- KAMERA: Marion Greiner
- SZENENBILD: Laurenz Brünning
- MONTAGE: Ilona Goldschmidt
- TON: Lutz Pape
Ach ja, Inga Lindström. Kaum ein Pseudonym der deutschen Literaturszene ist so schlecht gehütet wie dieses. Mit nur zwei Klicks auf Wikipedia lässt sich alles über die Autorin hinter dem klangvollen Namen herausfinden – einem Namen, der nach frischen Zimtschnecken, endlosen Wäldern, einer Prise IKEA-Karton und einem Spritzer Preiselbeer-Soße klingt. Trotz seines unverkennbar schwedischen Flairs stammt die Schriftstellerin jedoch nicht aus dem hohen Norden, sondern aus dem oberschwäbischen Ravensburg und heißt eigentlich Christiane Sadlo. Und sie ist die unbesungene Heldin des ZDF-Herzkinos. Seit 2003 sind sage und schreibe über 100 ZDF-Sonntagsfilme unter dem Banner „Inga Lindström“ erschienen. Diese Produktivität alleine verdient Respekt. Hinzu kommen zahlreiche Drehbücher für Rosamunde Pilcher- und Stand-alone-Filme. Zwar hat sich Sadlo in den letzten Jahren auf die schwedischen Geschichten konzentriert, dennoch bleibt ihr Output schlichtweg bemerkenswert. Denn im Gegensatz zu einem Roman, bei dem sich ein Autor vor der Veröffentlichung lediglich mit einem Lektor arrangieren muss, steht hinter einer Filmproduktion ein Rattenschwanz an kreativen Entscheidern, was die Arbeit für die Schreibenden erheblich erschwert.
Sadlo hat eine sehr eigene Handschrift und ein feines Gespür für Emotionen. Sie versteht es meisterhaft, romantische Sehnsüchte zu wecken und die Zuschauer(innen) immer wieder in ihren Bann zu ziehen. Besonders die malerischen Kulissen und das skandinavische Flair ihrer Geschichten verleihen den Filmen eine ganz besondere Atmosphäre. Man mag das trivial und kitschig nennen, doch im Filmgeschäft hat diejenige Recht, die Erfolg hat. Und bei über 100 verfilmten Drehbüchern unter einem Banner ist der Erfolg dieser Autorin unbestreitbar.
«Inga Lindström – Sag einfach ja» erzählt also die Geschichte von Linda. Linda ist Ende 30. Lange hat sie in in einer Meropole (Malmö) gelebt. Jetzt aber hat sie eine Entscheidung getroffen: Sie will zurück in ihre Heimatstadt, auch um ihrer Großmutter Emma wieder näher zu sein, der wichtigsten Bezugsperson ihres Lebens. Die alte Dame ist zwar noch erstaunlich fit, aber sie wird eben auch nicht jünger. Lindas Entscheidung sorgt jedoch für Unmut bei ihrem Freund Paul, der in Malmö bleibt und Schwierigkeiten hat, die plötzliche Distanz zu akzeptieren. Vor Ort setzt bald Ernüchterung ein, als Linda ihren Laden betritt und feststellen muss, dass die Renovierungsarbeiten nicht durchgeführt wurden. Kenny, ihr Schneider, hat jedoch die lebenslustige und ungestüme Marie kennengelernt. Marie, eine wahre Überlebenskünstlerin, bietet Linda spontan an, beim Aufpolieren des Ladens zu helfen. Mit ihren Fähigkeiten erweist sie sich als tatkräftige Unterstützung, und Linda ist froh, eine so anpackende Helferin gefunden zu haben. Doch ein unerwarteter Schatten legt sich über die frisch entstandene Freundschaft: Marie ist die Freundin des Landarztes Tomas – Lindas (nicht nur) Jugendliebe, der sich sichtlich darüber freut, Linda wiederzusehen. Und dann sind da noch die ständig wiederkehrenden Kopfschmerzen, die Linda zur Ärztin Agneta führen. Auch Agneta ist ihr nicht fremd. Wie eng ihre Lebenswege jedoch miteinander verwoben sind, ahnt Linda nicht.
Eine objektive Bewertung des ZDF-Herzkino-Films fällt gar nicht so leicht. Das Publikum, das diese Art von Filmen goutiert, wird wohl zufrieden sein. Linda ist eine sympathische Protagonistin, und ihre Beweggründe, in die Heimat zurückzukehren, sind nachvollziehbar. Mit Paul und Tomas ist für einen Gefühlskonflikt gesorgt, der dem Herzschmerz Schmackes verleiht. Das alles passt. Der Figur der Marie kann man zwar vorwerfen, dass sie in ihrer ungestümen Art überzeichnet ist, doch ihre Darstellerin Paulina Rümmelein verleiht der Rolle mit ihrem spitzbübischen Charme eine Leichtigkeit, die diese aus dem Drehbuch stammende Überdrehtheit charmant kaschiert.
Auf der anderen Seite muss jedoch festgestellt werden, dass die Geschichte als solche sehr vorhersehbar ist. Großstädterin kehrt in ihr Heimatstädtchen zurück? Check! Trifft alte Jugendliebe? Check! Ihre aktuelle Beziehung ist eher von Vernunft als von Leidenschaft geprägt? Check! Man könnte argumentieren, dass dies die üblichen Zutaten einer solchen Geschichte sind. Dennoch überdeckt das nicht die formelhafte und damit wenig überraschende Handlung. Darüber hinaus scheinen die Budgets immer kleiner zu werden. Komparsen, die einfach durchs Bild laufen? Fehlanzeige. Die Drehorte werden immer spartanischer, und der schöne Landschaftsschwenk im Prolog, der ein Gefühl für die Region vermitteln soll, dient lediglich dazu, die folgende inszenatorische Sparsamkeit zu kaschieren.
Ob «Das Traumschiff», «Rosamunde Pilcher» oder «Inga Lindström» – die zunehmend übersichtlichen Budgets lassen sich kaum verbergen. Geld für „Atmosphäre“ scheint keines mehr da zu sein. Das wiederum wirkt sich negativ auf die Spielzeit aus, denn das Fehlen optischer Highlights oder liebevoller Details macht es offensichtlich, dass die Handlung mit Füllmaterial auf 90 Minuten gestreckt werden muss.
Am Sonntag, 29. Dezember 2024, 20.15 Uhr im ZDF
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