«Ms. Marvel»: Enttäuschung für klassische Marvel-Fans
Iman Vellani schlüpfte in die Rolle der Kamala Khan. Wir schauen, ob die Marvel-Sommerserie potenzial hatte.
Ms. Marvel ist eine sechsteilige Miniserie und der neue Stern im Marvel-Kosmos. Die 16-jährige Kamala Khan (Iman Vellani) ist ein großer Fan der Avengers. Sie träumt davon, irgendwann selbst eine Heldin zu sein. Schon bald erfüllt sich dieser Wunsch und ruft finstere Personen auf den Plan. Khan ist eine US-amerikanisch-pakistanische Teenagerin und wächst in Jersey-City auf. Ihr großes Vorbild ist Captain Marvel. Die Avengers sind ihre Leidenschaft. Das muslimische Mädchen liebt Cosplay, Comics und Fan-Fiction. Leider eckt sie damit bei ihrer Familie an.
Die traditionell pakistanische Familie hat für Kamalas Hobby keinerlei Verständnis. Auch in der Schule wird das Mädchen geschnitten. Sie ist die klassische Außenseiterin. Zudem verliebt sie sich in den Nachbarsjungen, der ihre Passion für Comics teilt. Eines Tags verändert sich schlagartig ihr gesamtes Leben. Auf dem Dachboden findet sie seltsame Ringe, die ihr Outfit aufwerten sollen, doch diese Ringe sind weit mehr als nur ein modisches Accessoire. Sie verleihen ihr Kräfte und so wird Kamala Khan zu einer Superheldin. Diese Verwandlung bleibt nicht unbemerkt. Böse Menschen sind bereits auf dem Weg zu ihr, um sie zu aufzuhalten.
Die Serie «Ms. Marvel» ist auf Disney+ zu sehen und wendet sich an ein junges Publikum. Die Darstellerin Iman Vellani brilliert als Identifikationsfigur für jugendliche Nerds. Als erste muslimische Superheldin im Marvel-Universum polarisiert ihre Rolle. Ihr Migrationshintergrund ist ein essenzieller Bestandteil von «Ms. Marvel». Dieser Umstand hob schon die Comicvorlage deutlich von anderen Geschichten ab.
Beeinflusst wird die Serie von Elementen des Coming-of-Age-Genres. Zuschauer begleiten das Mädchen auf ihrem Weg von einer nerdigen Teenagerin zu einer jungen, selbstbewussten Frau. Das Leben und einige Schicksalsschläge erteilen ihr harte Lektionen. Auf diese Weise durchlebt die Protagonistin eine faszinierende Entwicklung. Bilder, Sets und Outfits sind kunterbunt gestaltet. Das wertet die Serie optisch auf und verleiht ihr eine gewisse Lebendigkeit. Der gesamte Cast überzeugt mit einer soliden schauspielerischen Leistung und harmoniert miteinander. Auch wenn aus westeuropäischer Sicht doch einige Charaktere zu ähnlich aussehen – es besteht Verwechslungsgefahr. Trotzdem kann dieser Aspekt von einigen wesentlichen Schwächen nicht ablenken.
Die Serie nimmt sich Zeit bei der Einführung der Charaktere. Der Zuschauer bekommt somit Gelegenheit, sich mit den Figuren vertraut zu machen. Prinzipiell spricht nichts gegen diese Methode. Allerdings tritt die Handlung dabei auf der Stelle. Im Fokus rücken langweilige Aspekte, die für den weiteren Serienverlauf nur wenig Sinn machen. Gleichzeitig erhalten Szenen mit Spannungspotenzial viel zu wenig Zeit. Das Erzähltempo der ersten Folgen ist relativ langsam. Die Geschichte zieht sich und weist an einigen Stellen Logikfehler auf. Wer trotzdem bis zum Schluss durchhält, wird mit einem grandiosen Staffelfinale belohnt, das im Gegensatz zu den ersten Folgen mit Spannung und bildgewaltigen Highlights zu überzeugen weiß.
Im Netz treten viele negative Stimmen in den Vordergrund. Beanstandet wird unter anderen der kindliche Tonfall der Serie und die unrealistische Herkunft der Superkräfte. Die vielen negativen Bewertungen verdankt «Ms. Marvel» dem Phänomen "Review Bombing". Das bezeichnet eine unfaire Taktik zur Diffamierung von Medien und Dienstleistung. Eine große Personengruppe hinterlässt bewusst mit mehreren Konten negative Bewertungen. Neben dem „Review Bombing“ gibt es auch viele positive Stimmen. So lobten viele Zuschauer und Zuschauerinnen die optischen Spielereien, mit denen sich die Serie von anderen Formaten abhebt. Außerdem handelt es sich um eine Metaserie, die der heutigen Generation viel Raum zur Identifikation gibt. Zudem gehört «Ms. Marvel» zu einer Art von Geschichten, für die man das MCU nicht kennen muss.
Fazit: «Ms. Marvel» ist mit Sicherheit nicht die beste Adaption aus dem Hause Marvel. Wer brutale und rasante Superhelden-Action favorisiert, sollte sich für ein anderes Format entscheiden. Fans des Coming-of-Genres kommen definitiv auf ihre Kosten, müssen jedoch in den ersten Folgen eine zähe Handlungsentwicklung in Kauf nehmen. Dafür werden sie zum Ende der Staffel mit einem spannenden Finale belohnt. Ferner eignet sich «Ms. Marvel» für ein jugendliches Zielpublikum, das sich mit der brillant dargestellten nerdigen Teenagerin identifizieren kann.
«Ms Marvel» ist bei Disney+ verfügbar.
27.12.2024 00:01 Uhr
Kurz-URL: qmde.de/157376
Sebastian Schmitt
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