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Filme des Grauens: «Stille Nacht – Horror Nacht»

Ein Blick zurück auf den umstrittenen Weihnachts-Schocker aus dem Jahr 1984.

«Stille Nacht – Horror Nacht» («Silent Night, Deadly Night») ist ein amerikanischer Horrorfilm aus dem Jahr 1984, der in die Annalen der Filmgeschichte weniger wegen seiner künstlerischen Qualität als wegen seines kontroversen Rufs eingegangen ist. Mit seiner Mischung aus Weihnachts-Ästhetik und blutigem Horror spaltete der Film Kritiker, Kinogänger und die Öffentlichkeit gleichermaßen. Die kontroverse Darstellung eines mörderischen Weihnachtsmannes sorgte für massive Proteste, die nicht nur die Popularität, sondern auch die Wahrnehmung des Films nachhaltig prägten.

Der Film erzählt die tragische Geschichte von Billy Chapman, einem Jungen, der nach einem traumatischen Erlebnis zum Killer wird. Als Kind muss Billy mit ansehen, wie seine Eltern von einem Mann in einem Weihnachtsmannkostüm brutal ermordet werden. Nach Jahren des Missbrauchs und der Erziehung in einem strengen katholischen Waisenhaus entwickelt Billy eine krankhafte Angst vor Weihnachten und allem, was mit der Figur des Weihnachtsmannes zu tun hat.

Als Erwachsener nimmt Billy einen Job in einem Spielzeugladen an, wird aber während der Weihnachtszeit in ein Kostüm gezwungen, das seine dunklen Erinnerungen weckt. Schließlich verliert er die Kontrolle und startet einen mörderischen Amoklauf, bei dem er diejenigen bestraft, die er als "unartig" empfindet. Die blutigen Morde und das groteske Setting im Weihnachtskontext machen den Film sowohl zum Albtraum als auch zur Parodie des Weihnachtsfestes.

Schon bei seiner Veröffentlichung hagelte es Kritik. Der Film wurde für sein holpriges Drehbuch, flache Charaktere und mangelnden Horror kritisiert. Die Handlung ist weitgehend vorhersehbar, und die schauspielerischen Leistungen reichten von solide bis peinlich. Obwohl der Film mit einem Budget von rund 750.000 US-Dollar auskommen musste, was die Qualität der Produktion einschränkte, hätte mehr Aufmerksamkeit auf den Spannungsaufbau und die Charakterentwicklung gelegt werden können.

Die plump inszenierten Schockmomente wirkten oft unfreiwillig komisch und ließen den Film mehr wie ein Trash-Werk als einen ernsthaften Horrorfilm erscheinen. Hinzu kommt die problematische Botschaft, die Gewalt mit moralischer Bestrafung rechtfertigt, was selbst für Horrormaßstäbe geschmacklos erschien.

Einer der Hauptgründe, warum der Film in die Geschichte einging, war die massive öffentliche Empörung. Die Idee eines mordenden Weihnachtsmannes schockierte viele, insbesondere konservative Gruppen und Elternorganisationen, die den Film als Angriff auf den Geist der Weihnacht sahen. Proteste vor Kinos, Petitionen und sogar Boykottaufrufe führten dazu, dass der Film nach nur wenigen Wochen aus vielen Kinos entfernt wurde. Diese Kontroverse schadete nicht nur dem Ruf des Films, sondern auch den Karrieren einiger Beteiligter. Dennoch trug sie ironischerweise dazu bei, dass der Film unter Horrorfans einen gewissen Kultstatus erlangte.

Der Film wurde von Michael Hickey geschrieben, einem weitgehend unbekannten Drehbuchautor, der nach «Stille Nacht – Horror Nacht» kaum größere Projekte realisieren konnte. Hickey verließ Hollywood und zog sich ins Privatleben zurück, wo er nur noch sporadisch im Filmbereich tätig war. Regisseur Charles E. Sellier Jr., der vor allem für seine Arbeit im Dokumentarfilm-Genre bekannt war, konnte sich nach dem Film wieder auf diese Sparte konzentrieren. Er arbeitete an religiösen und familienfreundlichen Projekten, was in starkem Kontrast zu «Stille Nacht – Horror Nacht» stand. Sellier verstarb 2011, ohne jemals ein weiteres Horrorwerk inszeniert zu haben.

Robert Brian Wilson übernahm die Rolle des erwachsenen Billy Chapman. Wilson war ein Neuling in Hollywood und hoffte, mit dem Film seine Karriere zu starten. Allerdings schaffte er es nicht, sich nach der Kontroverse um den Film in der Branche zu etablieren. Heute arbeitet er außerhalb der Filmindustrie. Lilyan Chauvin, die die strenge Mutter Oberin spielte, war eine etablierte Schauspielerin, die auch nach dem Film in zahlreichen Projekten mitwirkte, darunter in «Predator 2» und «Catch Me If You Can». Gilmer McCormick und Toni Nero, die kleinere Rollen übernahmen, verschwanden nach dem Film weitgehend von der Bildfläche.

Trotz der massiven Kritik spielte der Film etwa 2,5 Millionen US-Dollar ein und war damit für ein so niedriges Budget recht profitabel. Allerdings wurde sein kommerzieller Erfolg durch die vorzeitige Absetzung in vielen Kinos stark beeinträchtigt. Der Film konnte nicht von seinem skandalösen Ruf profitieren und verschwand lange Zeit aus dem öffentlichen Bewusstsein, bevor er in den 1990er-Jahren auf Heimvideo ein kleines Comeback feierte.

Die Kritiken waren überwältigend negativ. Die „New York Times“ bezeichnete den Film als "geschmackloses Desaster", während andere Publikationen die mangelnde Subtilität und die fragwürdige Moral des Films anprangerten. Roger Ebert gab dem Film einen Stern und kritisierte ihn als "zynische Ausnutzung des Weihnachtsfestes". Dennoch gab es auch eine kleine Gruppe von Verteidigern, die den Film als subversive Kritik an den kommerziellen Aspekten von Weihnachten interpretierten. Dieser Ansatz konnte sich jedoch nicht durchsetzen, und die meisten Zuschauer sahen den Film als plumpen Versuch, mit Gewalt und Provokation Aufmerksamkeit zu erlangen.
21.12.2024 11:55 Uhr Kurz-URL: qmde.de/156985
Sebastian Schmitt

super
schade


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Stille Nacht – Horror Nacht Silent Night Deadly Night Predator 2 Catch Me If You Can

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