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Hannes Hiller: Bringt er ProSieben nach vorne?

Ende November laufen an sechs von sieben Abenden gleich vier Stunden Shows. Der ProSieben-Geschäftsführer versucht mit altbewährten und neuen Programmen die Zuschauer zu begeistern. Endlich Engagement, kommentiert Fabian Riedner.

Vor wenigen Tagen jährte sich die Amtszeit von Hannes Hiller als ProSieben-Geschäftsführer zum ersten Mal. Die Branche horchte Mitte Oktober 2023 auf, als die ProSiebenSat.1 Media SE verkündete, dass Daniel Rosemann die Leitung der roten Sieben abgibt. Rosemanns Nachfolger, Hiller, war auch sein direkter Stellvertreter, weshalb in der Branche heiß diskutiert wurde. Vor allem die Verantwortlichen der Produktionsfirmen fragten sich, ob der Kurs von Rosemann fortgesetzt wird oder ob Hiller seinen inneren Juan Carlos heraushole und den Sender umkremple.

Bereits nach zehn Tagen Amtszeit fällte der Senderchef die erste bedeutende Entscheidung: Das einst so groß angekündigte Journal «Zervakis & Opdenhövel. Live.» wurde zum Jahresende eingestellt. Das Format startete Mitte September 2021 am Montagabend und lockte nur eine halbe Million Fernsehzuschauer an, nach zwei Monaten wurden Matthias Opdenhövel und Linda Zervarkis nach «TV total» gelegt. Das funktionierte ein paar Mal gut, allerdings wurden die ProSieben-Zuschauer nie warm mit der Sendung.

Schon im Februar 2024 ging Hiller mit einem mauen «Rent a Comedian», der TV-Version von «Bratwurst & Baklava – Die Show» und einer neuen Version von «Quatsch Comedy Club» auf Sendung. Nicht alles war inhaltlich gut, aber immerhin wurden erste Tests gefahren. Inzwischen hat sich «Die Quatsch Comedy Show» halbwegs etabliert und mit «Die nervigsten…» hat ProSieben aktuell ein weiteres Format. Nimmt man die Joyn-Serien ab 23.30 Uhr hinzu, dann hat der Fernsehsender inzwischen ein frisches Programm bis weit nach Mitternacht.

Obwohl «Destination X» inhaltlich eher mau ist, war die Umsetzung dennoch ein kluger Schachzug. Viele Fernsehsender probierten sich an der Show, die in zahlreichen anderen Ländern allerdings straffer erzählt wird. Doch auch in Frankreich waren die Reichweiten nicht wirklich überzeugend, NBC möchte seine Episoden auch nur bei Peacock zeigen. Im Anschluss kommt eine weitere Staffel von «Das große Promi-Büßen», das man auch als Joyn-Original gelabelt hat. Das dürfte dem Zuschauer egal sein, er möchte einfach Neuware auch im linearen Fernsehen sehen. Auch am Donnerstag ist ein Angebot da, das nun auch vom Zuschauer wahrgenommen werden kann.

Der Dienstagabend bleibt zum Teil weiterhin in der Hand von Joko, Klaas und deren Produktionsfirma Florida TV, die zeitweise den gesamten Abend bespielen. Auch am Montagabend versucht man sich mit neuen Projekten. Gleich zwölf Episoden von «TV total – Aber mit Gast» bestellte ProSieben-Geschäftsführer Hannes Hiller bei Brainpool und glaubt an eine Expansion des früheren Stefan-Raab-Formates. Im Frühjahr wanderte Chris Tall zu ProSieben, nun folgt um 21.25 Uhr seine Sendung «Chris Du das hin?». Auch wenn das Konzept – Chris Tall muss Aufgaben erfüllen – eher wie der nächste «Schlag den Star»-Aufguss klingt, sind die Bemühungen um frischen Wind erkennbar. Im Anschluss werden die acht neuen Folgen von «Das Duell um die Geld» ausgestrahlt. Warum man diesem günstigen Spin-off sieben Jahre Pause verordnen musste, versteht ohnehin niemand. Das Format ist originell und preiswert, wie bei allen Joko & Klaas-Formaten gibt es nicht wirklich etwas zu gewinnen – Hauptsache es wird unterhaltsam.

Ende November startet auch die elfte Staffel von «The Masked Singer» bei ProSieben. Die Sendezeit soll am ersten Abend knapp drei Stunden und 15 Minuten betragen, die zweite Episode ist bereits eine halbe Stunde kürzer geplant. Man kann nur hoffen, dass ProSieben den Produzenten klar machte, dass die Sendung mehr Würze braucht. Mit zwei verschiedenen Panels, die gegeneinander spielen, versucht man mehr Spannung zu bekommen. Nach der «Aftershow» schnappte sich Programmchef Hiller auch die im Vorjahr bei Kabel Eins ausgestrahlte Show «40 Jahre Formel Eins» – warum auch nicht? Eine Musik-Show nach einer Live-Musik-Show, das könnte durchaus funktionieren.

Unterm Strich bietet ProSieben Ende November das beste Programm seit Jahren: Die Fernsehzuschauer bekommen zwischen Samstag, 23. November 2024, und Donnerstag, 28. November 2024, jeweils vier Stunden Neuware geliefert. Noch im vergangenen Jahr wurden nach der Primetime-Show die Bürgersteige hochgeklappt und Wiederholungen ausgefahren. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Showeinlagen von ProSieben lohnen und das Programm weiter ausgebaut wird.
19.11.2024 12:09 Uhr Kurz-URL: qmde.de/156536
Fabian Riedner

super
schade


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