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«Licht aus!»: Einfach nur ein dunkles «Promi Big Brother»?

Mit «Licht aus!» hätte Amazon eine psychisch-fordernde Show auf die Füße stellen können. Stattdessen ist sie einfach nur eine weitere belanglose Reality-Sendung ohne Mehrwert.

Bereits im Februar 2024 startete Bildergarten Entertainment die Produktion der neuen Amazon-Show «Licht aus!», die seit Kurzem beim deutschsprachigen Prime Video abgerufen werden kann. Als Moderator hat man sich Steven Gätjen ausgesucht, der unter anderem durch zahlreiche ProSieben-Shows führt. Mit an Bord holten die Verantwortlichen die Psychotherapeutin Sandra Sangsari, die das Geschehen kommentierte sollte.

Zu den ausgewählten Prominenten, die in der Show mitwirken, gehören unter anderem der aktuell in die Schlagzeilen geratene Pietro Lombardi, der zunächst als Erster das nachgebaute Loft in einem Studio erkunden durfte. Der derzeitige «Deutschland sucht den Superstar»-Juror durfte in einem speziellen Raum seine Hilfsmittel auswählen, er schnappte sich von den fünf Gegenständen immerhin zwei Stück: Einen Handbesen, ein Fitnessband und ein Kissen nahm er mit in das nebenstehende Loft.

Da das Loft allerdings komplett im Dunkeln gestaltet war, mussten die Macher mit Nachtsichtkameras arbeiten. Diese führten allerdings dazu, dass es in der gesamten Sendung eine grüne Ansicht gegeben hätte. Aus diesem Grund haben sich die Verantwortlichen dazu entschieden, die Show in Schwarz-Weiß zu konvertieren. Das macht sich auch bei den Teilnehmenden bezahlt, schließlich werden diese in durchaus durchdachte Outfits gesteckt. So trägt Pietro ein dunkles T-Shirt mit einer dunklen Jacke, die Hose ist etwas heller. Das kann gut durch die Kameras eingefangen werden.

Als zweite Mitspielerin hat sich Amazon die Zeit von Tochter Gloria(-Sophie) Burkandt, die als Model und Schauspielerin in New York lebt. Die Tochter des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder soll dem Format einen gewissen Neugierde-Faktor geben, jedoch ist Burkandt vor der Kamera eine richtige Schlaftablette. Tatsächlich hat die gebürtige Nürnbergerin erst einmal in einem Kurzfilm namens «Abgehoben» mitgewirkt. Auch bei ihr folgt das gleiche Spiel: Eine Begrüßung von Steven Gätjen, persönliche Gegenstände im ersten Dunkelraum erspielen und schließlich erst einmal vor sich hin probieren – und auf einmal finden Lombardi und Burkandt tatsächlich auch noch eine zweite Toilette.

Mit Luna Schweiger kommt eine weitere bekannte Tochter in das Haus, das führt zu späteren Spielen noch zu einigen Unstimmigkeiten. Schließlich ist die Ministerpräsidenten-Tochter überhaupt nicht mit ihrer Platzierung nach der Bekanntheit zufrieden. Es ist vor allem eines der Spiele, mit der Fernsehmacher immer zu Konflikten zwischen den Teilnehmenden schüren wollen. Selbst die TV-Moderatoren Jeannine Michaelsen und Jochen Schropp, die mit zahlreichen Joko & Klaas-Shows sowie «Promi Big Brother»-Staffeln dieses Werkzeug kennen sollten, schreiten nicht ein. Ohnehin wirkt es merkwürdig, wenn Schropp und Michaelsen die Seite wechseln und damit – so muss man das leider ausdrücken – ins Business des Reality-Fernsehens absteigen. Dass die Präsenter selbst zu Reality-Teilnehmer werden, wirkt schon ein wenig unglaubwürdig.

Neben diesen Kandidaten sich auch die Comedians Timur Turga, Negah Amiri und Schauspieler Gedeon Burkhardt an Bord. Mit Turga hat man einen sehbehinderten Komiker an Bord, dessen Blindenstock sogar für die Aufzeichnung abgenommen wird. Leider möchte Bildergarten Entertainment die Trivialität der Fernsehshow nicht mit nützlichen Informationen verbinden. Es wäre viel interessanter gewesen, wenn sich die übrigen Teilnehmer mit diesem Blindenstock probieren könnten. Oder man vermittelt ihnen das Klacken mit dem Mund, um auf Schall zu reagieren. Stattdessen müssen die Teilnehmer für mehrere Tage einfach nur in der Dunkelheit sitzen.

Die Psychologin Sandra Sangsari? Beiwerk, die Analysen, die sie vor der Kamera vornimmt, sind derartige Küchenpsychologie, dass ihre Verpflichtung überflüssig ist. In den ersten Tagen gibt es auch keine wirkliche Besprechung mit den Kandidaten, wie sie sich angesichts der andauernden Dunkelzeit fühlen. Es ist genauso unklar, ob die Prominenten beispielsweise – wie die Menschen an Nord- oder Süd-Pol – während der Dunkelzeit einen weitaus ausgedehnten Schlaf wahrnehmen. Führt die Produktion beispielsweise die Kandidaten hinter das Licht, indem man durch den Entzug von Zeitgefühl und Licht auch die Zeiten dehnt? Verbringen die Kandidaten gar vielleicht weniger Zeit im Container, als sie denken? Bis zur vierten Folge wird das nicht angesprochen.

Stattdessen triviale Spiele: Menschen mit Höhenangst sollen auf einer zehn Meter hohen Mauer laufen, die in Wirklichkeit nur einige Zentimeter hoch ist. Die Gewinner des Wettbewerbs dürfen in einen Lichtraum, der die Stimmung aufheitert. Wie lange die zwei Personen dort bleiben dürfen? Das verrät die Produktionsfirma nicht.

Es ist bedauernswert, dass so ein ambitioniertes Projekt wie «Licht aus!» schlussendlich zur Trash-Show heruntergebrochen wurde. Statt sich mit der Psyche und den Auswirkungen zu beschäftigen, wird einfach nur ein dunkles «Big Brother» angeboten. Selbst der so erfahrene Steven Gätjen spult seine Moderation nur herunter, scheint sich mit den psychischen Gegebenheiten eines solchen Experiments wohl nicht auseinandergesetzt zu haben. «Licht aus!» wird wie viele andere Amazon-Projekte schnell in der Versenkung verschwinden. Schließlich ist das Projekt kein großer Wurf, sondern ein Massenprodukt aus Köln.

«Licht aus!» ist seit 21. Oktober 2024 bei Prime Video enthalten.
05.11.2024 11:51 Uhr Kurz-URL: qmde.de/156194
Fabian Riedner

super
schade


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Tags

Licht aus! Deutschland sucht den Superstar Abgehoben Promi Big Brother Big Brother

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Es gibt 11 Kommentare zum Artikel
Fabian
09.11.2024 23:56 Uhr 9


Danke für die Rückmeldung und dafür, dass ihr euch die Zeit nehmt, auf Fehler hinzuweisen. Das zeigt, dass ihr unsere Inhalte aufmerksam verfolgt, und das schätze ich. Wir sind uns bewusst, dass wir uns in diesem Punkt verbessern müssen, und wir arbeiten daran, unsere Abläufe zu optimieren, um solche Fehler in Zukunft zu vermeiden. Kommentare und konstruktive Kritik sind willkommen – wir nehmen sie ernst und nutzen sie, um uns weiterzuentwickeln.
eis-fuchsi
10.11.2024 11:42 Uhr 10
natürlich war es überspitzt

aber 3-4 Leute sind unnötige 2-3 Leute zu viel, die es eben nicht mitbekommen, daß sich schon jemand über email beschwert hat

es sollte schon ausreichen, wenn eine Person darauf aufmerksam macht :slightly_smiling_face:





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klasse, find ich toll :+1:

wenn ihr wirklich das mal umsetzt, dann wird der >>Artikel<< vielleicht bald wahr ;)
silvio.martin
14.11.2024 16:16 Uhr 11


Sorry Fabian, aber dieses Statement kann ich leider absolut nicht für voll nehmen. Wenn ihr die Kritik wirklich registriert und auch ernst nehmt, warum tut sich dann seit JAHREN absolut gar nichts? Die Artikel werden immer schlimmer, teilweise hat man tatsächlich das Gefühl, dass sie von einem Übersetzungsprogramm automatisch übersetzt wurden oder eine KI den Unsinn verzapft hat. Seit Jahren kritisieren wir, teilweise vom Ton etwas drüber, da nehme ich mich nicht aus und habe ja Besserung gelobt, aber es hat sich NICHTS getan, ganz im Gegenteil, siehe aktuell der Artikel über "Euphoria". Besser recherchieren, Korrektur lesen und sich einfach einen ticken mehr Zeit nehmen, dann könnte es was werden. Aber dazu muss man eben auch gewillt sein und das scheint ihr und vor allem Du überhaupt nicht, denn leider sind gerade Deine Artikel diejenigen, die am, vorsichtig ausgedrückt, auffälligsten sind.
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