Am Samstagabend ist Waschke als Frank Stolpe in dem Krimi «Ein Fall für Conti» zu sehen. Mit Quotenmeter sprach der Schauspieler über seine Figur.
Frank Stolpe wird in «Ein Fall für Conti» wird als ein manipulativer und mysteriöser Charakter beschrieben. Wie haben Sie sich auf diese vielschichtige Rolle vorbereitet?
Wie bei allen anderen Rollen auch: erst mal untersuchen, was das Buch hergibt, an Informationen über die Figur – und dann die eigene Fantasie spielen lassen. Zu untersuchen, was eine Figur antreibt, zu schauen und vor allem herauszufinden, wie viel ihr davon bewusst ist und wie viel nicht – das interessiert mich. Meistens handeln wir doch nach Fahrplänen und Rezepten, die andere für uns geschrieben haben, auch wenn wir uns das natürlich nicht eingestehen wollen.
Stolpe führt ein Doppelleben und wird sowohl als charmant als auch gefährlich beschrieben. Wie haben Sie diese Ambivalenz in Ihrem Schauspiel dargestellt?
Wir alle meinen es gut. Auch die, denen wir Boshaftigkeit und Negativität unterstellen, die meinen es eigentlich gut mit jemandem, die wollen auch alle das Gute - wenn es das überhaupt gibt. Ist doch interessant zu erleben, wie unterschiedlich wir uns jeweils mit unterschiedlichen Menschen verhalten, wie sich unsere Stimme verändert, unsere Körpersprache und unser ganzes Temperament. Das ist nicht nur bei Frank Stolpe so
Die Beziehung zwischen Stolpe und der Hauptfigur Anna Conti ist zentral für die Serie. Wie würden Sie das Zusammenspiel der beiden Charaktere beschreiben?
Es war eine großartige Zusammenarbeit mit Desirée Nosbusch. Und genauso wach, wie wir für einander beim Spiel waren, und doch auch so unterschiedlich in unserer Spiel -und Lebensweise sind, so prallen auch Stolpe und Conti aufeinander und tanzen um einander herum und aufeinander zu.
Stolpe scheint ein Meister der Manipulation zu sein. Glauben Sie, dass er in der Serie aus Selbstschutz oder aus Kalkül handelt?
Ach, das hängt doch zusammen. Wenn wir aus Kalkül handeln, dann doch natürlich auch aus Selbstschutz und umgekehrt. Diese moralischen Schubladen, mit denen kommt man doch nicht weiter. Des einen Leid, des anderen Freud – und letztenendes manipulieren wir uns alle den ganzen Tag. Das Wort hat so einen unangenehmen Klang, das will natürlich keiner zugeben. Aber letztenendes ist es das, was wir tun: die anderen zu versuchen, so zu beeinflussen, dass sie die Welt so wahrnehmen und uns und entsprechend handeln, wie wir es wollen.
Was war für Sie die größte Herausforderung bei der Verkörperung von Frank Stolpe?
Lange still sitzen im Gerichtssaal. Das ist nicht so meins.
Stolpe wird von Conti verteidigt, obwohl es immer mehr Hinweise gibt, die ihn belasten. Wie sehen Sie die Dynamik zwischen Stolpe und seiner Anwältin?
Wie in einer großen Liebes Beziehung: man hält zueinander, man erzählt sich nicht alles, aber doch die entscheidenden Sachen, aber was die sind, das ist für jeden und jeder anders. Und so bleibt man zusammen und regt sich über einander auf und wächst aneinander und über sich hinaus.
Die Serie dreht sich um moralische Grauzonen. Wie wichtig ist es für Sie, dass Zuschauer bei Figuren wie Stolpe Sympathie empfinden, auch wenn sie fragwürdige Entscheidungen treffen?
Ich finde es nicht hilfreich, Figuren in die Kategorien, sympathisch und unsympathisch zu sortieren. Das ist doch immer eine Frage der Perspektive. Wenn wir uns selber kennen lernen würden, würden wir uns dann sympathisch finden? Das ist die mit dem Begriff Spießer: das sind immer die anderen, aber nie wir selber.
Inwiefern unterscheidet sich «Ein Fall für Conti» von anderen Krimi-Formaten, in denen Sie mitgewirkt haben?
Ist doch großartig mit den zwei Frauenfiguren, es geht viel mehr um die juristische Perspektive und nicht nur um Mord und Totschlag. Der Fokus liegt, wie auch bei meiner Arbeit beim Berliner Tatort, darauf, widersprüchliche Geschichten von widersprüchlichen Menschen in herausfordernden Umständen zu erzählen.
Frank Stolpe wird oft als unberechenbar beschrieben. Wie haben Sie es geschafft, diese Unvorhersehbarkeit in Ihr Schauspiel einfließen zu lassen?
Alles ist gefährlich. Alles ist unvorhersehbar. Wir können nichts kontrollieren. Das muss man nur aushalten beim Arbeiten und beim drehen – und im Leben sowieso. Dann passiert was. Mit einem selber und mit den anderen
Gibt es eine besondere Szene in der Serie, die Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist, und wenn ja, warum?
Bei den Schließfächern in der Bank, da war ich sehr gerne. Das war schon etwas sehr Besonderes, so etwas kannte ich nicht, ich glaube ich werde mir bald auch mal ein Schließfach zulegen – muss vorher noch wissen, was ich da reinlegen. Tja, was würden Sie in ihr Schließfach legen?
Langweilige Behördendokumente wie Geburtsurkunde und solche Dinge. Danke für Ihre Zeit!
«Ein Fall für Conti – Spieler» ist am Samstag, den 26. Oktober, um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen. Der Spielfilm ist bereits in der ZDFmediathek abrufbar.
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