Mit Kristen Bell und Adam Brody ist Netflix die Neuerfindung der RomCom geglückt. Eine Serie, auf die wir alle gewartet haben.
Wirklich? «Nobody wants this»? Als Titel? Ironisch. Klar. Aber gut, das merkt man spätestens nach der ersten Szene. Denn diese Serie ist genau, was man will, auch wenn man es vorher noch nicht wusste. Man könnte sie sogar als unvermeidlich bezeichnen, wie ein schöner Herbsttag, an dem man seine Pläne absagt – nur um diese Serie zu suchten. Und es fühlt sich richtig an. Denn Kristen Bell und Adam Brody führen uns hier auf eine Reise, die sich anfühlt, als hätten wir sie immer vermisst, ohne zu wissen, dass sie uns überhaupt gefehlt hat.
Die Rom-Com steht als Genre schon seit Jahren vor einem merkwürdigen Problem: Entweder sie ertrinkt in Kitsch und Klischees, oder sie versucht sich so verzweifelt an ironischer Selbstauflösung, dass der Charme dabei völlig verloren geht. Aber hier ist nun der Moment gekommen, an dem genau die richtige Balance gefunden wird, so mühelos, dass man sich fragt, wie es vorher niemand geschafft hat. «Nobody wants this» ist lustig – nicht einfach nur lustig im Sinne von „Haha, das war ein guter Witz“, sondern die Serie bringt diese Art von tiefem, unverkrampftem Lachen zum Vorschein, das mit einem Schulterzucken daherkommt, weil man die Figuren so liebt und ihre Schrulligkeit so warmherzig ehrlich ist. Jede Pointe, jeder Dialog sitzt, ohne dass es gezwungen wirkt, weil die Chemie zwischen Kristen Bell und Adam Brody so sprühend gerät, dass man sich kaum von ihnen losreißen kann.
Aber von vorne: Die Handlung? Klassisch, natürlich: Zwei Menschen, die sich nicht lieben sollen, sich auch erst einmal nicht lieben wollen, dann irgendwie doch, aber es gibt natürlich Hindernisse. Wir kennen das. Aber was die Serie so besonders macht, ist nicht die Originalität der Story, sondern die unverschämte Selbstverständlichkeit, mit der sie auf alle bekannten Tropes zurückgreift und sie gleichzeitig neu aufpoliert – eine äußerst geschickte Mischung aus Retro-Charme und zeitgemäßer Selbstironie.
Kristen Bell, die ja ohnehin alles kann – von Drama über Komödie bis hin zu heiter-düsteren Serien wie «The Good Place» – nimmt die Figur von Joanne, eine kluge, fast atheistische Sex- und Lifestyle-Podcasterin in ihren 30ern, und macht sie zur unverkrampften, realistischen Heldin, die man einfach gernhaben muss. Sie ist nicht perfekt, aber sie bemüht sich auch gar nicht erst um Perfektion. Sie stolpert durch ihr chaotisches Leben, trifft Adam Brodys Noah, einen Rabbi, der fast zu entspannt ist, um real zu sein, aber gerade das macht ihn so unwiderstehlich. Diese Chemie? Funkelnd, knisternd, einfach perfekt.
Ähnlich elegant geraten die Dialoge. Schnell, intelligent, pointiert, wie ein perfekt getimter Schlagabtausch, der nie aufgesetzt wirkt. Aber auch die leisen Momente, in denen die Figuren einmal tief Luft holen und reflektieren, wirken nicht gekünstelt. Sie bringen eine Tiefe in das Format, die dem Genre oft fehlt. Die Nebenfiguren geraten indes fast genauso vielschichtig und feingliedrig austariert wie die Hauptcharaktere, und sie alle tragen dazu bei, dass dieses Serienuniversum sich wie ein Ort anfühlt, den man am liebsten hautnah besuchen würde.
Die unauffällige und gerade deshalb brillante Regie verzichtet derweil völlig auf übertriebene Kunstgriffe und unnötige Spielereien, und konzentriert sich voll und ganz auf eine klare, liebevolle Inszenierung, die die Geschichte einfach fließen lässt. Jede Szene wirkt, als ob sie genau so und nicht anders hätte sein können. Am Ende fühlt man sich als Zuschauer, als hätte man soeben einen warmen, humorvollen Brief von einem alten Freund gelesen. Eine Einladung in eine Welt, die vertraut und doch frisch ist. «Nobody wants this» mag ironisch gemeint sein, aber genau das wollen wir verzeihen: Denn das ist eine Serie, die jeder wollen wird – und die die Welt gerade braucht.
Die Serie «Nobody Wants This» läuft im Streaming-Angebot von Netflix.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel