Die Zeit hat die Firma Pool Artists für die Erstellung des Podcasts beauftragt. Dieser sendet seit vier Jahren.
In diesen Wochen richten sich alle Blicke, fragende Blicke, ängstliche Blicke, auf die USA. Zum zweiten Mal tritt Donald Trump an, um sich zum Präsidenten wählen zu lassen. Wenn man die von ihm stets geleugnete Abwahl einberechnet, sogar zum dritten Mal. Das Programm ist diesmal noch radikaler als schon 2016 und trägt unter der Überschrift 'Project 2025' durchaus antidemokratische, autoritäre Züge. Pessimisten erwarten gar den Übertritt in ein faschistoides Amerika unter Trumps Hand, der gerne mal die Presse als "den Feind" beschimpft und seinen Gegnern Gefängnis androht, ganz zu schweigen von seinen Anbiederungen an autoritäre Herrscher, die er offen bewundert. Da ist es kein Wunder, dass die Nation gespalten scheint wie selten zuvor. Der von Pool Artists für 'Die Zeit' produzierte Podcast
«OK, America?» versucht, ein Bild der Lage und der Stimmungen in dieser schicksalshaften Periode zu vermitteln.
Pool Artists sind darin keine Neulinge; liefern sie doch seit 2020 für 'Die Zeit' unabhängig von der derzeitigen Zuspitzung der Ereignisse regulär einen USA-Podcast in wöchentlicher Abfolge. Gestaltet wird der Podcast von Klaus Brinkbäumer und Rieke Havertz. Beide sind recht vertraut mit der nordamerikanischen Thematik. So berichtete Brinkbäumer für 'Die Zeit' und 'Zeit Online' aus Washington, nachdem er bis 2018 beim 'Spiegel' Chefredakteur war. Havertz bekleidet die Position der Chefin vom Dienst bei 'Zeit Online' und reist häufig beruflich in die USA. Der Zuhörer bekommt also amerikanische Eindrücke aus profunder Hand, was sich nicht nur auf tagespolitische Entwicklungen beschränkt, sondern sich auch auf tiefgehende Befindlichkeiten einer gespalteten, verunsicherten Gesellschaft bezieht. Es geht um recht bedeutende Weichenstellungen, um ein Amerika im Isolationismus und geprägt von Rückwärtsgewandtheit, oder ein Amerika, das sich weiter in der Welt um die Verteidigung der Demokratie kümmert und im Innern die Risse zu heilen versucht, die durch polarisierende Polterer wie Trump mutwillig erzeugt werden.
Eine Zäsur hat durch den Präsidentschaftskandidaten-Wechsel bei den Demokraten bereits eingesetzt. Nach beunruhigenden Aussetzern des alternden Joe Biden gelang den Demokraten mit der Kür von Kamala Harris zur Spitzenkandidatin und Tim Walz als Kandidaten für das Vizepräsidentenamt ein Umschwung, der vielversprechend für die eigentliche Wahl aussieht, zumal sich das Duo Infernale Trump und J.D. Vance weiterhin grobe Fehler in einer irrlichternden Öffentlichkeitsarbeit leistet, wie etwa der Vorwurf an "alleinstehende Katzen-Ladies" oder die Lüge, in Springfield (Ohio) würden "illegal eingewanderte Haitianer die Haustiere der Bewohner verspeisen", wie Trump noch im Fernsehduell mit Harris insistierte. Brinkbäumer und Havertz werden für Pool Artists und 'Die Zeit' in den verbleibenden Wochen vor der ausschlaggebenden Wahl noch weitere Episoden dieser Art in ihrem Podcast «OK, America?» zu behandeln wissen.
Schon das grafische Emblem zu ihrer Reihe verdeutlicht die Spaltung der Nation, indem einer Flagge an ihrer Unterkante zwei Beinpaare angefügt wurden, die in entgegengesetzten Richtungen davonstreben. Die Sterne sind ersetzt durch Kreuze, was nun alles bedeuten kann zwischen Kreuzen an der Wahlurne, einem Symbol für Auslöschung amerikanischen Einflusses in der Welt, oder Kreuzen, die für fundamentalistische Evangelikale als Key-Supporter des rechtsextremen Amerikas unter dem Trumpismus stehen könnten. Was bleibt von NATO, Pariser Umweltabkommen und der Demokratie überhaupt übrig, sollte Trump erneut gewählt werden? Oder, sollte er scheitern, wird die Rechte in der erneuten Leugnung des Ergebnisses einen neuen Bürgerkrieg anzetteln? Die Rhetorik lässt jedenfalls in ihrer Zündelei alles für möglich erscheinen. Was auch immer in den Debatten hochköchelt und einen erschaudern lassen könnte, wird in diesem Podcast resümierend zur Sprache kommen. Es bleibt spannend.
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