Die Audio-Serie vom Bayerischen Rundfunk hat den Deutschen Radiopreis als bestes Informationsformat gewonnen.
Die BR-Journalistin Paula Lochte begibt sich auf die Spuren von Paula Schlier.
«Paula sucht Paula» ist ein dreiteiliger Podcast, in dem die Journalistin des Bayerischen Rundfunks die fast vergessene Geschichte der deutschen Journalistin Paula Schlier in den Fokus rückt.
Adolf Hitler strebt im November 1923 einen Putsch in München an, um die Regierung in die Knie zu zwingen. Seine antisemitische Haltung findet zahlreiche Unterstützende. Zur Wahrheit gehört, dass vorwiegend Männer dem Personenkult verfallen und Frauen übersehen werden, weil niemand sich vorstellen kann, dass sie über politische Fähigkeiten, Kalkül, nicht einmal Interesse haben dürften, wie sich die Macht des Staates zusammensetzt. Ein großer Vorteil für die Journalistin Schlier, die es sich in München zur Aufgabe macht, die Hetze und Propaganda des beginnenden Nationalsozialismus zu entlarven. Niemand scheint wahrzunehmen, dass Schlier mit ihrer journalistischen Arbeit die drohende Gefahr erkennt und sie ihre Landsleute vor den potenziellen Folgen warnt. Als Maschinenschreiberin dringt sie ins Innere des Hitler-Zirkels, der über das völkische Blatt den Antisemitismus verbreitet. Hitler versteht als einer der Wenigen, dass es nicht viel braucht, um ein ganzes Volk von einer einzigen Lüge zu überzeugen, dass ihm viele wie Lemminge bis an den Klippenrand und darüber hinaus folgen.
Paula Lochte recherchiert jedes Detail, sie besucht das alte Wohnhaus von Paula Schlier in der bayerischen Landeshauptstadt, um ihr ein Stück näher zu sein und zu verstehen, was die Journalistin umtrieb, die Menschen vor Hitler zu warnen. Sie erkennt bei ihrer Recherche, welchen Risiken Paula vor gut 100 Jahren ausgesetzt war. Mit 24 Jahren erkannte sie die Hintergründe und war mutig genug, sich den Plänen Hitlers zu widersetzen. Lochte, setzt bei ihrer Präsentation auf Authentizität. Ihre Figur wird so greifbarer. Die Stimme der Erzählerin, die Fragmente aus den Schriften in der Ich-Erzählung liest, nimmt jeden Zuhörenden mit. Nach dem missglückten Putschversuch führt die Reihe über die Erstürmung der Gestapo im Wohnhaus von Schlier bis zu ihren Hintergründen, warum sie sich ins rechtsradikale, in dieses antisemitische Netzwerk einspannen ließ. Beim "Völkischen Beobachter", dem NSDAP-Parteiblatt, entkam sie unerkannt ihrem Elternhaus. Ihr Gespür für den Zeitgeist ermöglicht ihr, sich journalistisch zu entfalten.
Paula Lochte ist mit dem Podcast ein Meisterwerk gelungen, welches mit dem Deutschen Radiopreis 2024 in der Kategorie "Bestes Informationsformat" geehrt wurde.
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