US-Fernsehsender haben mit «Grey’s Anatomy» und «NCIS» zahlreiche Marken erschaffen. Auch Netflix kann sich mit diesem Geschäftsmodell anfreunden.
Die amerikanischen Fernsehsender setzen schon seit Jahrzehnten auf Franchises. In der Fernsehsaison 2003/04 startete «NCIS» beim US-Network CBS, sieben Jahre später ging es mit einem Ableger aus Los Angeles weiter. Zwischen 2014 und 2021 ging «NCIS: New Orleans» auf Sendung, «NCIS: Hawaii» startete im Herbst 2021. Obwohl die Mutterserie schon 21. Staffeln auf dem Buckel hat, werden in der aktuellen Fernsehsaison noch die zweite «NCIS: Sydney» sowie «NCIS: Origins» und «NCIS: Tony & Ziva» auf Sendung geschickt.
Das «Law & Order»-Franchise vom Mitbewerber NBC ist ebenfalls nicht tot. Die ursprüngliche Serie wurde zwar 2010 abgesetzt, im Jahr 2022 kramte NBC das Format wieder hervor. Seit 26 Jahren läuft «Law & Order: Special Victims Unit» und seit vier Staffeln ist «Law & Order: Organzied Crime» zu sehen. Die kanadische Serie «Law & Order Toronto: Criminal Intent» ist keine billige Adaption, das alte Drehbücher verwertet, sondern eine komplette Neuentwicklung. Dazu kommt das «Chicago»-Franchise von NBC und die drei «FBI»-Geschichten von CBS. ABC hat die «Grey’s Anatomy»-Welt, bestehend aus «Private Practice» (2007 – 2013) und «Station 19» (2018 – 2024).
Lange Zeit galten Bezahlsender wie HBO zu den großen Geschichtenerzählern. Doch auch die Warner-Bros.-Pictures-Schwester muss mehr Geld verdienen. Der epochale Erfolg von «Game of Thrones» muss ausgebaut werden. Vor zwei Jahren debütierte der Spin-off «House of the Dragon» und das zweite Prequel «A Knight of the Seven Kingdoms» wird im kommenden Jahr erscheinen. «Bloodmoon», das 10.000 Jahre vor der ursprünglichen Serie spielen sollte, wurde nach einer Folge verschrottet. Das Drama mit Noami Watts zog scheinbar nicht.
Showtime kündigte im Februar 2023 ein Prequel von «Dexter» an, das inzwischen Formen annimmt. Bis zu vier Serien sollen bei «Billions» noch herauskommen. Paramount Global wurde erst kürzlich von Skydance übernommen. Mit dem Start von CBS All Access, das seit ein paar Jahren schon Paramount+ heißt, hat man die «Star Trek»-Serien «Discovery» (2017 – 2024), «Picard» (2020 – 2023) und «Strange New Worlds» (seit 2022) on air gestellt. Zusätzlich ist der Streaming-Film «Star Trek: Section 31» in Arbeit. Außerdem versenkte Paramount zahlreiche Millionen in die «Yellowstone»-Serien, deren Zukunft noch unklar sind.
Netflix wirft zwar wöchentlich neue Serien aus, allerdings besteht auch dort der Hang zu Serienfamilien. Derzeit sollen die Macher von MGM ein Spin-off von «Wednesday» herstellen, «The Gray Man» soll ebenfalls weitergehen und auch animierte Fortsetzungen zu «Stranger Things» sind geplant. Zu den bekanntesten Franchises des Unternehmens gehören die zahlreichen Harlan Coben-Bücher, die man weltweit umsetzt. Los ging es im Januar 2020 mit «The Stranger», es folgte die polnische Serie «The Woods», ehe es mit «The Innocent» weiterging. Aktuell sind neun Fernsehserien geplant, wovon sieben schon veröffentlicht wurden.
Vor allem der riesige Erfolg von «Bridgerton» sorgte dafür, dass die Produktionsfirma von Shonda Rhimes einen ähnlichen Stoff anbieten sollte. Mit «Queen Charlotte» kam eine ähnliche Serie, die riesige Aufrufzahlen verbuchte. Noch besser: Als die zwei Teile der dritten «Bridgerton»-Staffel veröffentlicht wurden, erreichten nicht nur die früheren Episoden, sondern auch das Spin-off wieder die wöchentlichen Top10. Es gibt natürlich auch Misserfolge: Das «The Witcher»-Prequel «Blood Origin» konnte sich nicht wirklich durchsetzen. Allerdings könnte das auch an der Tatsache liegen, dass nach der zweiten Staffel die «The Witcher»-Qualität massiv sank und selbst Hauptdarsteller Henry Cavill damit nichts mehr tun haben wollte.
Im September 2021 debütierte die Netflix-Serie «Squid Game». Nach dem riesigen Erfolg wollten die Verantwortlichen eine weitere Staffel und nach langem Zögern wurde eine gesamte Serienwelt angekündigt. Womöglich kommt nach drei Jahren eine zweite Staffel bei Netflix. Schon im Vorfeld lief die Reality-Show «Squid Game: The Challenge», in der Kandidaten zahlreiche Spiele nachspielen konnten. Die Reality-Show wurde im November 2023 veröffentlicht und führte zu herausragenden Zuschauerzahlen.
Netflix verpflichtete erst kürzlich Oscar-Gewinner Cillian Murphy für einen weiteren «Peaky Blinders»-Film, der 2025 erscheint, und die Macher der «League of Legends»-Animationsserie «Arcane» teilten öffentlich mit, dass das Projekt erst in den Anfangsschuhen steckt. Zwar kommt die zweite und letzte Staffel im November 2024, aber die Geschichten werden weitererzählt. In kleinerem Umfang geht es bei Max weiter: Die «The Penguin»-Serie erzählt «The Batman» weiter und die «Dune»-Filme werden mit einer speziellen Serie fortgesetzt. Da Serien immer teurer werden und das Publikum nach immer besseren und größeren Szenen verlangt, können sich die Studios kaum mehr Flops leisten. Die Marken müssen weiter ausgequetscht werden, damit sie Geld für die Produktion neuer Projekte haben. Netflix startete einst als unkonventionelle Bude, die abgesetzte Serien rettete. Inzwischen ist Netflix allerdings zu groß, dass man unbekannten Serien neues Leben einhaucht. Eine neue Netflix-Serie sollte schnell zum Überflieger werden, sonst droht das Aus.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel