Am Freitag werden die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris eröffnet. Schon im Vorfeld steht fest, dass der Frauensport in der französischen Hauptstadt erneut Geschichte schreibt.
Bei den Olympischen Sommerspielen 2024 gehen über 10.000 Athletinnen und Athleten aus 204 Nationen an den Start. Aus Deutschland stammen 427 Sportler (sowie 44 Ersatzleute). Davon sind 211 Frauen und 216 Männer. Damit verfehlt „Team D“ knapp den Durchschnitt des gesamten Teilnehmerfeldes. Erstmals treten bei den Pariser Spieler genauso viele Frauen wie Männer an. Dass die Geschlechterparität nach 128 Jahren moderner Olympia-Geschichte erreicht wurde, ist auch Paris zu verdanken. Bei den Spielen der II. Olympiade im Jahr 1900, die in Paris im Rahmen der damaligen Weltausstellung „Exposition Universelle et Internationale de Paris“ zwischen Mai und Oktober ausgetragen wurden, waren zum ersten Mal auch weibliche Athletinnen zugelassen.
Damals nahmen wohl rund 1.500 Sportler teil, darunter 22 Frauen. IOC-Gründer Pierre de Coubertin sagt im Nachhinein dennoch: „Der wahre olympische Held ist für mich der erwachsene Mann. Ich persönlich befürworte nicht, dass Frauen an öffentlichen Wettbewerben teilnehmen. Bei den Olympischen Spielen sollte ihre Rolle darin bestehen, so wie früher die Sieger zu krönen.“ Insofern stellen die heutigen Spiele, deren Wettbewerbe seit Mittwoch laufen, einen weiteren Meilenstein dar.
Gleichzeitig ist es bereits das dritte Mal, dass die Sommerspiele in der französischen Hauptstadt stattfinden. Vor 100 Jahren war Paris bereits zum zweiten Mal Gastgeber. Damals erfolgte die Vergabe auf Wunsch des IOC-Präsidenten Pierre de Coubertin, der Amsterdam und Los Angeles den Zuschlag verwehrte und sie erst in den Folgejahren nominierte. Ein klein wenig wiederholt sich somit auch hier die Geschichte. In L.A. finden die Spiele 2028 statt, 96 Jahre nach der erstmaligen Austragung in Südkalifornien.
Die mediale Bedeutung hat sich seither gewaltig verändert. Allein in Deutschland übertragen zwei öffentlich-rechtliche Sender die Spiele, hinzu kommt der Privatsender Eurosport, der sein Angebot auch via DAZN verbreitet. 1924 gab es die Spiele allenfalls im Radio zu hören. Vor Kinobesuchen fassten Wochenschauen die sportlichen Ereignisse zwischen dem 4. Mai und 27. Juli zusammen. Heutzutage ist das rund zweiwöchige Event ein mediales Großereignis, das die Berichterstattung in dieser Zeit dominieren wird. Die Aufmerksamkeit ist längst zu einem wirtschaftlichen Geschäft verkommen. Die Ausrichtung der Spiele sowie der anschließenden Paralympics koste laut Organisationskomitee des IOC 4,4 Milliarden Euro. Allein 1,2 Milliarden Euro sollen über TV-Gelderlöse eingespielt werden. Das ist aber reine Theorie, denn allein die Investitionen in Sportstätten und Infrastruktur seien laut eines Berichts der ‚SZ‘ deutlich höher als das veranschlagte Budget. Dass diese Ausgaben auch langfristige positive Effekte für Paris haben können, ist klar, aber nicht in Stein gemeißelt.
Werbung für die Stadt der Liebe, die tagtäglich ohnehin allein durch den funkelnden Eiffelturm wunderschöne Bilder liefert, werden die Spiele bereits am Freitag bei der Eröffnungsfeier liefern. Die traditionelle Zeremonie, die längst nicht mehr dazu dient einfach nur die Sportler in der Stadt zu begrüßen und das Olympische Feuer zu entzünden, sondern einem popkulturellen Staatsakt gleicht, findet erstmals nicht nur im Stadion statt. Die Athletinnen und Athleten werden auf Booten über die Seine zum Trocadero gefahren, angefeuert von Tausenden Fans am Flussufer. Darüber hinaus ist noch wenig über den Ablauf bekannt. Spekuliert wird, ob Lady Gaga oder Céline Dion oder beide gemeinsam auftreten werden. Das Erste überträgt die Eröffnungsfeiert live ab 18:00 Uhr, die Zeremonie unter der Leitung von Regisseur Thomas Jolly beginnt um 19:30 Uhr. Seit zwölf Jahren finden damit die Olympischen Sommerspiele wieder auf europäischem Boden und damit in unserer Zeitzone statt.
Nicht nur aufgrund der Geschlechter-Parität werden es historische Spiele, das IOC hat mit dem Breakdance erstmals auch eine Sommertanzsportart in den Wettbewerb aufgenommen. Bleibt zu hoffen, dass die Spiele der XXXIII. Olympiade ausschließlich aus positiver Sicht in Erinnerung bleiben, und nicht neuen Stoff für Kinofilme wie «September 5» über das Olympia-Attentat von 1972 liefern.
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