Bereits vor dem Greenlight einer zweiten Staffel haben die Autoren Bob Konrad, Hanno Hackfort und Richard Kropf mit dem Schreiben der neuen Episoden begonnen. Im Quotenmeter-Interview verraten die Autoren, warum nur sechs neue Geschichten kommen.
Die erste Staffel von «Kleo» nahm uns auf eine packende Reise durch die Welt mit. Im Finale wurde unter anderem eine Vereinbarung zwischen US-Präsident Ronald Reagan und Erich Honecker enthüllt. Haben Sie Spaß solche Geschichten zu erzählen?
Bob Konrad: Wir haben Teile aus der Realität entnommen – der rote Koffer, der tatsächlich im Stasi-Museum in Berlin zu bewundern ist – und haben aber schnell gemerkt, dass was da wirklich drin war, gar nicht so prickelnd ist. Was hätte denn auch drin sein können? Es ist immer interessant, bei einer Geschichte etwas zur Realität hinzuzufügen und zu überlegen: Wie wäre es denn eigentlich noch spannender gewesen?
Hanno Hackfort: Wir haben auch das Gefühl, dass wir in Deutschland keinen Mangel an Serien und Filmen haben, die die Geschichte genauso zeigen, wie sie passiert ist. Wir sagen daher bei «KLEO» vorab im Disclaimer: “Dies ist eine wahre Geschichte. Nichts davon ist wirklich passiert.” Wir glauben, dass es sehr viel Spaß macht, sich auf so eine halbwahre Reise zu begeben und dass es den ein oder anderen auch inspirieren kann, tatsächlich mal zu googlen was wirklich mit dem Koffer war, oder mit Ronald Reagan und Erich Honecker, oder stimmt das mit Erich Mielke, und wer war überhaupt Erich Mielke? Das kann richtig animieren, nachzugraben.
Serienstar Kleo ist zum Teil eiskalt, im Finale der ersten Staffel wird sie allerdings von Sven hintergangen. Wie differenziert muss man eine Figur erzählen?
Richard Kropf: Da ist die Frage, wie man eine Figur in der ersten Staffel einführt und aufbaut. Das war in diesem Fall tatsächlich knifflig, weil uns klar war, dass wir von einer Killerin erzählen wollen, die man aber mögen muss, um ihre Geschichte eine Staffel lang, oder in diesem Fall zwei und hoffentlich auch mehr, erzählen zu können. Um einen emotionalen Zugang zu dieser Killerin zu finden, haben wir eine ganze Weile am Drehbuch gefeilt. Letztendlich ist das Ergebnis aber auch auf die großartige Arbeit der Regie und von Jella Haase zurückzuführen, eine so besondere Figur zu schaffen, die zwar Menschen tötet, der man aber gerne zusieht und mit ihr mitfühlt. Das war eine fantastische Leistung, vor allem von Jella.
Im Gegensatz zu anderen deutschen Serien wie «1899» wurde «Kleo» um eine zweite Staffel verlängert. Wann wussten Sie, dass es weitergeht?
Hanno Hackfort: Das wussten wir recht schnell, zirka einen Monat später. Wir haben aber bereits mit der Erarbeitung der zweiten Staffel angefangen, bevor es das Greenlight dafür gab. Wir wollten sie schon entwerfen und anfangen zu schreiben, damit im Falle einer Verlängerung keine große Lücke zwischen den Staffeln entsteht. Zwei Jahre sind lang genug.
Wie geht man im Vorfeld mit dieser Geschichte um, schließlich haben Sie das Finale der ersten Staffel mit einem offenen Ende gestaltet.
Bob Konrad: Wir wussten natürlich schon bei Staffel 1 in etwa, wie wir weitererzählen wollen und haben deshalb diese Cliffs gebaut. Aber was genau passiert, das haben wir uns immer offen gelassen, weil das auch ein Spaß ist, das zu erarbeiten. Wir nehmen die losen Enden und haben zwar schon eine Idee, wo es hingehen könnte, sind aber ergebnisoffen und überlegen dann neu, was kann alles passieren?
Richard Kropf: Da ist natürlich extrem wichtig, dass man einen so tollen Partner wie Netflix hat, der uns so viel Vertrauen gibt, diese Geschichte komplett anders zu erzählen, als es im deutschen Fernsehen – vielleicht auch schon ein paar Mal zu oft – gezeigt wurde. Ein Partner, der unsere Begeisterungsfähigkeit teilt und immer weiter befeuert, das ist ein riesengroßes Glück.
Ab 25. Juli 2024 streamt Netflix die zweite Staffel der Geschichte. Was erwartet die Streaming-Kunden?
Hanno Hackfort: Nachdem sich die Zuschauer in Staffel 1 auf eine Reise mit Kleo begeben und sie ein wenig kennengelernt haben, erwartet sie nun eine neue Art von Reise. Wir tauchen noch tiefer in Kleos Leben ein, lernen warum Kleo so ist, wie sie ist, haben an ihren Zweifeln und ihrem Wunsch teil, vielleicht doch noch ein besserer Mensch zu werden. Und natürlich wie das alles mit dem roten Koffer und der Wiedervereinigung zusammenhängt. Ein großes Potpourri an Fragen und Emotionen.
Die neue Staffel beinhaltet nur sechs Episoden. Wollten Sie die Handlung nicht mit zwei weiteren Folgen aufblähen? Oder lag das an Budget-Beschränkungen seitens Netflix?
Bob Konrad: Wir haben mit acht Folgen begonnen, aber schnell gemerkt, dass wir uns mit sechs Folgen wohler fühlen. Wir haben uns entschlossen, ein bisschen kompakter zu erzählen, ein bisschen schneller, ein bisschen dichter, ein bisschen rasanter – es war eine inhaltliche Entscheidung.
Durften Sie beim Premieren-Termin mitreden? Schließlich wäre das Format eventuell gegen die Fußball-Europameisterschaft 2024 untergegangen…
Hanno Hackfort: Die Entscheidung haben wir mit vollstem Vertrauen in die Hände von Netflix gelegt.
Jella Haase spielte auch vor Kurzem in «Chantal im Märchenland», wird der Film der zweiten «Kleo»-Staffel noch einmal Rückenwind geben?
Richard Kropf: Ich weiß gar nicht, ob das das gleiche Publikum ist. Wenn sich die zwei Figuren – Kleo und Chantal – treffen würden, wäre das zwar wahnsinnig interessant, aber die zwei hätten absolut nichts miteinander gemeinsam, außer, dass Jella sie verkörpert. Die zwei Titel sind völlig unabhängig voneinander. Aber Jella ist eine unserer besten Schauspielerinnen, Jella findet überall ihr Publikum.
Sie dürfen uns noch nichts zum Finale der zweiten «Kleo»-Staffel verraten. Aber würden Sie gerne eine dritte Runde umsetzen?
Bob Konrad & Hanno Hackfort: Natürlich! (alle lachen)
Bob Konrad: Wir arbeiten auch schon daran und feilen an der Geschichte. Wir sind also vorbereitet.
Hanno Hackfort: Es hängt natürlich davon ab, dass alle da draußen die zweite Staffel schauen und ihren Freundinnen und Freunden weiterempfehlen. Wir würden uns sehr über eine dritte Staffel freuen.
Die erste Staffel von «Kleo» entstand in Deutschland und auf Mallorca zur Corona-Pandemie. Wo haben Sie denn dieses Mal gedreht?
Hanno Hackfort: In Deutschland und in Belgrad. Kleo ist ja eine kleine Reisemaus (alle lachen), da mussten wir uns genau überlegen, wohin sie dieses Mal reist. Um den größtmöglichen Kontrast zu diesem lieblichen, sonnigen Mallorca und zum heißen Chile aus Staffel 1 herzustellen, haben wir sie in die Betonwüste des sozialistischen Brutalismus nach Jugoslawien und nach Moskau geschickt. Da es in Moskau gerade schwierig ist zu drehen, und niemand das möchte, haben wir beschlossen, Moskau in Belgrad zu drehen. So haben wir hauptsächlich in Berlin und dann den Auslandsteil in Belgrad gedreht.
Vielen Dank für Eure Zeit!
Die neue «Kleo»-Staffel ist ab Donnerstag, den 25. Juli, bei Netflix verfügbar.
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