Mit der dritten Staffel verschlägt es den skandinavischen Kult-Kommissar auf die spanische Sonneninsel. Was macht das mit diesem Format?
Mit der dritten Staffel der Serie «Kommissar Bäckström» setzt Das Erste ab Sonntagabend die Geschichte des brillanten und ebenso selbstverliebten Ermittlers Evert Bäckström (Kjell Bergqvist) fort. Diesmal wird er von einem ungelösten Fall aus seiner Jugend eingeholt, der ihn tief in die sonnigen, doch düsteren Gefilde Mallorcas führt. Es ist ein „Cold Case“, der mehr als fünf Jahrzehnte zurückliegt: der Mord an seiner engen Freundin und ersten Liebe, Sally. Doch trotz dieser vielversprechenden Prämisse und der dramaturgisch ergiebigen Rückkehr bekannter Charaktere hinterlässt die dritte Staffel insgesamt einen ambivalenten Eindruck.
Kjell Bergqvist schlüpft erneut in die Rolle des titelgebenden Kommissars, und seine Darstellung bleibt ohne Zweifel einer der Höhepunkte des Formats. Mit seiner kantigen und charismatischen Art trägt er die Serie mühelos auf seinen Schultern. Doch trotz Bergqvists starker Leistung wirkt der Charakter von Bäckström in dieser Staffel oft überzeichnet. Sein überhebliches Verhalten und die unablässige Selbstverliebtheit, die in den vorherigen Staffeln noch als charmant und exzentrisch durchgingen, erscheinen hier nunmehr ermüdend und übertrieben. Diese Überzeichnung führt weitergehend dazu, dass Bäckströms Charakter an Nuancenreichtum einbüßt und damit auch an Glaubwürdigkeit verliert.
Die Drehbuchautoren Jonathan Sjöberg und Dennis Magnusson liefern mit der Geschichte rund um den ungelösten Mord an Sally und die verdeckten Ermittlungen auf Mallorca indes ein recht solides Fundament für die dritte Staffel der Serie. Die Verknüpfung mit der realen „Operation Playa“, bei der schwedische Fahnder in Spanien tatsächlich an ihre Grenzen kamen, ist ein bedachter und cleverer Einfall, der nun auch in der fiktionalen Welt für interessante Verwicklungen sorgt. Allerdings bleibt die Umsetzung dieses Handlungsstrangs oftmals hinter den Möglichkeiten zurück. Das Spannungsniveau, das man von einem soliden Krimi-Mehrteiler erwartet, wird nur teilweise erreicht – denn zu oft verlieren sich die Episoden in Nebensächlichkeiten, die den Erzählfluss hemmen und die Spannung mindern.
Visuell versteht es die Serie dagegen, mit einigen beeindruckenden Aufnahmen der malerischen Landschaft Mallorcas aufzuwarten, die einen angenehmen Kontrast zur düsteren Handlung bieten. Doch auch hier wirkt die Inszenierung gelegentlich unausgewogen, sodass die ästhetischen Bilder nicht immer mit der erzählten Geschichte harmonieren. Die Schönheit der Schauplätze steht oft im Widerspruch zur düsteren und schweren Thematik, was eine gewisse stilistische Diskrepanz erzeugt.
Die dritte Staffel von «Kommissar Bäckström» ist somit ein Fernsehstück, das man vielleicht am besten als solide beschreiben würde, wenn dabei nicht der eher schale Nachgeschmack bliebe, dass doch einiges an Potenzial liegen gelassen wurde – schließlich bietet die misanthropisch-fremdelnde Hauptfigur reichlich dramaturgische Angriffsfläche, die hier völlig ungenutzt blieb. Denn Kjell Bergqvists starke Darstellung und die interessante Grundprämisse können nicht über die erzählerischen Schwächen des Stoffs hinwegtäuschen.
Die sechs neuen Folgen von «Kommissar Bäckström» werden sonntags am 21. Juli, 28. Juli und 11. August im Ersten ausgestrahlt.
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