Mit «Oloture: The Journey» wagt sich der Streaming-Anbieter an ein afrikanisches Format - mit Erfolg?
Netflix ist schon fast seit Aufnahme seiner Eigenproduktionen dafür bekannt, eine breite Palette an internationalen Geschichten und Perspektiven zu präsentieren: Die Serie «Oloture: The Journey» entführt die Zuschauer nun in ein Land, aus dem auch Zuschauer mit einem ausgesprochenen Faible für internationale Produktionen außerhalb des rein englischsprachigen Marktes noch kaum ein Format gesehen habe dürften: Nigeria.
Diese Dramaserie, die auf dem preisgekrönten Film «Òlòtūré» von 2019 basiert, bietet den Zuschauern nun einen tiefen Einblick in die erschreckende Welt des Menschenhandels und der Prostitution in einem der ärmsten Länder Afrikas. Dabei gelingt es diesem Format, eine bewegende und kraftvolle Geschichte zu erzählen, auch wenn sie nicht frei von Schwächen ist. Die Serie folgt dabei der Journalistin Òlòtūré (gespielt von Sharon Ooja), die sich undercover in die gefährliche Welt des Menschenhandels begibt, um die schockierenden Machenschaften aufzudecken, die junge Frauen in die Sexarbeit zwingen. Dabei riskiert sie nicht nur ihre Karriere, sondern auch ihr Leben. «Oloture: The Journey» beleuchtet schonungslos die brutalen Realitäten der schweren Flucht nach Europa und zeigt kompromisslos die seelischen Grausamkeiten auf, von denen ein solches Leben bestimmt ist.
Zu einem der herausragenden Merkmale der Serie gerät dabei schnell die eindringliche Darstellung der Charaktere und ihrer Geschichten. Sharon Ooja liefert eine beeindruckende Leistung als Òlòtūré ab, die sowohl verletzlich als auch mutig erscheint. Sie vermittelt die emotionale Tiefe und die innere Zerrissenheit ihrer Figur auf eindrucksvolle Weise und bringt den Zuschauer dazu, mit ihr zu fühlen und zu hoffen. Auch die Nebenfiguren sind zum größten Teil stark entwickelt und verleihen der Serie eine authentische und glaubwürdige Note.
Die filmische Umsetzung von «Oloture: The Journey» kann ebenfalls überzeugen: Eine düstere und bedrückende Stimmung prägt das Bild und macht dabei die Härte und die Gefahren der Welt, in der sich Òlòtūré bewegt, unumstößlich deutlich. Die Kameraarbeit gerät kraftvoll und fängt die bedrückenden und oft beängstigenden Situationen, in denen sich die Charaktere befinden, auf eindrucksvolle Weise ein. Die Serie schafft es fast mühelos, die Zuschauer aus der ersten Welt in eine düstere Welt zu entführen, die weit entfernt von der eigenen Lebensrealität sein mag, aber dennoch fesselnd gerät und zum Nachdenken anregt.
Nicht immer wählt die Serie dabei ihr Erzähltempo richtig. Während die Auftaktfolge vor Spannung und Intensität nur so strotzt, zieht sich der zweite Eintrag etwas in die Länge und verliert sich in wiederholenden Szenen und Nebenhandlungen, die nicht immer zum eigentlichen Hauptuntersuchungsfeld beitragen. Dadurch verliert die Serie stellenweise an Dynamik. Trotzdem überzeugt «Oloture: The Journey» als kraftvolles und wichtiges Format, das ein ernstes und oft übersehenes Thema in den Fokus rückt und dabei die globale Plattform, die Netflix für dieses Anliegen einräumt, gekonnt zu nutzen versteht.
Die Serie «Oloture: The Journey» ist bei Netflix abrufbar.
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