Montags blickt Quotenmeter auf aktuelle Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops und ordnet diese ein. Gegen die Fußball-EM haben es die übrigen Programm schwer. Es gibt aber auch Lichtblicke.
Die Europameisterschaft hat Deutschland eingenommen. Die Berichterstattung dreht sich um das Heim-Turnier, in dem das DFB-Team durch ein 1:1-Unentschieden gegen die Schweiz den Gruppensieg klarmachte. Seither hat Deutschland wieder ein Körperteil der Nation. Nach der „Wader der Nation“ von Michael Ballack 2006 steht nun der Oberschenkel von Innenverteidiger Antonio Rüdiger im Fokus. Im abschließenden Gruppenspiel hat er sich wohl eine Muskelzerrung zugezogen, ein Einsatz am kommenden Samstag im Achtelfinale ist fraglich.
Weniger spekulativ ist die Tatsache, dass die Spiele des Fußball-Turniers gut angenommen werden. Die angereisten Fans verbreiten zum überwiegenden Teil positive Stimmung, das Interesse an den Spielen ist groß, was sich an den Zuschauerzahlen im TV ablesen lässt. Das dritte Deutschland-Spiel knackte die 25-Millionen-Zuschauermarke. Auch die übrigen 21-Uhr-Spiele überzeugten mit teils mehr als zwölf Millionen Zuschauern. Die Spitzen-Partie zwischen Mitfavorit Spanien und Titelverteidiger Italien verfolgten im ZDF sogar mehr als 13 Millionen Fußball-Fans. Auch jene Partien, die um 18:00 Uhr angepfiffen werden, bescheren den übertragenden Sender großartige Reichweiten und Marktanteile.
Während die übrigen Sender in der Primetime gegen König Fußball bis auf sehr wenige Ausnahme kein frisches Programm bieten, sieht es in der Access-Prime anders aus. Dort laufen – trotz der Fußball-Spiele im Gegenprogramm – auch Erstausstrahlungen. So setzt ProSieben weiterhin auf das Magazin
«Galileo», während Sat.1 in der 19-Uhr-Stunde
«Die Landarztpraxis» ausstrahlt. Serien präsentiert ebenfalls wie gewohnte seine täglichen Serien
«Alles was zählt» und
«Gute Zeiten, schlechte Zeiten». Drei Beobachtungen zu diesem Sendeplatz.
1. Schon das Eröffnungsspiel hatte Auswirkungen
Die EM begann am Freitag, 14. Juni, mit dem Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Schottland. Obwohl die Partie erst um 21:00 Uhr begann, ging das ZDF nach den «heute»-Nachrichten mit der Vorberichterstattung auf Sendung. Damit dominierte der Mainzer Sender die TV-Landschaft und fuhr weit vor dem Anpfiff bereits fast sieben Millionen Zuschauer ein. Das hatte Auswirkungen auf die besagten Anbieter. Vor allem ProSieben hatte arg darunter zu leiden. Nachdem «Galileo» am Tag zuvor noch 700.000 Menschen erreichte, wurden am Freitag nur 0,45 Millionen registriert. Der Zielgruppenmarktanteil stürzte von über elf Prozent auf mickrige 5,1 Prozent.
Ähnlich Quotenstürze musste auch RTL bei «AWZ» und «GZSZ» hinnehmen. «Alles was zählt» musste sich nach 10,2 Prozent am 13. Juni einen Tag später mit 6,8 Prozent begnügen. «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» war ab 19:40 Uhr noch für 7,6 Prozent gut. In den Tagen davor bewegte sich der Zielgruppen-Marktanteil stets bei über 13 Prozent. Auch die Reichweite knickte etwas ein. Von zwei Millionen Menschen blieben am Freitag noch 1,70 Millionen übrig. «AWZ» unterhielt 1,48 Millionen, zwischen Montag und Freitag waren jeweils rund 1,75 Millionen dabei.
2. Die Fußball-EM wirkt sich nicht auf «Die Landarztpraxis» aus
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Freitag bei den RTL-Serien traditionell zu den schwächeren Wochentagen zählt. In der ersten vollen EM-Woche zeigte sich aber die volle Kraft der EM. Während der Wochenschnitt von «GZSZ» zwischen dem 10. und 14. Juni bei 2,01 Millionen Zuschauern lag, brachte es RTL mit den vier Episoden zwischen dem 17. und 21. Juni auf 1,59 Millionen. «AWZ» stürzte von 1,69 auf 1,26 Millionen. «Galileo» zählte nur noch 0,41 Millionen, nachdem in der Vorwoche im Schnitt 0,62 Millionen Zuschauer ausgewiesen wurden.
Unbeeindruckt von der Euro 2024 zeigt sich derweil die Sat.1-Serie «Die Landarztpraxis». Am Tag der Eröffnung verzeichnete Caroline Frier und Co. mit 0,71 Millionen Zuschauern die höchste Reichweite der Woche. Am vergangenen Dienstag stieg das Interesse gar auf 0,85 Millionen Menschen. Zwar schalteten einen Tag später, als Deutschland auf Ungarn traf nur 0,49 Millionen ein, der Wochenschnitt belief sich dennoch auf 0,67 Millionen. In der Vor-EM-Woche zählte man im Schnitt 0,69 Millionen. Selbstredend war der Mittwoch für alle Programm der schwierigste Tag der Woche.
3. Quoten erzählen eine relative Wahrheit
Die Reichweiten sind – mit Ausnahme der «Landarztpraxis» – niedriger, die Marktanteile entsprechen aufgrund der Anzahl der Fußball-Zuschauer vor den heimischen Empfangsgeräten aber nur noch einem Bruchteil. «Galileo» verlor rund ein Drittel seiner üblichen Zuschauer, die Einschaltquote sank hingegen um fast zwei Drittel des ursprünglichen Wertes von 9,9 Prozent (Wochenschnitt 10. – 14. Juni) auf 3,7 Prozent (Wochenschnitt 17. – 21. Juni). «Alles was zählt» büßte ein Viertel seiner Zuschauer ein, die Zielgruppen-Quote sank über die Hälfte. Bei «GZSZ» liegen die Verhältnisse in einem ähnlichen Rahmen.
Bei der «Landarztpraxis» sind die Gesamtreichweiten wie erwähnt einigermaßen konstant geblieben. Dennoch sank der Marktanteil beim Gesamtpublikum von 3,9 auf 3,1 Prozent (Abnahme um 20,51%). In der Zielgruppe zeigte sich die Serie vom Schliersee weniger resilient, aber das Verhältnis zwischen Reichweiten- und Quoten-Rückgang ist nicht kongruent. Bei den 14- bis 49-Jährigen sank die Reichweite von 0,10 auf 0,06 Millionen (Abnahme um 40%), während der Marktanteil von 3,4 auf 1,4 Prozent (Abnahme um 61,76%) einbrach.
Es ist leicht, das Konkurrenzprogramm von König Fußball klein zu reden, aber die Quoten sagen nie die ganze Wahrheit. Bei «Die Landarztpraxis» sind die Quoten zwar massiv eingebrochen, aber die Reichweiten zeichnen ein widerstandsfähiges Bild einer Sendung, die sich in einem umkämpften Markt durchaus konstant zu präsentieren weiß.
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