Etwas unlogisch mutet es schon an, Analysen von vergangenen Fußballspielen gegen Vorberichte zu aktuellen zu programmieren – RTL hat es sich mit seinem «EM-Studio» trotzdem gewagt.
Als Stefan Raab und Ex-ProSieben-Chef Daniel Rosemann Anfang des Jahres bekanntgaben, eine gemeinsame Produktionsfirma unter dem Namen «Raab Entertainment» zu gründen, erzeugte dies verständlicher Weise ein großes Echo. Und tatsächlich erwies sich im Laufe der nächsten Monate, dass die Unternehmung der beiden die deutsche TV-Landschaft ordentlich durcheinanderwirbeln sollte. Höhepunkt dieser Entwicklung war die Ankündigung des Comebacks von Stefan Raab, welcher mit einem Boxkampf auf den Bildschirm – wohlbemerkt auf den von RTL – zurückkehren wird. Nachdem auch Elton zu den Kölnern wechselte/wechseln musste, scheint sich innerhalb der Raab/Rosemann-Schmiede immer mehr eine RTL-Fraktion bzw. ProSieben-Opposition herauszukristallisieren, die dazu führt, dass zukünftige Raab-Formate eben in Deutz und alte Raab-Formate, deren Lizenz er an seine vorherige Produktionsfirma Brainpool abgab, in Unterföhring laufen, oder (etwa im Falle des Turmspringens) wieder dorthin zurückwandern.
Die erste Sendung der neuen Raab-Firma ist nun nicht etwa der ominöse Boxkampf gegen Regina Halmich, sondern etwas überraschend ein Format zur Fußballberichterstattung, welches auf den Namen «Das RTL EM-Studio – Alle Spiele, Tore, Emotionen» hört und am vergangenen Samstag um 20:15 Uhr startete. Ab sofort läuft das im Wechsel von Elton und Jan Köppen präsentierte Format jeden Tag - so auch an den letzten 5 Tagen, deren Quoten wir uns nun mal anschauen wollen:
Zu Beginn der Woche, am Montag, den 17. Juni, hatte man gleich mal das hochkarätige Spiel Frankreich gegen Österreich im Gegenprogramm, welches von der ARD übertragen wurde. Dennoch gelang es, mit 0,33 Millionen Interessenten und einem Zielgruppenmarktanteil von 6,6 Prozent, der ob der gewaltigen Konkurrenz halbwegs akzeptabel erscheint, den bisherigen Höchstwert einzufahren. Insgesamt waren 0,71 Millionen zu dürftigen 2,8 Prozent dabei. In diesem Zusammenhang von Höchstwert zu sprechen, bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass die beiden Ausgaben zuvor noch schlechter liefen – und das deutlich, mit bloß knapp über 3 Prozent bei den 14-49-Jährigen.
Von jenem unterirdischen Niveau sollte die Sendung am Dienstag zunächst aber weiter entfernt bleiben. Ganz im Gegenteil war im Anschluss an die von RTL ausgestrahlte EM-Partie zwischen Türkei und Georgien eine erneute Steigerung möglich, die erwartbarer Weise mit 0,83 Millionen Zuschauenden sowie dazugehörigen 15 Prozent Zielgruppen-Anteil recht deutlich ausfiel. Auch beim Gesamtpublikum bedeuteten 14 Prozent einen neuen Rekord – 3,44 Millionen blieben im Anschluss an das Fußballspiel noch dran.
Dass dieser Ausreißer wohl kaum aus eigener Kraft zustande kam, zeigte sich dann am Mittwoch, 19. Juni, als die von Elton moderierte Ausgabe nun tatsächlich auf das verheerende Level des Startwochenendes zurückkrachte. Mit lediglich 0,26 Millionen Einschaltern fiel man erneut in den 3 Prozent-Bereich, genau gesagt wurden mickrige 3,3 Prozent gemessen. Auch am Gesamtmarkt zeigte sich diese Schwäche, wo bloß 0,63 Millionen zu üblen 2,7 Prozent zusammenkamen. Hier rächte sich vielleicht auch, dass man direkt gegen die Nachberichte des Deutschlandspiels gegen Ungarn sendete – selbst ein zugeschalteter Toni Kroos konnte dies nicht ausgleichen.
Ein Indiz dafür, dass fehlende Einschaltimpulse aber tiefer im Format selbst zu suchen sind, stellte die Donnerstags-Sendung unter Beweis, die dann ohne Deutschlandspiel im Gegenprogramm sogar noch weiter abstürzte. Mit kläglichen 2,3 Prozent (0,12 Millionen) bei den Werberelevanten sowie 2,1 Prozent (0,50 Millionen) aller Zuschauenden wurden erschreckende Negativrekorde markiert, die meilenweit im roten Bereich liegen. Am Freitag wurde die ernüchternde Range dann ein weiteres Mal bestätigt: 0,17 Millionen & 0,64 Millionen Einschalter führten bloß zu gewohnt konsternierenden 3,4 Prozent in der Zielgruppe sowie 2,7 Prozent insgesamt.
Auch wenn die 15 Prozent vom Dienstag den Wochenschnitt sicher pushen, weil man vom zuvor ausgestrahlten EM-Spiel profitieren konnte, so zeigte die Realität ohne Partie im Vorprogramm doch überaus eindeutig, dass das von «Raab Entertainment» kommende «RTL EM-Studio» aus sich selbst heraus kaum in der Lage ist, Fußballinteressierte zum Einschalten zu motivieren. Mit Werten um 3 und 2 Prozent in der Zielgruppe wird RTL gewiss nicht zufrieden sein.
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